Firkin 04 - Hundstage
oda?«
Mh’tonnay nickte.
»Stellt die Eure hier uff«, sagte Proph, zwinkerte bedeutungsvoll und deutete auf die unebene Stelle.
Die Molluske war seit mindestens, nun ja, 85.000 Jahrhunderten nicht mehr so gut gelaunt gewesen. Sie fluppte und tollte in der seichten, mit lauwarmem Salzwasser gefüllten Wanne herum, und es gelang ihr beinahe, sich einzureden, sie befände sich daheim in der Ursuppe des Prä-Kambriums. Sie drehte sich auf den Rücken, telepathierte einen flotten kleinen Mollusken-Shanty, plätscherte vor sich hin und empfand Entzücken, als einige Gedankenwellen von den Wänden der Wanne abprallten und in ihrem Geist Echos warfen.
Nur zwei Dinge konnten ihre neu gefundene animalische Freude möglicherweise trüben. Eines war das in den Fasern ihres Zerebellums verschlossene tödliche Geheimnis; das andere starrte sie mit einem grellen Blick über den Wannenrand hinweg an.
»Also, was ist es?« fauchte Knapp, der ärgerlich das Badewasser nachfüllte. »Und wo kommt es her? Und wo ist das ganze Gold, häh? Ich hab die ganzen Bleirohre doch nicht nur zum Spaß hier raufgeschleppt!«
»Fragen, Fragen«, knurrte Mancini mehr oder weniger vor sich hin.
»Wie wär’s mit ein paar Antworten?«
»Ist er ungeduldig?« telepathierte die Molluske.
»War er schon immer«, seufzte Mancini.
»Was?« fauchte Knapp. »Hört auf mit diesen Selbstgesprächen.«
»Ich führe keine Selbstgespräche. Ich unterhalte mich mit …« Mancinis Blick härtete sich, als er sich von Knapp abwandte und die Molluske finster musterte. »Soll das heißen, du hörst nicht …?«
»Was höre ich nicht?« drängte Knapp und kippte noch ein paar Gallonen Wasser in die Wanne.
»Natürlich hört er nichts«, telepathierte die Molluske herablassend. »Ich will nicht, daß er etwas hört. Außerdem habe ich so lange mit meiner Botschaft auf den Einen gewartet.«
»Wie lautet die Botschaft?« knurrte Mancini.
»Ihr redet ja schon wieder mit Euch selbst!« stöhnte Knapp. »Wann machen wir endlich das Gold?«
»Hör mal«, schrie Mancini, »hau ab und zähl deine Maden! Ich muß nachdenken! – Man kann nicht einfach so aufspringen und mit dem Transmogrifieren anfangen! Dazu bedarf es etwas mehr!«
Knapp hob unglücklich seinen Sack auf und schlurfte aus der Hütte.
Dann beging die Molluske den Fehler, Mancini die Botschaft tatsächlich zu übermitteln.
»Was soll das heißen?« schnauzte Mancini und stierte die vor sich hinplätschernde Molluske an.
»Soll das heißen, du weißt es nicht?«
»Würde ich etwa fragen, wenn ich es wüßte?« schrie der KUT, während der Frust an seinen Nerven kratzte.
»Vielleicht«, sagte die Molluske, um sich nicht festlegen zu müssen, und bespritzte nachdenklich eine Ecke mit dem wannen salzigen Wasser.
»War das alles? Kommt noch ein Vers oder so was? Nicht irgendein Hinweis?«
»Ähm … nee.«
»Tja, aus welchem Grund hast du diesen Knittelvers seit 85.000 Jahrhunderten im Kopf behalten?« schrie Mancini schrill. »Das Ding reimt sich ja nicht mal richtig!«
»Na schön, dann ist es eben ein Knittelvers. Aber mach mich doch nicht dafür verantwortlich. Ich habe ihn nicht geschrieben!«
»Außerdem ist es Quatsch!« schrie Mancini. »Wie soll denn so was eine noch nie gesehene Macht loslassen und der Schlüssel zum Aufstieg und Untergang ganzer Königreiche sein? Wie kann so was denn besser sein als Gold, häh? Du hast gesagt, es wäre besser als Gold!«
»Wenn ich es wüßte, glaubst du, ich würde hier in diesem schnöden Bad auf einem Berggipfel herumplätschern? Dann würde ich mein eigenes Königreich regieren!«
»Du könntest nicht mal ein … ein … Badezimmer regieren.«
»Ich weiß doch, wer es sagt …«
»Ich!«
»Und warum …«
»Ja, schau dich doch mal an. Du bist doch nur ’ne … ’ne … Badematte!«
»Spezie-ist!«
»Wie kannst du es wagen, mich einen …«
»Hör dir deine Argumente an. Sie basieren doch nur auf der Annahme, daß es auf das Äußere ankommt …«
»Aber nein! Ich sage, du könntest kein Königreich regieren, weil … äh … dir keine Krone paßt! Na, bitte!«
»Ach, wie gerissen.«
»Natürlich«, sagte Mancini herablassend.
»Wenn du so gerissen bist … Welche Bedeutung hat dann der Vers?«
»Ich war schon ziemlich nahe dran, es rauszukriegen. Aber du hast mich wieder abgelenkt. Sag ihn noch mal auf.«
Die Molluske grinste vor sich hin, denn sie wußte, daß sie gewonnen hatte. Dann telepathierte sie die Botschaft
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