Firkin 04 - Hundstage
er und schaute Knapp aus gutem Grund finster an.
Die Kröte hopste ein paar Schritte voran, mopste eine Made aus Knapps Sack und bekam für diese Frechheit schnell eins hinter die Löffel. Mancini schaute unglücklich von dem Folianten zur Kröte, kratzte sich am Kopf und bemühte sich herauszufinden, wo er einen Fehler gemacht hatte. Es hatte doch alles so einfach ausgesehen. Man mußte die Sache nur in vier Stadien durchziehen und nacheinander eins ins andere verwandeln – BLEI, BREI, COLT, GOLD. Kein Problem. Nur das letzte Stadium machte ihm zu schaffen … BLEI, BREI, SCHROT, BROT. Verdammt!
Das ganze Versteck wimmelte von vorherigen Irrtümern. BLEI, BREI, TRÖTE, KRÖTE … Sowas konnte einen aber auch wirklich durcheinanderbringen!
»Hab doch gesagt, es ist Zeitverschwendung. Man kann wirklich ein Vermögen machen, wenn man Blei in Kröten verwandelt, was?« schmeichelte die Molluske. »Man wird reicher, als man es sich je erträumt hat! Nicht waaahr?«
»Halt’s Maul! Ich hab es gleich.«
Die Kröte quakte und hüpfte vom Tisch.
»Das sagt Ihr nun seit fünf Tagen«, murrte Knapp und zog die Nase hoch.
»Ich verstehe dich wirklich nicht«, telepathierte die Molluske. »Da bietet man dir die Chance …«
»Quatsch!« rief Mancini, sprang vom Tisch auf und schaute in die Wanne. »Du spuckst ein paar Zeilen Unfug aus und erwartest von mir, daß ich weiß, was es bedeutet. Aber dies hier verstehe ich! Ich krieg es zwar nicht hin, aber ich weiß, was ich falsch mache. Der Müll, den du seit der letzten Million Jahre im Kopf hast …«
Knapp stierte Mancini mit offenem Mund an, als dieser dem Geschöpf eine Predigt hielt. Es klang fast so, als hätte er mit jemandem Streit.
»Fünfundachtzigtausend Jahrhunderte …«, fiel ihm die Molluske pedantisch ins Wort.
»Von mir aus … Es ist unverständlich. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!« Mancini packte die Kröte und warf sie zu den fünfunddreißig anderen in den Eimer. Knapp schüttelte den Kopf. Hat zu schwer gearbeitet, dachte er.
»Aha!« telepathierte die Molluske triumphierend.
»Was soll das nun wieder heißen?«
»Ich weiß vielleicht, wo man anfangen muß!« kam die unerwartete Antwort.
»Eben hast du noch gesagt, du hättest keine Ahnung«, protestierte Mancini. Er verlor allmählich die Geduld mit der rechteckigen Kreatur in der Wanne. »Willst du mir etwa weismachen, daß du nach fünfundachtzigtausend Jahrhunderten der Ahnungslosigkeit in den letzten fünf Tagen plötzlich drauf gekommen bist? Wie günstig!«
»Zu meiner Zeit«, dachte die Molluske und deutete mit einer desinteressierten Ecke auf einen Haufen abgelegtes Packnachrichtenbullenpergament, »wurden die Dinge eben noch nicht in Nachrichtenbullenlagen angeliefert.«
»Was?«
»Schau mal dort drüben hin, und sag mir, was du siehst!«
»Einen Pergamenthaufen!«
»Ja! Schau genauer hin!«
»Gib mal ’n Stichwort!«
»Muß ich denn alles machen?« maulte die Molluske, floppte aus der Wanne und schleimte auf den Haufen zu. Knapps Augen traten hervor. Hier ging irgend etwas Bizarres vor sich. Ihm war fast so, als sei das Geschöpf intelligent.
»Hier!« dachte die Molluske Sekunden später, nahm ein Blatt zwischen die Zähne und schwenkte es ungeduldig.
Knapp hatte sich gerade zu einem hysterischen Kichern durchgerungen, als Mancini ihr das Pergament abnahm, die Tropfen abschüttelte, mit denen sie es genäßt hatte, und anfing zu lesen. »Na und? Irgendeine verrückte murrhanische Kaiserin veranstaltet einen Wohltätigkeitsball für Tyrannen …«
»Schau dir die Illustration an. Was liegt ihr dort zu Füßen?«
»Bösartig aussehende schwarzweiße Viecher. Na und?«
»Wie bist du nur Alchimist geworden? Es sind Verdammnisse!« Die Molluske musterte Mancinis leeren Gesichtsausdruck. »Gottchen!« Hätte sie eine Hand und eine Stirn gehabt, wären beide nun zusammengeklatscht. »Der Reim … Seelenloser Hund … verdammtes Körperschaftsgebein … Weißt du noch? Muß ich es buchstabieren?«
Mancini stierte zuerst die pergamentene Nachrichtenbulle an, dann die Molluske, dann den Bleirohrhaufen vor der Hütte. Dann schüttelte er unglücklich den Kopf und zuckte die Achseln. »Ja, bitte.«
»Hund! Verdammnis. Ist das gleiche! Verstehste? Fünfundachtzigtausend Jahrhunderte verändern eben die Sprache.«
»Soll das heißen, ich brauche einen von denen da, um die nie geschaute Macht freizusetzen und der Schlüssel zum Aufstieg und Untergang von Königreichen zu
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