Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
schon –«
»Umgebracht zu werden«, führe ich seinen Satz zu Ende.
Er nickt. Und mir ist durchaus bewusst, wie seltsam das ist. Will. Im Rudel. Wie er ganz normale Arbeiten verrichtet und einfach dazugehört.
»Komm mit, Will. Wir müssen die hier ausnehmen«, sagt Deghan.
Will nickt und sieht mir noch immer in die Augen. »Ich komme heute Abend bei dir vorbei.«
»Super, aber du riechst nach Fisch. Stell dich vorher unter die Dusche.«
Sein Lächeln wird breiter und ich fühle mich ganz leicht und vergnügt dabei, dass er hier glücklich ist. Hier. Darauf hatte ich zwar insgeheim immer gehofft, es aber nie wirklich für möglich gehalten.
Tamra und ich gehen weiter und schwelgen beide in den Augenblicken, die wir gerade mit den Jungen, die wir lieben, genießen durften. Wer hätte je gedacht, dass das einmal Wirklichkeit werden würde? Sogar jetzt fühlt es sich noch an wie ein Traum … wie etwas, das uns jeden Augenblick aus den Händen gleiten könnte.
Wir bleiben an dem kleinen Spielplatz vor der Grundschule stehen. Ein Dutzend Kinder spielt dort, saust die Rutsche hinunter oder klettert an der Felswand hoch. Die Lehrerin, die sie beaufsichtigt, lächelt und winkt uns zu. Ich winke verlegen zurück. Es ist ein seltsames Gefühl, plötzlich wieder akzeptiert zu werden.
Zwei Mädchen rennen um die Wette auf die letzte freie Schaukel zu. Das, das als Erstes dort ankommt, hüpft mit einem triumphierenden Lächeln darauf. Das andere Mädchen streckt ihr die Zunge heraus und stolziert davon, als hätte sie etwas Besseres zu tun.
Ich grinse. »Erinnerst du dich noch daran, als wir so alt waren?«
In diesem Moment kommt Az aus der Klassenzimmertür heraus und mir fällt wieder ein, dass sie jetzt als Lehrassistentin arbeitet. Sie ist gestern vorbeigekommen, um nach mir zu sehen, hat sich darüber aufgeregt, dass ich mich schon wieder von Jägern habe erwischen lassen, und hat mir dann den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Rudel erzählt.
Als sie uns sieht, läuft sie auf den Rand des Spielplatzes zu und ihre lange blauschwarze Mähne weht im Wind. »Hey, schön zu sehen, dass du aufstehen darfst. Na, bist du es leid, faul herumzuliegen?« Sie umarmt mich. »Ich meine, es muss echt sterbenslangweilig sein, wenn ein süßer Kerl neben dem Bett auf einen wartet.« Sie verdreht die Augen.
»Und was ist mit dir?« Sie zeigt auf Tamra. »Pass lieber gut auf deinen Deghan auf. Hast du gesehen, wie ihm alle Mädchen hinterherstarren?« Sie legt eine Hand an die Brust. »Ich natürlich nicht.« Sie zwinkert mir zu. »Ich respektiere mich selbst viel zu sehr, als dass ich dem Freund eines anderen Mädchens hinterherhecheln würde.«
»Az!« Die Lehrerin ruft von der anderen Seite des Spielplatzes nach ihr.
»Ich muss los«, seufzt Az. »Einige von uns haben Pflichten … statt Abenteuer mit süßen Jungs.«
Tamra und ich kichern, während sie davonläuft.
»Ach, ich habe sie echt vermisst«, sage ich kopfschüttelnd. Ich drehe mich zu meiner Schwester um und mustere sie eingehend. »Und dich werde ich ebenfalls sehr vermissen.«
Tamra wird wehmütig. »Du kannst jetzt auch hierbleiben, weißt du. Und Will auch.« Sie beißt sich auf die Lippe, scheint meine Gedanken lesen zu können und fügt hinzu: »Jetzt wird alles anders.«
»Das weiß ich.«
»Immerhin ist Will nicht ausschließlich ein Mensch.«
Ich nicke. Das stimmt. Ich hole tief Luft und denke an Will. Noch ist das Urteil über ihn nicht gefallen. Er ist kein Draki, aber er ist auch kein Mensch. Er hat eine Gabe, das stimmt … doch hat das Drakiblut auch sein Leben verlängert? Das wird sich erst im Lauf der Zeit herausstellen.
»Ich weiß, dass sich jetzt im Rudel vieles zum Besseren wenden wird. Mit Cassian –«
»Jacinda.«
Etwas in Tams Stimme macht mich stutzig. Ihr Arm gleitet von meiner Taille. Ich drehe mich zu ihr um und stelle mich vorsichtig vor sie.
»Was, wenn Cassian nicht das Sagen hätte?«
Ich runzle die Stirn. »Aber wer sonst –«
»Gestern Abend haben Cassian und die anderen Ältesten mich besucht.«
Ich lege den Kopf schief und warte auf weitere Erklärungen.
»Sie wollen nicht mehr, dass ein einziger Alpha das Rudel anführt. Sie wollen, dass es einen Rat aus mehreren Vertretern gibt …«
Einen Moment lang weiß sie nicht weiter.
Sie blickt auf die spielenden Kinder und ich frage mich, wer von ihnen einmal ein Feuerspeier sein wird. Und wer ein Draki ohne Gabe – wofür früher alle Tamra gehalten
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