Firkin 04 - Hundstage
noch einmal.
»Blah, blah, Blackout,
seelenloser Hund,
zur Hölle, Mann, zur Hölle, Mann,
ihr hundertund …
Kraft aus den Felsen,
gebündelt durchs Gestein,
ballert heute
auf dein verdammtes Körperschaftsgebein.«
Mancini schüttelte den Kopf. »Und du glaubst, das ist mehr wert als Gold? Du hast doch einen Nagel in der Kappe!«
»Wie kannst du es wagen …«
»Weil du naß und doof bist, deswegen!« murmelte Mancini und verschränkte gereizt die Arme vor der Brust.
»Das ist doch Käse!« fauchte die Molluske in seinem Geist.
»Halt’s Maul!«
»Du weißt doch nicht, was es bedeutet, oder?«
»Ich sag’s dir nicht. Ich muß arbeiten!« Mancini schwenkte den geklauten Folianten, drehte sich um und stierte abwesend eine Seite an.
Ein streunender Gedanke schwenkte in seinem Kopf einen ärgerlichen Finger. Irgend etwas an dieser Botschaft klang vertraut. Aber was bedeutete sie?
Und wieso dachte er an schwarze Schafe?
»Links, links, links!« schrie der Mann mit der gelben Jacke und dem Stahlhelm, der die Richtungsangaben bellte, und schwenkte dem Zurücksetzenden, der das Fuhrwerk mit den letzten Baubuden brachte, etwas entgegen, das wie ein kleiner Tischtennisschläger aussah.
»Biste taub? Links hab ich gesagt!« schrie er, als der andere nach rechts abbog, ein Rad in die Rinne fuhr und mit seiner bedenklich schwankenden Fracht auf dem halbfertigen Abschnitt der Trans-Talpino-Handelsstraße vor einem fünfhundert Fuß tiefen Abgrund stehenblieb.
»Was soll das werden?« rief der Kutscher wütend. »Willst du, daß ich in den Abgrund fahre? Du hältst es wohl für witzig, mich umzubringen, was?«
»Links habe ich gesagt!« schrie Sepp, der Baustellen-Vorarbeiter, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und brüllte durch den entrollten Schlauch, der ihm als Sprachrohr diente.
»Ich bin doch nach links gefahren«, brüllte der Kutscher und krempelte zornig seine Ärmel hoch.
»Von mir aus links!« schrie Sepp und gab die Richtung an. »Dahin!«
»Von mir aus gesehen war es links!« knurrte der Kutscher.
»Ich geb hier die Richtung an, deswegen gilt von mir aus links, klar?!«
Das in den Deichseln des Fuhrwerks gefangene Vieh stieß ein erschrecktes Schnauben aus, als der Karren an den Rand heranrutschte.
»Na, bitte! Jetzt hast du Hotta verärgert!« rief der Kutscher, krempelte die Ärmel noch höher auf und enthüllte zwei äußerst behaarte Arme. »Ich kann Leute nich ausstehen, die meinen Hotta aufregen.«
»Hättste auf meine Anordnungen gehört, würd sich auch niemand ärgern. Am allerwenigsten dein Rhinozeros!« rief Sepp und deutete auf das verschreckte Zugtier.
»Du meinst wohl, Hotta zählt nich, was?« knurrte der Kutscher und stampfte drohend mit dem Fuß auf.
»Nein, nein, ich mag Rhinos«, erwiderte Sepp wimmernd und trat zurück. »Einige von meinen besten Freunden sind Rhi …«
Rosch Mh’tonnay zog beim Geräusch des brechenden Nasenbeins den Kopf ein. Es drang in sein Gehör, als er den Fortschritt von oben überprüfte. Er schüttelte den Kopf und schlenderte kopfschüttelnd in die Projektleiterbude zurück. So war es jeden Tag. Streit brach aus, es kam zu kleinlichen Quengeleien wegen der Überstunden, und andere gelbjackige Arbeiter füllten die Lücke, die ein anderes Team kurz zuvor hinterlassen hatte … Er schätzte, daß es nur noch schlimmer werden konnte. Wer Tätigkeiten dieser Art als Straßenbau bezeichnete, hatte noch nie einen Fuß auf eine Baustelle gesetzt. Nun hatte er sich fünf Tage seines Neunmonatsvertrages abgerackert und lebte eingepfercht in einer Bude in den Talpa-Bergen, um der Handelsstraße eine weitere Spur und einen Durchroll-Freßburgerstand hinzuzufügen – und alles nur, weil irgendein erbsenzählender Buchhalter in Cranachan mit falschen Verkehrsaufkommenzahlen hantiert hatte. Was für ein Leben!
Rosch Mh’tonnay knallte die Tür hinter der Prügelei zu, die sich rasch unter seinem Balkon ausdehnte, und eilte an den Ofen. Er entfernte die sorgfältig zugeschnittenen Bretter hinter dem Schreibtisch, zwängte sie unter die Ofenecken und hob das Ding von der Falltür. Eine Sekunde später schnippte ein quadratischer Ausschnitt zurück und zeigte das eifrig strahlende, rotbärtige Gesicht eines Zwerges.
»Nun?« schnauzte Mh’tonnay.
Der Zwerg schlängelte sich aus dem Loch, hielt eine mit Schnitzereien verzierte Holzkiste hoch, deutete mit einem zitternden Stummelfinger auf eine Skala und spuckte einen braunen
Weitere Kostenlose Bücher