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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Sandstürmen des Zweifels und zu geiferndem Spott – wie Geier über einem eine Woche toten Kadaver.
    Zuerst war da eine kleine, aber unausweichliche Wahrheit: Egal, wie viele Pargamentmaché-Hörner man auch an ihr anbrachte; ungeachtet der Rußmenge, die man in jedes Nasenloch stopfte und der zahlreichen Schichten grüner Farbe, die dies alles erforderte: Nicht mal dann sähe der Kopf einer ammorettischen Todesechse so aus wie der eines Drachen.
    Zweitens bestand da das Problem mit einem gewissen, unzweifelhaft wütenden Fettu Tschini, der irgendwann, und zwar dann, wenn man ihn gar nicht brauchte, auftauchen würde.
    Und drittens gab es die tollwütige, rasch anwachsende Meute der spruchbandschwenkenden Fanatiker, die aus dem Tal heraufstürmten und bereit waren, alles und jedes zu vernichten, das auch nur im entferntesten drachenmörderisch aussah.
    Möglicherweise war es der letzte Faktor, der am meisten Herrn Murxens entscheidenden und rechtzeitig gefaßten Entschluß einwirkte, die Affäre unter ›Erfahrungen‹ abzulegen und so schnell wie möglich aus dem Talpa-Gebirge die Mücke zu machen.
    Und zwar keinen Augenblick zu früh, denn als er gerade hinter dem Horizont entschwand, um sich neuerer Pesten anzunehmen, betrat die gesamte Macht des kaiserlichen Heeres von Murrha die Bühne, und zwar von links. Ihr kollektiver Geist war vom pausenlosen Gebrabbel Praquats wie gelähmt, zudem dieser nicht die geringste Ahnung von der Geschichte der Landschaft hatte, durch die er es führte.
    »Hierher! Hier runter! Folgt mir, Leute!« rief Praquat und winkte den stampfenden Truppen und heftig holpernden Sandjachten ermutigend zu. »Zu Eurer Linken befinden sich die drei Heiligen Grünen Böcke von Goohn!« Er deutete auf ein Trio unbedeutender moosbedeckter, nicht im geringsten heiliger Felsen, die halb aus dem Farn herausragten. »Wie die Legende sagt, erbt derjenige, der – ohne sich zu bewegen – alle drei zugleich berühren kann, auf der Stelle die Gabe des Käsemachens. Viele haben es versucht, doch ohne Erfolg. Ihr, Herr, seid doch ein wagemutiger Bursche. Wollt Ihr nicht ausprobieren, ob der alte Mythos ein Körnchen Wahrheit enthält? Nein? Nun ja … Dort drüben, zu Eurer Rechten …«
    Während Praquats unaufhörliches Gequatsche ungeprüft weiterströmte und haufenweise einfältige Lügengarne in jedes ihm lauschende Ohr spuckte, veränderte sich der Ausdruck General Zakkiks von dem extremer Langeweile zu aufflackernder Neugier und hochaufgerichteter, zackiger militärischer Aufmerksamkeit. Er riß sein Roß herum und galoppierte eilends auf die Flaggjacht von Admiral Trillefitzens landgebundener Flotte zu. Er sprang wie der Blitz vom Roß, schlug sich durch ein Gewirr von unnötigerweise verwickelter Takelage, packte den Admiral und deutete eifrig auf eine Stelle von genau neunzig Grad zum historischen Ort, den Praquat gerade erläuterte.
    Tief unten strömte eine Meute von Spruchbandschwenkern über ein Hügelchen und kletterte weiter.
    »Nun, meine Herren und … Herren«, zwitscherte Praquat, »dies bringt mich zum Ende der Talpa-Gebirgswanderung. Im Namen Eures Führers – in meinigem – möchte ich sagen, welche Freude es mir war und daß ich hoffe, Euch irgendwann einmal wiederzubegegnen. Aufmerksamkeiten werden dankend entgegengenommen, vielen Dank.« Und mit diesen Worten trat er mit ausgestrecktem Arm seitlich an das näher kommende Heer, wobei seine Handfläche himmelwärts deutete.
    Tief unten im Tal erklang ein durch die Entfernung gedämpft klingender Angstschrei, dann sah man einen Schauer zeigender Finger. Die Menge beschleunigte ihren Schritt und zertrampelte unbewußt die seltenen Krokusse und wilden Orchideen, die sie eine Woche zuvor noch zu beschützen versucht hatten.
    Praquat brummelte elend vor sich hin, als der ersehnte Haufen monetärer Anerkennungsgesten des vorbeimarschierenden Heeres zu materialisieren versagte. Er spuckte auf das Heck der letzten vorbeiziehenden Jacht und machte sich dünn, um sich über den Zustand von Kap Putschinos Mohnfeldern zu informieren.
    Im Zeitraum weniger Minuten war das Tal eine Sackgasse, die Luft wimmelte von erbosten Gesängen und eifrig geschrienen Parolen, die zwischen den rechtschaffen aufständischen Freunden des Gewürms und dem kopfkratzenden kaiserlichen Heer Murrhas hin und her pingpongten.
    General Zakkik war äußerst verdattert. Es war doch immer so hübsch, wenn man von einem Begrüßungskomitee willkommen geheißen wurde, das

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