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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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die Ellbogen hinab.
    »Gefällt nich?« flüsterte Itto und schwenkte vielsagend das Messer.
    »Haha! Nein, äh … Ja. Ich nix versteh«, sagte Wampert.
    »Verdammnis«, schnaubte der Bursche und bemühte sich um eine gedämpfte Stimme, während er sich ständig nervös umsah.
    »Genau der wollte ich entgehen«, gestand Wampert und starrte die im Kerzenlicht funkelnde Messerspitze an.
    »Verdammnis? Nicht gefällt? Tau gefällt!«
    Das Scharren war erneut zu hören, diesmal näher. Genauer gesagt: direkt vor Wamperts Nase. Er blickte sich furchtsam um, und die Dunkelheit verlieh seiner Phantasie Krallen und Zähne. Es wäre nicht nötig gewesen.
    »Verdammnis!« wiederholte Itto drängend, schüttelte die Kiste und öffnete sie direkt unter Wamperts bebender Nase. Wampert stieß einen Schrei aus, als sein Blick auf einen Dschungel aus um sich schlagendem schwarzweißem Fell und feuerroten Augen fiel. Neunzöllige Zähne und unzählige Krallen kämpften unter einem Eisenmaschengeflecht, das plötzlich viel zu schwach wirkte, um Freiheit. Der Berater wimmerte jämmerlich, wich zurück, fuchtelte mit den Händen herum und stieß ein Gestell mit Räucherstäbchen um.
    Seine von der Realität in der Kiste geschlagene Phantasie machte sich schleunigst aus dem Staub und überließ ihn seinem privaten Grips. Wie hätte sie es auch damit aufnehmen können?
    Plötzlich schwappte eine Woge der Neugier über das Meer des Wampertschen Selbsterhaltungstriebes, der berauschende Schaum des Verstehens blubberte über seine Leitplanke. Er hielt den Atem an, krümmte sich und warf einen weiteren Blick in die Kiste.
    Eine der Gaben, derer Wampert sich stolz rühmte, war seine Fähigkeit, ein Naturgeschöpf zu sehen und es nicht nur sofort erkennen und benennen zu können, sondern auch zu klassifizieren, seine Verwandten aufzuzählen, seinen imagesteigernden Quotienten zu bestimmen, eine Liste all seiner bisherigen privaten und öffentlichen Auftritte zu erstellen und die Gebühr für seine Anmietung zu veranschlagen. Aus diesem Grund war er zutiefst bestürzt, als er das Geschöpf in der Kiste erblickte und nur mit blankem Nichts aufwarten konnte. Erschüttert stellte er fest, daß er sich einem Wesen gegenübersah, das er von der Nase bis zur Schnauze noch nie zuvor erblickt hatte. Und wenn er es noch nie erblickt hatte (plötzlich füllte sich eine Stelle im blanken Nichts seines Verstandes), war das, was den Imagesteigerungsquotienten eines noch nie zuvor erblickten Geschöpfes betraf … riesig!
    Ein imaginäres Katana wurde kleinlaut in die Scheide zurückgeschoben.
    Was immer dieses Ding auch war – Wampert mußte es haben. Es war eine Sache von Leben und Tod.
    »Gefällt dir?« flüsterte Itto und blickte eindringlich in Wamperts ehrfürchtig und weit aufgerissene Augen. »Guter Preis.«
    »Wieviel?« fragte Wampert flehentlich.
    Bevor Itto den Mund öffnen konnte, ertönte in Hörweite eine Schnellfeuersalve in wütendem einheimischen Dialekt. Silben und Konsonanten trudelten so rasch und schwer akzentuiert daher, daß Wampert etwa eins von drei Worten verstand. Trotzdem kam die Botschaft deutlich herüber. Itto antwortete in fließendem protestierendem Kauderwelsch und wurde in einwandfreiem Schimpf gemaßregelt. Er verfiel ins Schwatzen, wurde unterbrochen und verschwand schmollend mit der Kiste in der Dunkelheit.
    »Ich fürchte, Eure Reise war reine Zeitverschwendung«, sagte die altersbrüchige Stimme, die nun mühelos zu einer tadellosen kaiserlichen Aussprache überging. Ein gebrechlich wirkender Mann trat hinter einer Säule aus Weidenkörben hervor. »Wir haben wegen Renovierung geschlossen.« Die Augen des Alten blickten Wampert aus Jahrhunderten grauen Stars an.
    »Das war auch nötig! Wa … Wann werdet Ihr wieder öffnen?« stotterte Wampert und sah sich suchend nach dem jungen Burschen um.
    »Demnächst«, antwortete der papierdünne Mann. »Wir haben Schwierigkeiten, uns für ein Farbschema zu entscheiden.«
    »Ich könnte behilflich sein.«
    »Das wäre keine gute Idee.«
    »Aber das Tier …«
    » … sind unverkäuflich. So, nun geht!«
    »Ich zahle einen guten Preis«, sagte Wampert, durch dessen Kopf gleichzeitig mehrere Gedanken rasten. Sind unverkäuflich? Dann gab es also mehr als eins!
    »Geht!«
    »Wie wär’s mit mieten?« versuchte Wampert den Alten zu beschwatzen.
    »Sie sind nicht zu vermieten. Zu bösartig und widerwärtig! – Ihr habt ja keine Ahnung«, schimpfte der Mann, die Hände in die

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