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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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unmißverständlich scheppernde Getöse von hauptsächlich metallenen Gegenständen, die in hohem Tempo mit der Höhlenwand kollidierten. Mancini hatte gerade die Tatsache entdeckt, daß ihm 25er-Mikrothaum-Divinatoren fehlten.
    Er hatte sämtliche Kramkisten in Sichtweite durchsucht, die kleinsten Ecken jeder winzigen Schublade durchwühlt, Inhalte in fliegenden Bauteilfontänen über die Schulter geworfen, fieberhaft durch unfertige Schaltkreise und Pentagramme in seinen Kisten gejagt und … nichts gefunden. In einem Wahnsinnsanfall hatte er bei seiner verzweifelten Suche sogar Knapps Sack auf den Kopf gestellt und sich in Panik durch Maden, schimmliges Brot und eine Million sonstiger unkenntlicher Köderknubbel geschlagen. Ohne 25er-Mikrothaum-Divinatoren war es unmöglich, das notwendige Potential zu erzielen, um den Hypertaurusbeschleuniger anzutreiben, und keine Menge zerknüllter Silberfolienfetzen, Klebebänder und Kordeln konnte je hoffen, das Problem zu lösen. Sein PET-Drache war tot. Absolut, irreparabel dysfunktional. Und nun war es ihm unmöglich, einen neuen zu basteln.
    Mancini war schutzlos. Nun konnte jeder einfach in die Höhle stampfen, sich die Molluske schnappen, die Verdammnis stehlen und ihn dort töten, wo er hockte. Und alles, bevor er eine Gelegenheit hatte, die Verdammnis auf einem kristallenen Altar zu opfern und die Macht loszulassen … Seine absolute Macht.
    Er kam sich nackt vor, verletzlich, völlig ungesichert … Aber es gab eine Möglichkeit, die ihm half, daß er sich besser fühlte – lautes Geschrei.
    Nachdem er Knapp wegen seines unaufgeräumten Sacks angeschrien hatte und wütend auf dem Haufen herumgesprungen war, rannte er mit wildem Geschrei zum Grubenschacht, hob einen Stein vom Boden auf, warf ihn in die Finsternis und grinste, als er einen gedämpften Aufschlag hörte.
    »Ich höre euch verdammte Maulwürfe nicht arbeiten!« schrie er. »Buddelt schneller! Schneller!«
    Granitsplitter flogen, als die Zwerge ihre Werkzeuge packten und erneut auf das Gestein einschlugen.
    Ungesehen, hinter Mancini, am anderen Ende der Höhle, funkelten die blutroten Augen der Verdammnis in anmaßender Bosheit aus dem Käfig, als sie höhnisch die blitzenden Zähne fletschte. Ihre Vorderpfote hob sich langsam und klappte mit dem Sirren einer Meuchelmörderklinge ein Oktett rasiermesserscharfen Todes aus. Beiläufig, fast wichtigtuerisch hauchte sie über die wilden Extensionen und polierte die funkelnden Krallen am Brustfell, wobei sie in einem kurzen geringschätzigen Grollen schnurrte.
     
    Hoch im Talpa-Gebirge knurrte ein bis zu den Oberschenkeln in krallender dicker Erika stehender alter Mann ebenso in furchtgeladener Frustration. Er funkelte den Inhalt einer verzierten dreieckigen Holzkiste an und verfluchte die geisteslähmende Pedanterie des Glotzorakels zum hundertsten Mal.
    »Mußt du so kompliziert sein?« schrie er, nachdem er sechzehn Fragen ganz locker sinnlos verbraucht hatte.
    Der allessehende Augapfel blinzelte zweimal für ›Nein‹.
    »Ja, ja, ich muß eben die richtigen Fragen stellen. Ich weiß!« Er stierte jämmerlich über die öde Berglandschaft hinweg und schüttelte sich, als eine kalte Regenfront ein Tal weiter schlich.
    »Bin ich in der Nähe der gestohlenen Verdammnis?« fragte er.
    Blinzel.
    Plötzlich fiel ihm eine andere Art der Befragung ein.
    »Kannst du als allessehendes Auge auch Fragen beantworten, die das Schicksal betreffen? Die Zukunft?«
    Das Augenlid flatterte unbescheiden und blinzelte einmal.
    Das Herz von Ittos Großvater wogte in akuter koronarer Erregung.
    »Werde ich die Verdammnis finden?« fragte er verzweifelt, da er spürte, daß sich das Gewicht der Zukunft schwer auf seine Schultern senkte.
    Blinzel, antwortete das Glotzorakel geheimnisvoll und schloß sich allmählich.
    »Bald?« fragte der Alte bittend. »Werde ich sie bald finden?«
    Es gab keine Antwort. Er hatte seine zwanzig Fragen gestellt.
     
    Es gab einen kurzen, sehr kurzen Moment, in dem Herr Murx die Möglichkeit erwägte, den Kopf einer ammorettischen Todesechse als den eines kürzlich erlegten Drachen auszugeben, die schulterklopfenden Glückwünsche hinzunehmen, das herzliche Mahl für den heimgekehrten Helden zu verschlingen und, bevor irgend jemand etwas argwöhnte, mit dem Schotter abzuhauen. Eine sehr flüchtige Periode lang war es ihm wirklich wie eine gute Idee erschienen. Doch dann türmten sich die Probleme auf und wurden schnell zu hüpfenden und tretenden

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