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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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die dichten Flecke zahlloser Laubhaufen am Wegesrand. Millionen Blätter färbten das helle Grün und erfüllten die Luft mit dem modrigen Geruch von Jahrzehnten nicht in Frage gestellter Herrschaft des Laubes.
    »’türlich nicht!« bellte Mancini und zwickte sich, als die Rösser eine Gabelung erreichten und unfehlbar um die nicht markierte Linksabbiegung schwenkten.
    »Ist es noch weit?«
    »Frag die Gäule, ich hab keine Ahnung!« grunzte Mancini, der sich rings um den Mantelkragen leicht unbehaglich fühlte. Im Inneren seines Schädels fing das feine Läuten von Alarmglöckchen an zu scheppern. Als die Panik in ihm aufstieg, zerrte er fest an den Zügeln, riß die Trensen fest ins Maul der Gäule und schrie nach einem sofortigen quietschenden Halt. Die Gäule husteten ihm eins. Knapp schaute in blöder Verwirrung zu, als Mancini quiekend von der Kutsche sprang. Als er neben ihnen her rannte, überholte er ihn beinahe.
    »Halt!« schrie er, lief wieder zurück und winkte den gnadenlos weitertrabenden Viechern zu. »Halt! Stehenbleiben! Hüh!« Wäre er nicht flugs in einen günstig plazierten Rhododendronbusch gehüpft, trüge er fortan eine Reihe geschmackvoller, schlammfarbener Hufeisenmuster auf dem Wams.
    Knapp packte seinen Sack, sprang von Bord, half Mancini auf und zog Zweige aus seinem Umhang, als sie Hals über Kopf hinter der verschwindenden Kutsche herliefen. Eine kleine Gestalt sprang vom Ende einer Liane ungesehen von einem Baum herab und landete auf ihr.
    Mancini griff mit einem Grunzen schwitzenden Frustes nach dem Rand der holpernden Kutsche und hechtete sich hinein. Er wäre beinahe vor Schreck wieder hinausgefallen.
    »Oh, Verzeihung. Habe ich Euch erschreckt?« fragte die kleine Gestalt in der Kutsche. »Ihr fuhrt ohnehin in meine Richtung, da dachte ich, spring rein und laß dich mitnehmen. Ihr habt doch nichts dagegen? Ich heiße übrigens Rutger.«
    »Wer, zum …? Wo, zum …?«
    »Wir haben alle gedacht, Ihr kämt nicht mehr«, fuhr der solide gebaute, doch untergroße Anhalter fort. »Ihr habt Euch nämlich um fast einen halben Tag verspätet. Aber nun seid Ihr da; das ist das wichtigste. Ich bin so froh, daß Ihr da seid. Also hier, meine ich. Nach Losa Llamas müssen wir Meilen zurück, und das ist für meine Beine Schwerarbeit.« Er bewegte seine kurzen, stämmigen Beine, die in allem, außer in der groben Muskulatur und dem dicht wachsenden roten Haar, die eines Kindes waren.
    »Kommt zurück!« schrie die leiser werdende Stimme Knapps hinter ihnen.
    »Oh«, sagte Rutger. »Festhalten.« Er ergriff die Zügel und zerrte fest daran. Die Rösser hielten auf der Stelle an.
    »Wie habt Ihr das gemacht?« keifte Mancini. »Ich habe doch auch … Habt Ihr Losa Llamas gesagt? Aber … Ich wollte doch nach Venasht, um meine Zahnbürste zu holen. Was soll diese Entführung bedeuten?«
    »O nein. Es ist nichts derart Sinisteres«, sagte Rutger, als Knapp sich japsend auf den Karren schwang. »Ihr seid selbst hierhergefahren.« Dann brüllte er den Viechern auf gekonnteste Clint-Umleger-Manier zu »Hei-ho! Jetzt aber dalli!« Und ließ die Zügel knallen.
    »Wie kann ich denn hierhergefahren sein?« sagte Mancini protestierend, ohne den grinsenden Techniker anzusehen. »Ich habe doch geschlafen!«
    »Hmmm, ja. Ich fürchte, Practz hat es ein bißchen weit getrieben. Er hätte den GGM wirklich nicht bei Euch einsetzen sollen, aber unsere Zeit war knapp.«
    »Den was?«
    »Den GGM. Den Geheimen Geistesmanipulator. Eine neue Erfindung. Eine Methode, jemanden hierherkommen zu lassen, ohne daß er erfährt, wo hier ist! Er versorgt das Unterbewußtsein mit einem Bild der Richtung und wird aktiv, wenn wir es wollen. Wenn die Werbefritzen davon wüßten, stünde das Ende der Welt bevor. Die Leute würden alles kaufen, was man ihnen verkaufen will. Da wir gerade beim Thema sind, haben Sie alles bekommen?« Rutger deutete mit einem Finger über die Schulter auf die aufgeblähte Plane. Knapp nickte und schnappte nach Luft.
    »Ja, ich glaube schon«, sagte Mancini, der in jeglicher Hinsicht ziemlich unsicher klang.
    »Preisgünstig?«
    »Dreiundfünfzigtausendachthundertneunundsechzig Kröten«, erwiderte Mancini, noch immer äußerst baff, da er sich wunderte, wieso er alles bekommen hatte. Um die Wahrheit zu sagen, er wußte nicht einmal genau, was er gekauft hatte.
    Rutger stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Ich hab ja gesagt, daß es mehr als dreißig Mille kostet. – Tja, dann gibt’s eben noch

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