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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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und Riemensandalen aussah. »Echte Antiquitäten, alte Schätze, niedrigste Preise! Alle bekannten Währungen werden angenommen. Gold, Weihrauch und Möhren.«
    Da es ihm nicht möglich war, sich zu den Touristen umzudrehen, schaute Phlim sich um.
    »Wie ich sehe, bewundert der Herr die antike Lampe. Ein Stück von unschätzbarem Wert, angespült an der Nordküste des östlichen Lauwarmen Meeres«, fing Sham der ›echte‹ Cantrip an. »Absolut einzigartig«, sagte er und schob dabei mit dem Fuß einen Karton mit den gleichen Lampen unter den Stand. »Sie wurde in einer Ausstellung im Nationalen Kunstmuseum von Kheiro gezeigt. Fünfzehn Schekel?«
    Phlim schmunzelte und erlaubte seinem Blick, müßig über den Stand zu schweifen.
    »Dreizehn? Dann packe ich sie Euch persönlich als Geschenk ein, Herr«, plapperte Cantrip weiter. »Sie ist ein sehr beliebtes Mitbringsel.«
    Phlim grinste. »Ich dachte, sie wäre einzigartig.«
    »Ah! Ahaha … Es kommen viele Leute, um … äh … sie anzuschauen. Ja, zum Schauen. Sie ist berühmt. Kann Glatzköpfigkeit heilen.«
    »Was kann sie gegen Lügen tun?« fragte Phlim bissig und ließ den Blick kurz von dem beturbanten Kopf zu der Kante der Kiste mit den ›einzigartigen‹ Lampen schweifen.
    »Herr, ich bin ein ehrlicher Händler mit einer großen Auswahl an neuen und gebrauchten Antiquitäten. Ihr beleidigt mich!« protestierte der Marktbudenbesitzer und zückte ein Messer mit scharfer, geschwungener Klinge und einem dicht mit Juwelen besetzten Griff. »Ich verlange Genugtuung.«
    »He! Das war doch nur ein Scherz!« rief Phlim und wich zurück.
    Cantrip schwang das Messer mit übertriebenem Gehabe. »Ihr betrübt mich. Nur zwei Dinge können mich aufheitern, wenn ich betrübt bin. – Blut!« schnarrte er und vollführte wenige Zoll von Phlims Milz entfernt Schnittbewegungen in der Luft. Dann grinste er breit. »Oder Geld. Kauft das Messer – mit den dazu passenden Pantoffeln achtzehn Schekel. Echte Diamanten und Rubin-Imitationen. Ich packe alles für Euch ein.«
    »Nein, nein!«
    »Ihr werdet kaufen. Ihr habt mich beleidigt.«
    Phlim musterte die Auswahl des Händlers und suchte nach etwas Harmlosem.
    Sein Blick blieb an fünf Pergamentrollen haften. »Also gut. Ich nehme die da.« Er deutete auf sie.
    »Eine kluge Entscheidung, mein Herr. Wunderbare Qualität. Zwanzig Schekel.«
    Die Reiseleiterin schaute auf den ungebrochenen Kreis plappernder Markthändler und Halsabschneider, die sie umringten, und gelangte schnell zu der Entscheidung, daß der Markt von Khomun seinen drolligen ethnischen Charme zweifellos eingebüßt hatte. Sie schwenkte ihr Fähnchen, blökte laut, machte auf dem Absatz kehrt und trabte mit doppelter Geschwindigkeit davon.
    Phlim knurrte, wühlte in seiner Tasche, warf Cantrip zwanzig Schekel hin, schnappte sich die Pergamentrollen und rannte los.
    »He! Nein, Herr!« schrie der beturbante Händler und sprang auf und ab. »Zwanzig Schekel pro Stück!«
    Während er hilflos zusah, wie Phlims Rücken in der Menge verschwand, verfluchte Sham Cantrip die Sprößlinge aller Kamele, die der Thaumaturgiephysiker je besitzen würde. Zweimal! Nicht nur, daß er ihm die fünf Pergamentrollen für zwanzig Schekel sozusagen gestohlen hatte – er hatte nicht einmal darum gefeilscht!
    Touristen! Keinen Sinn fürs Geschäftemachen!
     
    Cheiro Mancinis Lider flatterten, als die hinter ihnen befindlichen Pupillen hin- und herzuckten. In seinem Geist wirbelte alles durcheinander. Während die Rösser die Kutsche wild voranzogen, träumte er vom Schwarzen Dienstag.
    »Tut mir leid, Kleine«, grunzte er und blickte auf den bräunlichen Matsch, der auf dem Boden des alchimistischen Brenners lag. »Es sah wirklich wie Philosophen-Quecksilber aus. Ich wäre fast selbst darauf hereingefallen.« Er warf dem zwölfjährigen Mädchen, das ihn erwartungsvoll anschaute, einen Blick zu. »Bezahle, wenn du gehst, und schick den nächsten rein.« Er streichelte freundlich ihren Kopf.
    Mancini zuckte im Schlaf zusammen, als er sich mit der knusprigen Klarheit des gestrigen Frühstücks an den Tag vor vier Jahren erinnerte.
    Sie war eine gute Kundin gewesen. Sie tauchte stets mit irgendeinem seltsamen Erz auf, das sie in der Mine ihres Vaters gefunden hatte, und bezahlte ihn, weil sie voller nervöser Erwartung damit rechnete, daß es diesmal das richtige war: Philosophen-Quecksilber. Die lebenswichtige Zutat, mit der man Blei in Gold verwandeln konnte. Das seltenste Element

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