Firkin 04 - Hundstage
so was?«
»Dazu reicht die Zeit nicht!« schnauzte Practz. »Vielleicht ist es jetzt schon zu spät! Wenn Mancini die Energiequelle gefunden hat, die er braucht …«
»Das wäre mir aufgefallen!« rief Phlim, der die Steuerung bediente. »Seit wir den Lageplan gefunden haben, haben hyperempfindliche Thaumometer seinen Weg gekreuzt.«
»Und was ist mit dem Niederschlag, der die Wantze beeinträchtigt hat?« fragte Practz.
»Niederschlag? Davon hat mir ja noch keiner was erzählt!« quäkte Thurgia und wünschte sich, er hätte es nur mit einer lumpigen Besessenheit zu tun. Gebt mir einen Dämonen, bitte! Bei Dämonen wußte man wenigstens, wo man dran war!
»Nicht stark genug«, erwiderte der Technozauberer und ignorierte Thurgias Genöle.
»Seid Ihr sicher?« knurrte Practz.
Phlim biß sich auf die Lippe und kreuzte abergläubisch die Finger. Er zog den Kopf ein, als er versuchte, irgendeine Art Illusion der Zuversicht zu mobilisieren. »Aber ja. Es war ein Thaumolith, kein Versehen. Eine kurze, scharfe Explosion …«
»Eine Explosion!« schrillte Thurgia und sprang vom Versetzungspentagramm.
»Mancini müßte ein Thaumafer anzapfen, um die Heerscharen zu befreien …«, fuhr Phlim fort und kreuzte wieder einmal nervös die Finger.
»Heerscharen!« schrie der Leiter der Abteilung Dämonische Studien. »Nun aber mal langsam! Ich lasse mich doch nicht von einer neumodischen Maschine an diesen Ort versetzen, um gegen Heerscharen zu kämpfen …«
»Wird auch nicht nötig sein!« raunzte Practz. »Im Moment brauchen wir am nötigsten Informationen! Ich will nur, daß Ihr in Erfahrung bringt, wo Mancini und die gestohlene Molluske sind, damit wir sie zurückbekommen, bevor es zu spät ist.«
»Kein Kampf?« säuselte Thurgia hoffnungsvoll.
»Überwachung. Ohren an den Boden. Stilles Verhör!« versicherte Practz. »Keine Kämpfe, klar? Und nun bitte, auf die Pentagramme!«
Rutger, Thurgia und Wat traten zögernd in die Kreidekreise, und Practz gab Phlim ein Zeichen.
»Ganz bestimmt keine Kämpfe?« fragte Thurgia und beäugte Practz mit zunehmender Skepsis.
Phlim wischte sich das Haar aus dem Gesicht, schluckte und gab einen scharfen, kehligen Befehl. Er war aufgeregt, als die Energieangabe bis zu zwanzig Gigathaum wogte und eine kleine Luke sich öffnete. Mit dem Knistern roher Kraft zischte ein gefangener Lichtblitz saphirblauer Energie ins Freie, traf Practz in den Hintern und verblieb dort blitzend und zuckend, als reine Thaumen in ihn flossen. Cerulische Funken knisterten, sprudelten über sein Haar und flackerten über seine Brauen, als er die Hände bewegte und anfing, die Versetzungsformeln herunterzubeten. Das Thaumatron pulsierte, das Geräusch hochenergetischer Magie prallte von den Felswänden ab und hallte durch die ganze Höhle.
Plötzlich zuckten Practz’ Hände vor. Blaue Flammen sprangen von ihnen fort, deuteten auf zwei Pentagramme, trafen die Kreide und entzündeten die krakeligen Striche. Blitzschnell prallte eine dritte Energielanze von irgendwo auf Practz’ Anatomie und verband sich mit einem lauten Krachen und einem erleichterten Schrei Practzens mit Thurgias Pentagramm. Phlim ließ die Stabbremse völlig los, zweiundzwanzig Giga strömten in Practz, und mit einem Trio zischender Plopper verschwanden die drei Gestalten.
Phlim brachte zwar nie in Erfahrung, wie Practz alle drei Energiebogen gesteuert hatte, aber er war sich ziemlich sicher, daß sein Boß fortan einen andern Gang hatte.
Fettu Tschini zog fest an den Zügeln seines Rosses und riß verzweifelt an denen Herrn Murxens, als sie um eine der zahllosen finsteren Ecken von Cranachan bogen und in eine schmale Gasse eintauchten. Der Ritter fühlte sich allmählich deutlich seekrank; er war nicht daran gewöhnt, mit verbundenen Augen zu reiten. Und besonders nicht in so halsbrecherischer Geschwindigkeit.
Sie fegten um die nächste Rechtsbiegung, jagten nach links, fegten nach rechts und kamen in einem Schauer kratzender Töne zu einem plötzlichen Nothalt. Eine Portion halbverdauter Schlangennierenpastete votierte unzeitgemäß nach Freiheit aus dem sich überschlagenden Rittermagen.
Das winzige Gäßchen wurde fast zur Gänze von einer einzelnen gewaltigen Gestalt blockiert. Sie war in eine ausgebeulte grüne Strickjacke gekleidet, die offenbar nur von bunten Stoffflicken und Bändern zusammengehalten wurde. Ein riesiges Zelt, das als Schlachtkilt hätte durchgehen können, sank zu Boden und klimperte bedrohlich,
Weitere Kostenlose Bücher