Firkin 04 - Hundstage
man das hier ’ne Duellstrecke? Hi, hi.«
Magnus sprang plötzlich aus Hassocks Reichweite, ließ die Peitsche auf das Fuhrwerk seines Rivalen klatschen, erwischte die Handbremse und riß daran. Die sechs Rhinozerosse wankten einen Schritt zurück, als sie sich löste, und äußerten panikartig überraschte Dickhäuterschnaufer, als sie sich bemühten, die zunehmende Triebkraft des Gefährts am Abhang aufzufangen.
Proph, den man so nannte, weil man ihm eine Prophetur in Sachen Höhenentwässerung verliehen hatte, ignorierte die Auseinandersetzung und sammelte sein Team. Er hatte die Kleinkaliber-Entwässerungsgesellschaft vor drei Jahren gegründet und mit Zwergen bevölkert. Jahrhundertelange Bergbauerfahrung steckte dem Zwerg im Blute seiner winzigen Statur, und dazu kam noch seine Liebe zum Buddeln in engen Räumen und seine Nase zum Aufspüren unterirdischer Bäche und Wasseradern. Ein Zwerg konnte an einem Tag achtmal mehr Rohre verlegen als ein Team von senkrecht weniger Begüterten in einer Woche.
Hassock rannte quäkend auf sein Fuhrwerk zu, das nun langsam rückwärts rutschte, da seine potentielle Kraft die der Rhinos übertraf. Magnus grinste und sprang auf den Bock seiner Kutsche. Er ließ die Peitsche knallen, löste die Handbremse und fuhr mit einem Schwall von Flüchen los.
»Also, Maulwürfe«, rief Proph, spuckte einen klebrigen Rotzklumpen auf eine Schaufel zu und grinste, als er das metallische Scheppern des Volltreffers hörte. Er warf einem muskulösen Zwerg etwas zu, das zwei gebogenen Kleiderbügeln ähnelte, und deutete in Richtung Cranachan. »Fang da hinten an. – Schlafmütz, du hier drüben!« Kurz darauf hatten sich die sieben Zwerge auf dem Foh-Paß verstreut, schwenkten kleine Eisendrähte über den Boden und sangen leise Zauber- und Suchformeln.
Rosch Mh’tonnay schaute hilflos zu, als Hassocks Fuhrwerk langsam rückwärts um die Ecke fuhr und die Luft über ihm rapide blau wurde. Magnus peitschte seine Rhinozerosse voran.
Proph entspannte sich beim Rutengang. Er durchstöberte das Gestein des Foh-Passes, und seine Ellbogen kitzelten, als er nach dem unterirdischen Wasserlauf suchte, mit dem sie die geplante Freßburger-Filiale versorgen sollten. Als er über eine Rohsektion schritt, zuckten seine Schultern, und juckende Harmonien liefen ihm den Rücken hinab.
Hassocks durchgehender Wagen verschwand hinter einer Felsensäule.
Proph drehte sich um. Er konzentrierte sich auf eine unebene Stelle. Faszination und Neugier hoben ihr Haupt. Seine Wünschelruten schlugen plötzlich wild aus, drehten sich im Kreise, blieben dann stehen und deuteten nach unten. Der Zwerg stieß ein Quieken aus, als purpurne Funken vom Boden aufstoben, die Ruten trafen und fest zusammenschweißten.
»Was ist denn?« keuchte Rosch Mh’tonnay. Er kam angerannt und würgte, als er den Gestank verbrannten Metalls roch. Die übrigen sechs Zwerge folgten ihm.
»Potz!« krächzte Proph und schüttelte sich, als eine Korona purpurner Funken von den Enden seines Schnauzbartes stieben. »Entweder isses der größte unterirdische Fluß in der Geschichte des Rutengangs, oda …«
Hinter dem Flaschenhals explodierte eine schäumende Blasphemie von Rüchen, als Hassock sein durchgehendes Fuhrwerk irgendwie in einen Kieshaufen lenkte und es knirschend zum Halten kam. Magnus winkte ihm im Vorbeipoltern freudig mit zwei Fingern zu, verdeutlichte seinen Sieg und ratterte Rhyngill und dem dort wartenden Markt entgegen.
»Oder was?« fragte Mh’tonnay und stierte Proph und seine verbogenen und geschmolzenen Wünschelruten an.
Oder etwas anderes … Etwas noch Interessanteres, hätte Proph beinahe erwidert. Doch eine verschüttete Erinnerung aus dem Propheten-Kursus wandte sich um Aufmerksamkeit heischend an ihn. Er musterte die fragenden Gesichter seiner Entwässerungsgesellschaft.
»Oder … meine Wünschelrute ist kapott«, sagte er dann und behielt alles für sich, bis er sich der Sache sicher sein konnte. Dinge dieser Art plappert man vor bloßen Angestellten nicht einfach so dahin. Erst muß er sich der Sache sicher sein. »Kommt schon mal vor«, sagte er. »Ist kein Grund zur Sorge.« Und er winkte die anderen sechs an die Arbeit zurück.
Dann gab er Rosch Mh’tonnay mit einer Geste zu verstehen, er solle näher kommen. »Sagt mal«, flüsterte er so leise, daß er angesichts des fluchenden Hassock an der Ecke kaum hörbar war, »als Chefingenieur bestimmt Ihr doch, wo die Baubuden hinkommen,
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