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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Ärmel seines Gewandes geschoben.
    Das Gesicht von Kaiserin Tau huschte durch Wamperts Hirn. »Bösartig und widerwärtig! Ich will etwas Bösartiges und Widerwärtiges! – Widerwärtig! – Widerwärtig!«
    »Wenn Ihr sie mir nicht gebt, bin ich in drei Tagen tot!« platzte Wampert aufgeregt heraus.
    »Ein geringer Preis. Geht!« Die Augen des Alten funkelten wütend.
    »Nennt mir Euren Preis …«, bat Wampert unterwürfig.
    Der gebrechliche Mann stieß eine Reihe von polternden Befehlen in kehligem Dialekt aus, und ein Schatten, den Wampert für einen ziemlich großen und übertrieben prächtigen Kleiderschrank gehalten hatte, bewegte sich. Der Lichtpegel schien sich zu senken. Eine riesige Hand packte Wamperts Arm, wirbelte ihn mühelos herum, riß ihn am Rücken hoch und hob seine Hermelinpantoffeln vom Boden.
    »He! Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte er weinerlich und zuckte zusammen, als sein Schultergelenk ein Geräusch von sich gab, das bestimmt nicht normal war. Schwerfällig und mit der unvermeidlichen Unaufhaltsamkeit eines kalbenden Gletschers öffnete der ›Schrank‹ die Tür zur Treppe und warf Wampert mit dem nötigen Schwung, um ihn durch die Falltür krachen und im hohen Bogen über die Straße fliegen zu lassen, bevor er unfeierlich zwischen verschiedenen Kisten mit geheimnisvollen und übelriechenden stacheligen Früchten landete.
    Das imaginäre Katana der Kaiserin glitt langsam aus der Scheide und wedelte mit der Spitze genüßlich vor ihm herum.
    Durch das verästelte Unterholz eines dichten Waldes weit im Süden des Talpa-Gebirges brausten zwei kaltgrüne Etwas. Sie prallten mit einem ohrenbetäubenden Knall zusammen, und eins machte einen Satz von einhundertundfünfzig Fuß bis zu einer Klippe, wo es, wie schon seit unzähligen Jahrhunderten, in einem reißenden Strom spuckender, schäumender Raserei landete.
    Hätte der spektakuläre Zusammenfluß der Flüsse Gharial und Caman an einem weniger unzugänglichen Ort als inmitten eines ausgedehnten und unerforschten subtropischen Waldes gelegen, hätte er als Besichtigungsmuß für eifrige Touristen bestimmt einen oberen Platz in der Top-Ten-Liste der Naturwunder eingenommen. Wie die Dinge aber nun mal liegen, waren – abgesehen von absonderlichen heimischen Tieren der Wildnis und dem üblichen verrückten Waldmenschen – die einzigen Augen, die den riesigen Wasserfall je erblickt hatten, die jener Unternehmer gewesen, die das drei Meilen entfernte Dorf gebaut hatten. Und das war lange her.
    Man war nie dahintergekommen, warum sie zahllose Meilen blindlings vorwärtsstrebend durch den unerforschten Dschungel gewandert waren, um die kleine Ansammlung schlecht zusammenpassender Behausungen zu erbauen, die sich um einen hübschen schachbrettartigen Rasen drängten. Sie hatten mit keiner Wimper des kollektiven Auges gezuckt, als die Klinkerfurniere in Grellrosa, Himmelblau und Senfgelb gestrichen wurden. Und es war ihnen nicht im entferntesten eingefallen, sich am kollektiven Kopf zu kratzen und die Frage zu stellen, wozu eine solche Gemeinde ein so riesiges unterirdisches System höhlenartiger Abflußgewölbe und Verbindungsgänge brauchte. Nun, warum sollten sie auch – ein jeder von ihnen hatte einen Bonus von zweihundert Kröten erhalten, um nicht dahinterzukommen, sich nicht am Kopf zu kratzen und keine Fragen zu stellen.
    Die wahren Gründe für den Bau des Dörfchens Losa Llamas verloren sich irgendwo in einem muffigen Haufen längst abgelegter Bürokratie und dem feingesponnenen Geflüster einer eilends zum Schweigen gebrachten Verschwörung. Es hatte etwas mit ultimater Abschreckung zu tun – doch warum der König von Rhyngill jemanden ultimat hatte abschrecken wollen, hatte sich ebenfalls im uralten Gewimmel undurchschaubarer Vorwände verloren.
    Die Leute, die zweifellos am meisten über das Wirken von Losa Llamas und von der Hochleistungs-Thaumaturgie wußten, befanden sich gegenwärtig viereinhalb Meilen vom Brüllenden Wasserfall entfernt, annähernd zweihundert Fuß tief in einer riesigen Höhle begraben. Und einige von ihnen fluchten. Überschwenglich.
    »Es haut nicht hin!« brüllte der hemmungslos schwitzende Thurgia, der sich mit dem Ende einer komplizierten Flaschenzugkonstruktion abmühte. Ein lebenslanges Studium, um Leiter der Abteilung Dämonische Besessenheit zu werden, sowie seine starke Vorliebe für Fleischpasteten hatten ihn nicht darauf vorbereitet, etwa zwanzig Tonnen hochempfindlicher thaumischer

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