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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schrie Wat, der nun hinter der Deckung des Tisches hervorsprang. »Nicht in die Hände klatschen! Sonst schließt Ihr Euch kurz!«
    Plötzlich ging die Tür auf. »Hallo, Kollegen, ich bin wieder da!« rief Phlim, der sich bemühte, fröhlich zu klingen. »Habt Ihr mich vermißt? Ich habe auch ein Geschenk für Euch.« Und ganz beiläufig, ohne der Szene, die sich vor ihm abspielte, einen Blick zu gönnen, warf er Wat und Thurgia je eine Schriftrolle zu.
    »Nein!« rief Wat.
    »Na, dann schönen Dank!« schnaubte Phlim hochmütig, als die Rolle dem enthaumatronisierten Zauberer Hals über Kopf entgegenflog. »Das nenne ich Dankbarkeit!«
    Thurgia streckte eifrig beide Hände aus und klammerte sich an die Luft, während Wat sich bemühte, über den Tisch zu hechten.
    Thurgias Hände schlossen sich um die Rolle. Als sich seine Finger um den Zylinder legten, schlossen sich fünfzehn Kilothaum reiner thaumischer Energie in einer blendenden Lichtkorona kurz und krachten mitten durch das Zentrum des pergamentfarbenen Geschenks. Wat legte den Thaumatronknopf um einen Sekundenbruchteil zu spät um und schaltete die Energie ab, als Thurgia entsetzt aufkreischte, die Schriftrolle in eine Ecke flog, ein letzter Energieausbruch freikam und die Arme der Statue knapp über den Ellbogen abrasierte.
    »Meine Statue!« quäkte Thurgia.
    »Meine Ohren!« rief Wat und rieb sich ein versengtes, schmerzendes Ohrläppchen.
    »Mein Wort!« haspelte Phlim. »Es funktioniert!«
    Als der Rauch sich verzog und der Schock abklang, zuckte in der gegenüberliegenden Ecke des Versuchslabors Leben durch die Schriftrolle. Eine Ecke aus pergamentfarbenem, altersgetrocknetem Fleisch regte sich. Die Molluske atmete zum ersten Mal seit 85.000 Jahrhunderten. Und spürte blitzartig Geist und Bewußtsein, das sich in klappernder Gefühlsregung irgendwo anklammerte. Sie erinnerte sich an ihre Aufgabe und zählte die Geister. Bum! dachte sie. Es sind zu viele.
    Nachdem sie verwirrt ihre nichtexistenten Achseln gezuckt und sich über die neuen Tätowierungen gewundert hatte, die sie sich offenbar in den vergangenen 85.000 Jahrhunderten zugelegt hatte, machte sie sich auf die Suche nach Wasser und ließ ihre Urlippen schmatzen.
     
    Wampert, der im schwachen Licht der späten Morgendämmerung zum Palast lief und die Kiste dabei unter dem Umhang verborgen hielt, nickte dem Torwächter zu, an dem er vorbeieilte. Das Jaulen der gefangenen Verdammnis fiel um einen guten Halbton, als er um die Ecke bog und sich eiligst zum Quartier der Kaiserin aufmachte. Furcht trommelte in seinem Herzen, und er fragte sich, wann genau der persönliche Ablieferungstermin war. Hatte er ihn überzogen? Und würde der fauchende kleine Schatz ihm Taus Gunst zurückgeben?
    Ein knappes Stück außer Sichtweite der Wache kamen vierhundert Beine quietschend zum Halten, und zweihundert krallenbewehrte Pfoten packten den Rand des baufälligen Gebäudes, hinter dem sie sich versteckten. Zweihundert Feueraugen funkelten um die Ecke, abschätzend, berechnend. Einhundert dumpfe Knurrlaute erklangen leise, als sie sich vertraulich besprachen, einhundert Köpfe nickten. Dann schlugen sie zu.
    Wampert eilte durch den Palast, stopfte seinen Umhang in das Kistengitter und bemühte sich, die heulende Kreatur zum Schweigen zu bringen. Korridore flitzten an ihm vorbei, er erblickte bei seinem irrsinnigen Lauf verschwommen Abzweigungen, bis er, während sich sein Verstand vor Entsetzen und Erregung im Kreise drehte, unangemeldet ins Quartier der Kaiserin hereinplatzte.
    Und sofort, als ihn der warme Geruch von Ziegen mit voller Kraft traf, erkannte er seine Narretei.
    »Raus, Idiot!« kreischte Kaiserin Tau. Ihr Kopf war gerade oberhalb des versenkten Badeteiches voller Ziegenmilch sichtbar, ihre Augenbrauen verzogen sich bei seinem plötzlichen Eintreten vor Wut. »Niemand tritt ein, während ich ein Bad nehme!« rief sie aufgebracht, explodierte aus der Milch, stand urplötzlich auf und schaute ihn an. Wampert stand da, sah die Tropfen, die in kleinen Strömen über die Länge ihres vollen Kleidpanzers liefen und schluckte.
    »Ich … Ich … Für Euch!« stammelte er und hielt ihr die Kiste hin.
    »Endlich!« erwiderte sie. »Öffnet sie!« Offenbar hatte sie beschlossen, alle Aktionen gegen ihn so lange aufzuschieben, bis sie gesehen hatte, was sich in der Kiste befand. Sie sprang auf die Treppe, ihre Rüstung hinterließ eine Spur weißer lichtdurchlässiger Tropfen und trug den Ziegenduft noch

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