Firkin 04 - Hundstage
grobem Sand und Wasser gearbeitet) und Säcke frischgebackenen Mannas, das direkt aus dem Himmel kam. Cantrips Zunge fuhr zwischen seine Lippen, als er die nächste Wunderlampe durch die winzige, vollgestopfte Werkstatt warf, sie wieder aufhob, kritisch grunzte und den Vorgang wiederholte. Den richtigen Grad ›antiken‹ Aussehens zu erhalten, war ein schwieriges Unterfangen und erforderte höchstes Geschick.
Pepperl schlich, vom schilfröhrigen Quietschen einer kleinen Pfeife gefesselt, um den schwankenden Kopf einer kapuzenbedeckten Schlange herum und drückte sich durch eine winzige Lücke in die schwatzende Meute schwerttragender Händler, die sich über die Asche eines verdächtig verkohlten Teppichs stritten. Nachdem er mit Mühe und Not einem Berg gefährlich schwankender Körbe ausgewichen war, kroch er schließlich zwischen den Beinen einer Marktbude hindurch, schob einen prächtigen bunten Vorhang beiseite und betrat die Welt des echten Sham Cantrip. Und fast im gleichen Augenblick wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
Bevor seine Reflexe wußten, daß eine Reaktion erforderlich gewesen wäre, flog eine Wunderlampe pfeifend aus der Dunkelheit heran und prallte mit einem dumpfen Knall an seinem Kopf ab. Eine bucklige, wild dreinblickende Gestalt in authentischer Bayufaren-Wüstenkleidung trat aus der dunstigen Düsternis und stürzte sich darauf. Sham Cantrip drehte die Lampe bedächtig, nur wenige Zoll von der Spitze seiner Hakennase entfernt, und seine Augen, die hinter der dicken Glaslupe glubschig wirkten, unterzogen sie einer überkritischen Prüfung.
»Hervorragend!« befand er das Ergebnis und rieb sich begeistert die Hände. »Eine hübsche Delle. Wie mysteriös, wie authentisch! Wie gut verkäuflich! Sie bringt mindestens acht Schekel mehr!« Er drehte sich flink um, riß eine zweite Lampe aus dem hinter ihm befindlichen Gestell und setzte begierig zu einer weiteren wertsteigernden Delle an. »Bleib einfach so stehen«, sagte er, als er den Blick auf das entscheidende Werkzeug – Pepperls Stirn – richtete und mit dem Arm ausholte, um einen zweiten pfeifenden Wurf zu machen.
Er schleuderte die Lampe ohne Vorwarnung und grinste, als sie einen Bogen in Richtung ihres Ziels beschrieb. Pepperl schrie auf, sprang seitlich in Deckung und landete auf einem Haufen schwarzen Pergaments. Die Lampe zischte dicht an seinem Ohr vorbei, traf die kleine Statue einer kauernden Sphinx und zertrümmerte ihre Nase.
»Was macht Ihr denn?« schrie Pepperl. »Erkennt Ihr mich denn nicht? Hört auf, Ihr bringt mich um!« Sham sauste durch die kleine Werkstatt, betrachtete die Lampe, dann die Sphinx, und fluchte.
»Sieh dir das an!« schimpfte der Besitzer der Marktbude, schwenkte ärgerlich die Statue und spähte über den gehakten Horizont seiner Nase. »Jetzt sieh dir das bloß an! Kaputt! Vier Tage Arbeit für die Affen.« Er warf sie über seine Schulter und griff nach der Lampe.
»Ihr solltet etwas vorsichtiger sein«, raunzte Pepperl, während Cantrip erfolglos versuchte, die übel zugerichtete Wunderlampe in etwas zurückzuverwandeln, das zumindest theoretisch dazu geeignet war, Dschinne auszuspeien.
»Was willst du?« schnarrte er unwirsch und musterte Pepperl düster mit seinem durchbohrenden Blick, um seine Aufmerksamkeit gleich darauf wieder der Lampe zuzuwenden. In diesem Augenblick war Pepperl davon überzeugt, daß der Standbesitzer ihn einer Schätzung unterzogen, die geringste Spur irgendeines Wertes an ihm gesucht hatte und schließlich zu dem Ergebnis gekommen war, daß er als Schrott einzustufen sei.
Im allgemeinen wäre es zutreffend gewesen. Heute jedoch nicht.
»Ich habe etwas für Euch«, fing der Ziegenhirte an, knöpfte eifrig sein Hemd auf und blickte Cantrip eindringlich an, der unterdessen mit der Wunderlampe kämpfte und murrte, als sie seiner Hand zu entgleiten drohte.
»Sie ist kaputt!« klagte er. »Warum bist du nicht stehengeblieben?«
»Vergeßt die Lampe, das hier ist viel besser.« Pepperl schwenkte ungeduldig ein Schriftstück.
»Jetzt kann ich sie nicht mehr verkaufen«, jammerte Sham. »Nie mehr! Eine wertvolle Antiquität – für immer zerstört. Für immer verloren!«
»In diesem Fall seid Ihr gewiß an einem wertvollen antiken Fund interessiert«, sagte Pepperl und schwenkte mehrere Schriftrollen vor der adlerhaften Hakennase des Standbesitzers.
»Höre ich richtig? Du willst mir etwas verkaufen?« fragte Cantrip mißtrauisch. »Ein Wunder!«
Pepperl
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