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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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näher heran.
    Wampert spürte, daß sich die Verdammnis wild in der Kiste bewegte. Irgend etwas regte sie auf. Irgend etwas in der Luft.
    »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!« schrie Tau in der größer werdenden Pfütze.
    Wampert, dem das Herz nun in der Hose saß, fummelte an dem seitlich angebrachten Verschluß. Soweit war es also nun mit ihm gekommen: Er hatte die Kaiserin in der Öffentlichkeit belogen, er war eingebrochen, er hatte eine unbekannte (und möglicherweise äußerst gefährliche) Kreatur gestohlen und machte sie im vollen Wissen, daß er nicht die Bohne Ahnung hatte, wie selbige auf die Kaiserin und umgekehrt aufeinander reagierten, seiner Herrin zum Geschenk … Jetzt, als er darüber nachdachte, wußte er wirklich nicht mehr genau, ob es eine gute Idee gewesen war.
    Hätte der Torwächter geblinzelt, hätte er die schwarzweiße Flut der Verdammnisse möglicherweise übersehen, die mit gefletschten bzw. ausgestreckten Zähnen und Krallen durch das Tor in den Palast strömten. Er hatte es aber nicht getan. Später fand man ihn zu einem entsetzten Ball in seinem Wachhäuschen zusammengerollt, wo er sabbernd und anklagend eine halbleere Flasche Fusel anstarrte.
    Die hundert Verdammnisse sprangen und tollten durch die Korridore, ihre Pfoten rutschten auf den Marmorböden aus, und sie heulten, als sie sich an scharfe Ecken krallten und ihrem Gefährten hinterherjagten.
    »Macht Ihr sie nun auf?« schrie Tau die bebende Gestalt mit der ratternden Kiste an.
    Wampert löste den Verschluß. Die Verdammnis explodierte aus der Kiste und beschrieb geifernd und wild bellend einen Bogen durch die Luft, geradewegs auf die Kaiserin zu. Der Rückstoß warf Wampert zurück, er griff aus Gründen des Gleichgewichts nach einem Gobelin und riß ihn von der Wand. Der letzte schreckliche Anblick, der sich ihm bot, war die Verdammnis, die rasend schnell und mit offenem Maul auf die Kaiserin zuschoß.
    Eine Sekunde später durchstieß der chaotische Lärm hundert weiterer Bestien, die sich in die Gemächer der Kaiserin ergossen, den Gobelinhügel. Ein Schrei, ein Platschen. Dann …
    Irgendwie war die dichte und schwere Beinahe-Stille, die sich nun herabsenkte, schlimmer als das wilde, heulende Gejaule der Zerstörung eine Sekunde zuvor. Die feuchten, schleimigen Töne der Kreaturen erfüllten sein entsetztes Gehör.
    Wampert, aus dessen Poren die Besorgnis troff, gab sich alle Mühe, sich aus den schweren Falten der staubigen Stickerei herauszuwinden und stierte in unaussprechlichem Schreck auf die sich vor ihm abspielende Szene.
    Es war der Kaiserin gelungen, eine oder zwei der rasenden Bestien abzuwehren, aber auch sie war von ihrer Anzahl einfach überwältigt worden. Das Haupt des murrhanischen Reiches war nun völlig unter einer Woge umeinander wirbelnder schwarzweißer Leiber verloren, überschwemmt von den Gezeiten schreckenerregender Krallen, Zähne und Feueraugen, und sie … kicherte.
    »Nein! Hört auf! Es kitzelt!« quiekte sie, als fünfzig rauhe Zungen fieberhaft die Ziegenmilch von ihrer Rüstung leckten und zwischen die Bambuselemente fuhren. Fünfzig weitere Zungen hatten den Badeteich entdeckt und schleckten fröhlich an der Oberfläche oder sprangen über die drei Marmorstufen in das weiße Becken hinab.
    Wampert brach unter dem Gobelin zusammen.
     
    Von dem wild erregten Trio, das durch den Korridor zum Thaumatronraum jagte und randvoll mit der Neuigkeit war, daß das Rucksack-Thaumatron wirklich funktionierte, war Wat der erste, der es erblickte. Und der erste, der sich wünschte, es nicht gesehen zu haben.
    Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so eine vollständige Umkehrung der Gefühle erlebt, innerhalb einer Nanosekunde von wildem, aufschreiendem Enthusiasmus zu heulendem, kreischendem Entsetzen. Er schrie auf, wollte zurückspringen, rutschte aus, landete flach auf dem Rücken und starrte geradewegs in die schwelenden doppelläufigen Nüstern eines hundertachttausend Pfund schweren grünen Drachen.
    Sein Mund öffnete und schloß sich wie der eines an Land gespülten Goldfisches im Vakuum, als er ein paar Worte zu bilden versuchte. Irgendwelche Worte. Aber er bekam nur »W-w … WAAAH!« heraus und wurde ohnmächtig.
    Thurgia und Phlim standen zitternd an der Tür. Sie waren bereit, in alarmiertem Schrecken zu fliehen, als Practz’ ruhige Stimme das Summen des Thaumatrons übertönte. »Ist in Ordnung«, sagte er, trat durch den Bauch des riesigen Feuersalamanders und warf einen

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