Firkin 04 - Hundstage
achtzehn Bidets weniger«, fügte er nachdenklich hinzu. Seine Wurstfinger rieben sich aneinander, als er die Umtauschrate berechnete.
Mancini schüttelte den Kopf. »Bidets?« wiederholte er und stierte den Fremden an, als hätte er acht Nasenlöcher. »Was haben denn Bidets damit zu tun?«
»Klempnerei.«
»Wie?«
»Bleiklempnerei«, erwiderte Rutger ausgelassen. »Dreiundfünfzigtausendachthundertneunundsechzig Kröten entsprechen in etwa zwölf Ellen halbzölligen Bleirohrs, und die reichen wiederum aus, um achtzehn Bidets anzuschließen.« Knapp kratzte sich am Kopf.
»Das ist ein sehr guter Schrottpreis«, sagte Mancini argwöhnisch, wobei seine Augenbrauen zu verwirrten Fragezeichen mutierten. Wie lange hatte er geschlafen? War die Inflation so gestiegen?
»Nein, nein!« sagte Rutger grinsend. »Ich würde keinen Bruchteil davon als Schrott bezeichnen. Ich rede von Gold!«
Mancinis und Knapps Blicke erhellten sich. Hatten sie richtig gehört? Hatte er Gold gesagt? Obwohl Mancini schwitzte und noch immer mehrere Fuß Rhododendron aus seiner Umhangtasche aufragten, war er sicher, daß er noch träumte. Die beinahe zwergenhafte Gestalt, die da neben ihm saß, kannte doch wohl nicht das Geheimnis der wildesten Gier eines jeden Alchimisten? Ja, war das denn möglich?!
»Ihr könnt Blei … Blei …«, rasselte Mancini, wobei ihm die Zunge gierig aus dem Maul heraushing.
» …in Gold verwandeln?« sagte Rutger. »Aber klar! Das ist doch ’ne Kleinigkeit!«
Mancinis Gesicht wurde grün, als der Neid mit seiner Hautfarbe rang.
»Ihr etwa nicht?« fragte Rutger und schluckte nervös.
Mancini schüttelte lahm den Kopf. Sein Kinn zitterte leicht. Knapp unterdrückte ein Kichern und fing jedes Wort auf, das Rutgers Mund verließ.
»Wollt Ihr mich verarschen? So was lernt man doch schon im ersten Semester beim Transmogrifikationseinführungskurs. Wenn Ihr es nicht könnt, verdient Ihr es nicht, Euch Thaumaturgiephysiker zu nennen.«
Mancini schaute Rutger verdutzt an. Die Bäume und das Unterholz fegten ungesehen an ihm vorbei. »Ein was?« krächzte er.
»Hoppla! Dann seid Ihr kein Thaumaturgie …?« Rutger grinste nun wie jemand, der auf einer frisch gestrichenen Parkbank sitzt. »Ähm, hört mir zu. Vergeßt einfach alles, in Ordnung? Sagt nichts Practz … Hah! Ich dachte, jeder wüßte … Ähem. Schönes Wetter heute, nicht? Genau richtig für die Dahlien …«
Mancinis Verstand war ein Kaleidoskop wirbelnder, glitzernder Gier. Blei in Gold verwandeln! Rohre in Barren! ’ne Kleinigkeit, hatte er gesagt. Kaltschmelze war also doch möglich. Und er war im Begriff, den Ort zu sehen, an dem man das Geheimnis bewahrte!
Er sah ein Bild von sich: Er lag auf seidenen Laken und war von Scharen nackichter Weyblein, Krügen voller Wein, Tabletts voller exotischer Früchte und leise klimpernden Minnesängern umgeben. Es zuckte durch sein Hirn. Er befeuchtete verträumt seine Lippen. O ja, dachte er, ich will stinkreich werden.
Willkommen in der Schatzkammer!
SCHAFFT DEN TOTEN DRACHEN HER
Wampert zuckte in einem panischen Anfall in seinem Zimmer hoch und lugte in das blasse Morgenlicht. Seine Augen weiteten sich zu Alptraumpanikteichen, als eine blitzende Katana aus der Decke hervorstieß. Die zischende Klinge pfiff bis kurz vor sein Kinn, schnitt ein-, zweimal zu und zog sich dann in sein entsetztes Unterbewußtsein zurück. Er betastete nervös seinen Hals und fürchtete das Schlimmste – den tödlichen Strom warmer Klebrigkeit. Dann stieß er erleichtert einen gewaltigen Seufzer aus und ließ sich auf die Matratze zurückfallen. War noch alles da. O Freude, gelobt sei Omo, der strahlend weiße Gott der Vierzig Farben. Blut war doch so schwer vom Kragen eines Batikkimonos zu entfernen – das Geschrubbe ließ die Farben immer vorzeitig verblassen.
Plötzlich erblickte er eine Reihe schmutziger Fußabdrücke, die quer über seinen Lieblingsalpacaläufer liefen. Jemand hatte sein Zimmer betreten, ohne zuvor die Schuhe auszuziehen! Nun, das heißt, zumindest einen Schuh. Einen! Die schlimmste Beleidigung. Der Zorn kochte in Wampert hoch und strömte durch das Geflecht seiner Adern. Sein Alpacaläufer! Vernichtet in einem Akt willkürlichen Vandalismus. Tauche ein beliebiges Stück Alpacaware in die geringste Menge Wasser, und die natürlichen Öle gerinnen zu etwas, das wie ein eine Woche altes Omelett aussieht. Wer hatte es gewagt? Er folgte schnaubend der Zickzackfährte und quiekte auf, als
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