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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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daß es fast wie ein Treibnetz aus Altmetall aussah, das aus einem Flußbett gezogen wurde. Bemerkenswerterweise gab es auch Teile, die alten Reifen und Einkaufswagen überraschend ähnlich sahen.
    »Behutsam senken!« sagte Wat und fuchtelte wild mit den Schlägern herum. »Behutsam!« Die Stabbremse schwankte erneut und rutschte dann mit einem leisen Scheppern und Knarren von aneinanderreihendem Metall und Nerven in den Schlitz.
    »Rutger!« brüllte Wat, als die Seile erschlafften und Thurgia zutiefst erleichtert die Luft ausstieß. »Löst Ihr bitte die Haken?« Eine kleine, fast zwergenhafte Gestalt in einem Laborumhang huschte über das Thaumatron und kämpfte mit dem komplizierten Gewirr eines sehr festen Halbhakens. Thurgia setzte sich mit einem Plumps. Die größte nervliche und körperliche Belastung der vergangenen sechs Jahre forderten fröhlich ihren Tribut.
    Wat rannte zum Thaumatron, zog zwei Drahtschlaufen aus einer kleinen Prüfluke und schob sie in die entsprechenden Steckdosen. Mit einem flackernden Knistern erwachte das Dämpfungsfeld der Stabbremse blitzend zum Leben – das magische Asbestpolster, das in der Lage war, durchgehende Thaumatrone aufzuhalten.
    Vor zwei Monaten, nach Phlims Alptraumerkenntnis, daß gewöhnliche Dämpfungsseile aus Graphit nie genügend geladene Teilchen hervorbringen könnten, um das Schmelzen eines durchgehenden Thaumatrons zu verhindern, hatte er die Zauberstabbremse erfunden. Durch die Adaption einfacher magikinetischer Felder, die als Teilchenbeschleuniger dienten, sowie durch das Frisieren des Phasenwinkels und des Ausprobierens mit einer Unmenge sonstigen Hokuspokus hatte er ein unabhängiges magisches Tourniquet geschaffen, das Terrathaume brüllender magischer Energie steuern konnte. Jedenfalls theoretisch.
    Wat steckte einige weitere Drähte in die Löcher und zog an einem gezahnten Sperrhebel. Unter scharfem, lauter werdendem Brummen sprang die Stabbremse in die volle glühende Aura beruhigender Sicherheit. Sie sah aus, als sei sie funktionsfähig.
    »Klasse!« schrie Wat aufgeregt und rieb sich freudig die Hände. »Also gut, Thurgia, Zeit für die nächste Stabbremse.«
    Der rundliche Leiter der Dämonischen Besessenheit stieß einen leidvoll wimmernden Einwand aus und sehnte sich verzweifelt nach einem kleinen Steakpudding. Das konnte Wat doch nicht ernst meinen! Noch eine!
    »Rutger, seid bitte so lieb und befestigt Nummer zwei an der Zugvorrichtung!« brüllte Wat. Thurgia zuckte zusammen. Er meinte es tatsächlich ernst.
    Rutgers zwergenhafte Gestalt vollführte quietschvergnügt eine salutierende Geste, flitzte über den geschwungenen Bogen des Thaumatrons davon, schnappte sich das Seil und schwang sich auf die Stabbremse. Einen Augenblick lang kam er sich vor wie Clint Umleger, der schnauzbärtige Held der Laterna-Magica-Sendungen: Er schwebte in 80-mm-Superthaumination elegant über eine tiefe Schlucht, um die Heldin zu retten – das Schwert mit starkem Arm gezückt, um jede Widrigkeit aus dem Weg zu räumen, die es wagte, ihm in die Quere zu kommen.
    Unten erhob sich Thurgia mürrisch und mühsam, als knarrend eine zolldicke eichenholzverkleidete Tür aufging und eine stämmige Gestalt, die Fußknöchel von einem bauschigen Umhang umwallt, gebieterisch hereinstapfte. »Wer hat meine Lieblingstischtennisschläger geklaut?« rief Practz, das selbsternannte Oberhaupt von Losa Llamas.
    Wat zuckte die Achseln. Ihm fiel ein, daß er etwas überaus Wichtiges unter dem Prüfdeckel einstellen mußte – in der Hoffnung, daß Practz ging, bevor er die zweite Stabbremse an Ort und Stelle dirigierte.
    »Ho, Käpt’n, Hauptsegel zum Einholen gehißt«, rief Rutger von der Oberkante der zweiten Stabbremse herunter, wobei er sich lebhaft in die Ausstrahlung der gestrigen Folge von Mit Enterbeil und Degen hineinfühlte.
    »Rutger! Wieso seid Ihr noch hier?« brüllte Practz. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich struppig zusammen, und er warf einen finsteren Blick auf die gyroskopisch montierte, wie die Zahl Acht geformte Röhre an seinem Handgelenk. Mit einem Grunzen musterte er den Sand, der in die untere Hälfte rieselte, und schnalzte mehrmals mißbilligend mit der Zunge, da er über den dritten Strich hinausreichte. »Es ist schon nach drei. Ihr müßtet längst weg sein. Man läßt Gäste nicht warten.«
    »Aye, Käpt’n … Äh, ja«, stammelte Rutger, während sich der fahle, windgepeitschte Horizont des östlichen Lauwarmen Meers wieder in eine

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