Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
ringt.
»Es ist wunderschön, nicht wahr?«, murmle ich.
»Ich … ich …«, stottert er.
»Du kannst sie spüren«, helfe ich.
Er blinzelt mehrmals und ist vollkommen überwältigt. Das kann ich gut verstehen. Sie sind hier. Alle von ihnen. Auch Miram. Jeder Draki, ganz gleich, ob bekannt oder unbekannt, hat hier einen Ort der ewigen Erinnerung gefunden. Ihre Energie knistert in der Luft und dringt tief in mich hinein.
»Dad sollte auch hier sein«, sage ich. »Tam und ich werden einen Stein aussuchen müssen … und ihn für ihn hinterlegen.« Diese Worte kommen mir nur schwer über die Lippen. Ohne einen Beweis für seinen Tod, ohne seine Asche, würden wir so etwas normalerweise nie in Erwägung ziehen. Aber jetzt ist die Zeit dafür gekommen.
Will nickt zustimmend und sagt mit feierlichem Gesichtsausdruck: »Ja, das ist eine gute Idee.«
Die Schmucksteine funkeln in ihren irdenen Betten. Einer sticht mir ganz besonders ins Auge. Ein Topas. Mirams Schmuckstein. Ich hauche ihren Namen. Auf diesem Friedhof aus Asche und Schmucksteinen liegen mehrere Topase … aber dieser hier spricht zu mir, ruft nach mir, als wäre es Miram selbst. Und vielleicht ist sie es ja sogar.
Ich blinzle gegen das Brennen in meinen Augen an. Meine Beine geben plötzlich nach und Will fängt mich gerade noch auf.
»Es tut mir leid.« Ich weine mich an seiner Schulter aus und hasse es, so schwach zu sein. Nach allem, was ich durchgemacht habe, sollte ich da nicht stärker sein? Immun gegenüber solchen Verlusten?
»Du musst dich nicht entschuldigen.« Er geht sanft mit mir in die Hocke, wiegt mich wie ein Kind in den Armen und flüstert mir beruhigende Sätze ins Ohr. Seine Hand an meinem Rücken fühlt sich stark und fest an. Seine Finger wandern zu meinem Kopf und streichen mir übers Haar. »Sie verdient es, dass man sich an sie erinnert … sie vermisst.«
»Wir sind losgezogen, um sie zu retten …«, schluchze ich durch meine Tränen hindurch, »… und am Ende ist sie doch gestorben.« Diese Wahrheit lässt meinen Kummer umso bitterer schmecken. »Sie wurde von einer von uns ermordet … nicht von den Enkros oder von irgendwelchen Jägern. Von einer Draki. Ihre eigene Tante hat sie getötet. Genau wie meinen Vater.«
Ich schlage mit der Faust auf den Boden und treffe auf die Kante eines Schmucksteins, der mir in die Hand schneidet. Ich ziehe scharf die Luft ein. Schimmerndes Blut quillt aus meiner Haut. In der Dunkelheit der Nacht wirkt es fast schwarz, der Purpurton ist kaum zu erkennen. Will flucht leise und tupft die Wunde mit seinem T-Shirt ab.
»Hey, sei vorsichtig. Du hast schon genug Verletzungen davongetragen«, tadelt er mich zärtlich und zieht meinen Kopf an seine Schulter. Ich weine mir die Seele aus dem Leib, nicht wegen des Schmerzes an meiner Hand, sondern wegen des Schmerzes in meinem Herzen.
»Meinetwegen ist dein T-Shirt jetzt ganz nass«, sage ich und zupfe an dem feuchten Stoff über seiner Schulter herum.
»Und voller Blutflecken«, ergänzt er in gespielt vorwurfsvollem Ton.
Ich schniefe und lächle und streiche ihm mit der Hand über die Schulter. Eine Weile lang sitzen wir schweigend nebeneinander in dem Licht der Schmucksteine.
»Was haben sie mit ihr gemacht?«, frage ich und füge erklärend hinzu: »Jabel.«
Er seufzt. »Es sollte einen Gerichtsprozess geben …«
»Aber?«
»Laut Nidia wusste sie genau, was dabei herauskommen würde.«
Mein Herz pocht schneller. »Sie wäre zum Tode verurteilt worden.« Bei dem, was sie getan hat … dafür würde das Rudel sie schnell und gnadenlos verurteilen. »Genau das, was sie verdient hat. Sich ihrer eigenen Nichte zu entledigen, als wäre sie ein wertloses Stück Müll.« Ich schüttle den Kopf und mir ist klar, dass das hart klingt, aber bei dieser Sache ist mir das egal. »Ich werde nie vergessen, wie sie Miram einfach so ins Wasser geworfen hat.«
Will zieht mich näher zu sich heran. »Jabel ist geflohen, bevor sie –«
»Dann ist sie also davongekommen«, stelle ich mit bitterer Stimme fest. Sie läuft frei dort draußen herum. Sie wurde nicht bestraft. Weder für den Mord an Miram noch für den an Dad.
»Sie wird nie glücklich werden, Jacinda. Ganz alleine unter Menschen. Sie ist nicht wie du. Sie hat einen Mord begangen, um dieses Leben hier zu beschützen.« Er macht eine weit ausladende Handbewegung. »Und jetzt hat sie genau das verloren.«
Das reicht nicht. »Tut mir leid, wenn das nicht genug für mich ist. Ich bin
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