Firkin 04 - Hundstage
ersten Mal seit 85.000 Jahrhunderten des Sonnenlichts gewahr. Eine blutrote Fontäne spuckte Tausende von Fuß hoch in die Luft.
Die große Mehrheit der Spruchbandträger schrie auf und rannte davon.
»Man hat den Drachen gestört! Ein Hilferuf!« schrillte Frau Bidet freudig.
»Ein Hilferuf?« fragte der Mann zitternd. »Ich weiß zwar, daß es jetzt vielleicht feige oder nach einer Ausrede klingt, aber … Glaubt Ihr wirklich, daß jemand, der soviel Feuer spucken kann, ausgerechnet unserer Hilfe bedarf?«
Die Frau wandte sich zu ihm um. »Auch das stärkste Tier«, kreischte sie, »hat eine schwache Stelle! Wir müssen ihn beschützen!« Und damit löste sie sich aus seinem Griff und stürmte auf den Höhleneingang zu, wobei sie sich zwischen den ›Drachen‹ und das murrhanische Heer stellte.
Im Inneren der Höhle konnte die Verdammnis ihre Erregung kaum zügeln. Sie sprang und tollte in der Enge ihres Käfigs umher, aufgeregt, als die Energie um sie herum wogte, an ihrem Fell knisterte und es bis in die Knochen erwärmte.
Mancini, beobachtet von einem verschreckten Zwergenhaufen, der sich hinter einem großen Stapel Granitsplitter versteckt hielt, sowie dem ebenso versteinerten Knapp, der den Versuch machte, in seinen Sack zu steigen, zerrte ein langes Tuch von einer in der Ecke hockenden Vorrichtung, deren vier Beine mit kurzen Stricken an flache Holzschier gebunden waren und wie ein Gartengrill aufragten. An dieser Vorrichtung hingen in einem einstellbaren Geschirr zwei große rosafarbene Kristalle herab.
Mancini – der Gedanke an nie dagewesene Macht strömte schneller durch sein Hirn als der schlimmste Anfall akuten Goldfiebers – packte aufgeregt den Käfig der Verdammnis, schleuderte ihn auf die Vorrichtung und duckte sich nur leicht, als sie gefährlich erbebte. Dann schob er das ganze Ding langsam auf die schlagenden Eruptionen der Energie zu, die dem Grubenschacht entströmten. Ob es nur reflektiertes Licht oder etwas weitaus grundlegender Fundamentales war, war Mancini schnurz, aber die rosafarbenen psychoterrinen Kristalle fingen an zu glühen, und je näher sie der Schachtmündung kamen, desto heftiger pulsierten sie.
Knapp lugte aus seinem Sack hervor und wünschte sich ein großes Sofa, hinter dem er sich verstecken konnte.
Mancinis Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, als die Verdammnis schrill winselte. »Ha! Du hast es geahnt, was?« rief er. »Du bist meine Eintrittskarte zur Macht!«
Seine Gedanken rollten zurück, und er sang mit boshafter Stimme:
»Kraft aus den Felsen,
gebündelt durchs Gestein,
ballert heute
auf dein verdammtes Körperschaftsgebein.«
»Mach dir keine Sorgen, schnüffelnde Kreatur!« rief er, als er die Plattform voranschob. »Es tut überhaupt nicht weh!«
Trotz der Prophezeiung des Glotzorakels, er sei der Verdammnis nahe und werde sie finden, hatte Ittos Großvater einen solchen Hinweis auf ihren Standort nicht erwartet. Scheckige Flaumbällchen unter Massen von Vegetation – vielleicht; achtkrallige Fußabdrücke, die in winzigen Ecken weichen Bodens leuchteten – mag sein; aber kontinenterschütternde Ausbrüche blutroter geothaumaler Energie, die so erhellend dem Himmel entgegenstrebten und die Stelle wie eine Neonlampe der Götter bestimmten – tja, nein.
Er erinnerte sich an ein altes murrhanisches Sprichwort, das davon handelte, niemals in die Futterluke von Rossen zu lugen, die man geschenkt bekam, riß sein Gewand an der Taille auf und eilte mit einem Wogen von Adrenalin dem zuvor unbedeutenden Höhleneingang an der Ranke des Tortellini entgegen.
Ein gedrungener Zeigefinger folgte im Thaumaferen-Führer den schwachen Spuren des Thaumafer-Irrgartens, dem anderen wurde in rasender Nervosität der Nagel abgebissen. Der Finger fuhr verzweifelt über die Molluske und suchte das östliche Netz um den Tortellini mit der Begierde eines Falschmünzers ab.
Plötzlich hielt er inne. Ein einzelnes Thaumafer schlängelte sich unter der Erde her und lief genau unter dem Vulkan.
Practz ließ den Finger dort, wo er war, nahm den zweiten aus dem Mund und verfolgte die Thaumafere von Westen her. Dabei spuckte er einen Mundvoll Fingernägel durch die Höhle.
Sekunden später traf seine Fingerspitze den Vulkan. Er sprang mit einem Quäken auf, riß die Molluske an sich und jagte hinaus, um Phlim zu suchen. Ein Glimmer der Hoffnung flackerte in seinen Nieren auf.
In einer Höhle, die nur ein paar Minuten von Practz’ wildem
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