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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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er auf, als er plötzlich feststellte, daß sein Zauberstab verschwunden war. Und mit ihm der schwere ledergebundene Foliant, den ihm sein Großvater anvertraut hatte – Das Buch Maggie. Ein gar lehrreich ANthologia in welcher versammelnt seind Allerley REceptures der ZAubrischen & MAggischen Künste nebst so manch anderm HOckusbockuS.
    Panische Angst packte Whintz. Noch im selben Augenblick tobte dort, wo eben noch ein großer, angekohlter Fahrender Zauberer gewesen war, ein Wirbelsturm aus Glasscherben und verbrannten Holztrümmern, rußschwarzen Wolken und unbändigen Flüchen: Wie ein Rasender durchstöberte Whintz den Trümmerhaufen, riß sich die Finger wund und zog sich unter anderem eine böse Muskelzerrung zu. Wie ein tollwütiger Biber unter Termindruck wühlte er sich durch die Stätte der Zerstörung, warf schwarz verbrannte Pfosten und Streben durch die verrußte Gegend und … stellte mittendrin urplötzlich seine hektischen Aktivitäten ein. Vor ihm lag, wie ein Ausgrabungsstück, wie der Zahn eines längst ausgestorbenen, fossilisierten Lebewesens das Buch! Die rauschenden Wasser der Erleichterung löschten das Feuer der Panik, Whintz stellte fest, daß das Werk kaum Schaden genommen hatte. Das alte Leder der Einbanddecke war bis auf einen kleinen Brandfleck am Buchrücken unversehrt, nur in den Vertiefungen der goldenen Prägeschrift hatte sich eine dicke Rußschicht angesammelt.
    Er griff danach – und schrie auf.
    Kurz bevor seine Hand den Folianten berührte, explodierte der, Feuer lohte auf, Flammen züngelten und hätten um ein Haar seinen Bart in Brand gesetzt.
    »Mein Buch!« Whintz starrte entsetzt auf das Kleininferno, das vor seinen Augen loderte, dann riß er sich den Mantel von den Schultern, um die Flammen zu ersticken. Wie ein stygischer Torero, der zum Todesstoß ansetzt, sprang er los – und fuhr erschrocken zurück: Hysterisches Gekreische erscholl aus dem Feuer, ein Schnabel stach durch den Rauch, goldene Flügel flatterten, und dann schoß ein verschwitzter Vogel aus dem thermischen Tohuwabohu. Mit einem leisen Pffft erloschen die Flammen, zurück blieb ein Häufchen stark duftendes Grass und Heu.
    Der Phönix spreizte die runderneuerten Flügel, leckte sich den Schnabel, gähnte und kratzte sich mit der linken Zeigekralle den Bauch.
    Whintz war wie gelähmt. Er konnte und wollte seinen Augen nicht trauen, die ihm immer wieder hartnäckig versicherten, daß das, was sie und er sahen, tatsächlich wahr war. Ein Phönix! Ein echter, lebendiger, leibhaftiger Phönix! Haltbarkeitsdauer fünfhundert Jahre, garantierte Selbstvernichtung auf Privatscheiterhaufen (inkl. Vortrag melod. Trauergesang), pflegeleicht, anhänglich und absolut tempelrein, für nur …
    Whintz bückte sich und schnappte sich sein Buch, das unter dem gähnenden Vogel lag, der sich jetzt in die Brust warf, wie ein frisch eingeölter Bodybuilder posierte und mit narzißtischem Vergnügen seinen wieder einmal wiedererstandenen Körper begutachtete. Der Phönix, empört über die Störung, kreischte und flog davon. Whintz wiegte die gar lehrreich ANthologia etc. pp. in den Armen, streichelte sie und säuselte beruhigend, sprach mit ihr wie mit einem kleinen kuscheligen Tierchen, das er eben davor bewahrt hatte, in einem mit Steinen gefüllten Sack in einen reißenden Fluß geworfen zu werden.
    Es war ihm unerklärlich: Das Buch hatte alles unbeschädigt überstanden, war brauchbar wie eh und je.
    Der Phönix flatterte weiter, nutzte mit beiden Flügeln die herrschende Thermik und segelte davon. Zum Taubenärgern.
    Derweilen wand und krümmte sich eine kleine braune Chrysalide (wohnhaft: Waldlichtung Isolon, Rocktasche, Buchkap. 5-76 inkl.) und erholte sich allmählich wieder von einem heftigen Anfall fliegender Hitze.
    Alles in Ordnung, sprach sich Ch’tin Mut zu, kein Grund zur Aufregung! Fliegende Hitze – so etwas gehört nun mal zur kritischen Zeit des Wechsels.
     
    Fünfundzwanzig Meter unterhalb der zerbröckelnden Spitze des Lüginsland waren zwei Gestalten emsig mit der Verrichtung ihrer klammheimlichen Umtriebe beschäftigt. Niemand sonst wußte, daß sie sich dort herumtrieben. Und nicht nur das: Seit Inkrafttreten des Reichserlasses No. 538 war es jedermann in Cranachan strengstens (Zuwiderhandlung wurde mit Verbannung bestraft) verboten, auf etwas zu blicken, das höher lag als das Gesicht des Königs – weswegen tatsächlich kein Mensch wußte, daß es diesen Turm überhaupt gab. Mit Ausnahme der im

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