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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schwenkte das Bündel der fünf Pergamentrollen und hielt sie ausgestreckt vor sich hin. Ein Ausdruck heftigsten Interesses huschte über Shams berechnendes Gesicht. Reflexartig griff seine Hand nach dem Bündel. Pepperl entfernte die Rollen schnell aus seiner Reichweite und feixte. »Nicht so schnell«, sagte er. »Ich möchte fünf Schekel dafür.«
    Der Standbesitzer gab sich alle schauspielerische Mühe, das Pergament argwöhnisch zu beäugen. Innerlich war er sicher, daß es sich in diesem Fall nicht um gewöhnliche lumpige Pergamentfetzen handelte. Es waren alte lumpige Pergamentfetzen. Und das bedeutete Geld. »Für alle?« fragte er.
    »Für jedes einzelne«, verlangte Pepperl.
    Cantrip sog scharf die Luft ein, grunzte und entrollte eine der bademattengroßen Schriftrollen. Er musterte kritisch den beleuchteten Text, prüfte die Konsistenz der vergilbten Oberfläche, stellte erregt fest, daß sie sich antik anfühlte, und seine Hakennase erschnüffelte zuckend den Geruch muffiger Zeiten. Es war ein wahrhaft von der Zeit gewaschenes Manuskript. Seine Fingerspitzen bebten, während die gefangenen Jahrhunderte sich nach Freilassung sehnten.
    »Eine Fälschung«, brummte er und gab sie dem Ziegenhirten zurück.
    »Was?« brauste Pepperl ehrlich erschüttert auf. »Aber seht Euch doch nur die Farbe an. Sie sind uralt!«
    »Zitronensaft«, entgegnete der Standbesitzer und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Lampe zu. »Man weicht das Zeug vierundzwanzig Stunden lang ein und trocknet es bei schwacher Hitze zwei Tage in einem Backofen. Es klappt garantiert. Fälschungen, allesamt.«
    »Aber warum lagen sie dann in Behältern in einer Höhle?«
    Behälter in einer Höhle? dachte Cantrip, der innerlich vor Neugier platzte. Was für eine Höhle?
    »Vielleicht, damit sie den richtigen Geruch kriegen, was weiß ich denn«, brummte er in meisterhafter Darstellung völliger Gleichgültigkeit. Mit einem Achselzucken vertiefte er sich erneut in die Betrachtung der Lampe – von der unbändigen Neugier zerfressen, wieso das Pergament so fischig roch.
    »Aber, ich dachte …«
    »Tut mir leid, Pepperl. Es sind Fälschungen. Man hat dich reingelegt.« Tief im Inneren zitterte der Standbesitzer. Fünf echte Antiquitäten! »Ich sehe dir an, daß du enttäuscht bist. Ich sag dir was: Weil ich dich schon so lange kenne, gebe ich dir drei Schekel dafür.«
    »Fürs Stück?« fragte Pepperl mit Hoffnungsfunken, der kurz aus dem Gestein der Enttäuschung hochzuckte.
    »Für alle«, grunzte Sham und richtete den Blick geflissentlich auf die Lampe. Doch innerlich schätzte er Pepperls Reaktion aufmerksam ab.
    »Drei?« quiekte der Ziegenhirte ungläubig.
    »Ja, weil du es bist.«
    »Aber ich bin hundert Fuß an einem steilen Felsen raufgeklettert, um sie zu finden!«
    »Ja. Aber du hast sie gefunden«, erwiderte Cantrip. Gefunden? rief er innerlich und focht einen Kampf mit sich aus. Er empfand zwar einerseits Gier nach weiteren Informationen, war aber andererseits auch vom monetären Verlangen des Geizhalses nach einem Schnäppchen besessen.
    »Ähm … Du hattest keine Aufwendungen, für die du entschädigt werden müßtest. Wir leben nämlich in einer kommerziellen Welt. Drei Schekel sind für etwas, das man einfach so nebenbei gefunden hat, ein sehr guter Preis. Wenn du mir noch mal erlaubst, deinen Kopf in Anspruch zu nehmen …«, sagte er in einem krassen Themenwechsel, wog die Lampe in der Hand und betrachtete Pepperls sich rötende Stirn. »Ich bin sicher, dann könnten wir einen besseren Preis erzielen.«
    »Ahh … Nein, auf keinen Fall!« antwortete Pepperl, warf die Schriftrollen zu Boden und streckte die Hand aus. »Drei Schekel«, verlangte er.
    Blitzartig, bevor der Ziegenhirte auch nur auf den Gedanken kam, es sich anders zu überlegen, hatte Sham drei verborgene Münzen aus den Falten seines bunten Gewandes hervorgewühlt, ließ sie in die wartende Hand fallen und ergriff eilends die Schriftrollen.
    Ebenso schnell hörte der Ziegenhirte auf, in seinem berechnenden Gehirn zu existieren. Cantrips Geist war schon in habgieriger Freude am Werk. Fünf echte Antiquitäten, und alle gehörten ihm! Betrübt wandte Pepperl sich um und ging.
    Für Sham hätten es auch Packzettel sein können. Wichtig war, daß sie alt waren, wirklich alt. Es bedeutete, daß er so einen besseren Preis erzielen konnte.
    Fröhlich schleuderte er die nächste Lampe an die Wand, huschte beschwingt durch den Vorhang, ordnete die Schriftrollen

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