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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sorgsam in ein Regal ein und wartete auf den ersten Kunden dieses Tages.
     
    In einer tödlichen Mischung aus geblökten Anweisungen und schmerzhaften Stößen mit der blitzenden Messerklinge gegen seine linke und rechte Niere wurde Wampert fachmännisch durch die pulsierende Enge der murrhanischen Seitenstraßen geführt.
    Gespeist vom nahrhaften Kompost purer Angst tobten die Gedanken durch seinen Kopf. Wohin wurde er geführt? Warum hatte der Meuchler ihn nicht gleich an Ort und Stelle umgebracht? Und warum hatte er sich vorgestellt?
    Wampert war sicher, daß Meuchler in der Regel ihren Namen nicht mit so unbekümmerter Offenheit preisgaben.
    Schließlich veranlaßte ihn ein kräftiger Stoß in die rechte Seite, nach links in eine schmale Gasse abzubiegen, die durch die Kisten, Schachteln und Säcke, die sich aus den Fronten von etwas ergossen, das man in dieser alles andere als wohlhabenden Gegend Murrhas als Läden durchgehen lassen konnte, noch enger wurde. Wampert stieß einen entsetzten Schrei aus – einen Schritt dorthin, und seine Gu-Tschi-Pantoffeln aus gestriegeltem Hermelin waren im Eimer. Undefinierbares Gemüse wetteiferte mit den getrockneten Überresten von Enten, in schwimmendem Fett gebackenen Aalen und einer Unmenge faserigen, knorpeligen Fleisches (bei der Vorstellung, jemand könne es essen, schauderte ihn) um Wamperts Aufmerksamkeit. Er schluckte nervös. Ob dies sein Schicksal war? Tod durch getrockneten Tintenfisch?
    In der linken Nierengegend verspürte er einen kräftigen Knuff mit der Messerklinge, dann beugte sich Itto der Messerheld zur Seite, packte einen Griff, der zwischen einer Kiste mit langem grünem Gemüse und mehreren Reissäcken herausragte, und zog fest daran. Wampert schnappte nach Luft und begaffte die endlosen Treppenstufen, die nun enthüllt wurden. Er konnte nicht dort hinuntersteigen! Sein batikbedruckter Kimono würde sich auf unerträgliche Weise mit der rosagelben Paisley-Tapete beißen. Ittos Messerklinge machte ihm erschreckend deutlich, daß ihm nichts anderes übrigblieb: Er mußte entweder seinen ausgefeilten Geschmackssinn über Bord werfen oder ein paar Finger einbüßen …
    Wie viele Treppen sie hinabstiegen, hätte er nicht zu sagen vermocht (nach einigen Minuten war er beim Zählen durcheinandergeraten), und die Augen zu öffnen, wagte er nicht. Doch angespornt von einem Schwall scharfer Flüstertöne und kurzer Knüffe trat er auf etwas hinaus, das wohl ein größerer Platz war. Es war in Wahrheit ein großer Raum, allerdings vollgestopft mit gefährlich aufgestapelten undefinierbaren Gegenständen, die vom Boden bis zur bröckelnden Decke reichten – die Verwirklichung eines klaustrophobischen Alptraums. Es war zu eng, um sich zu bewegen. Und zu eng, um zu atmen. Die Luft war unverkennbar von Mäusemief erfüllt.
    Angst nagte nervös an Wamperts Fingernägeln, als hinter ihm Füße unsichtbar hin und her eilten, davonhasteten, sich hierhin und dorthin wandten und sich fachmännisch um Stapel von Weidenkörben und Käfigen herumschlängelten. Es herrschte das Geräusch fieberhafter Geschäftigkeit. Kisten krachten zu Boden, wenn sie durchsucht, geschüttelt und von Itto zurückgewiesen wurden.
    Wären ihm einige Millionen Lumen zum Sehen und ein flüchtiger Hinweis auf seinen derzeitigen Aufenthaltsort vergönnt gewesen, wäre Wampert schneller durch die Tür und die Stufen hinauf gewesen, als eine Ratte durch ein Fallrohr. Statt dessen blickte sich der kaiserliche Berater hilflos und völlig verwirrt nach allen Seiten um, unfähig, weiter als einige Zoll weit zu sehen, was der Ausgestaltung der Treppe nach zu urteilen wahrscheinlich nur zu seinem Besten war.
    Plötzlich war ein schnarrendes Geräusch zu hören, gefolgt von einem zufriedenen Grunzen und sich eilig nähernder Schritte. Die kalten Zähne der Angst kauten an seinen zitternden Händen herum.
    »Hier! Sehr wertvoll!« flüsterte Itto Wampert schroff ins Ohr, während er ein Streichholz entzündete und eine Kerze ansteckte. Wampert wimmerte, als das Licht erstrahlte, ihn blendete, in seinen Augen grüne Kreise entstehen ließ und er die Nachbilder zunehmenden Entsetzens erblinzelte. »Gutes Geld, langes Leben!« krächzte der Messerheld rauh, hob eine Kiste hoch und hielt sie ihm hin. »Brauchst du. Gefällt dir. Gefällt Tau. Sehr wertvoll«, stieß Itto in Pitschin-Murrhanisch hervor.
    Wamperts Barett zitterte und telegraphierte seine angstgeladene Verwirrung. Indessen sackte seine Panik in

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