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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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noch fünf Sekunden, um zu verschwinden, oder ich werde das hier einsetzen!« Er streichelte liebevoll den mattschwarzen Lauf und grinste für einen Geistlichen viel zu genüßlich. »Vier …«
    Das Bett schwankte. »Heh, was ist mit fünf?«
    »Drei …«, zischte er und drückte den Schaft fest gegen die Schulter.
    »Das ist nicht fair …!«
    »Zwei …« Sein Zeigefinger näherte sich langsam dem Abzug.
    »Hör mal! Ich will doch nur …«
    »Eins …«
    »Uri wird bestimmt nicht glücklich sein, wenn der Zentaur-Vergnügungspark …« Das Bett kam in der Luft ruckend zum Stehen und fiel auf den Boden. Mit der lässigen Ungezwungenheit eines Mannes, der ein Stück von der Bordsteinkante zurücktrat, wich Sinnohd dem Bett aus, das nur wenige Zentimeter zu seiner Linken aufprallte, und begann, seine Fingernägel zu polieren. Gleich darauf wurde er von dem Holzfäller umgerissen, der völlig aufgelöst auf seine Tochter zustürmte.
    »Emilie!« seufzte er herzergreifend, wobei er sich nicht sicher war, ob er seine Tochter umarmen oder lieber mit einigen Eimern Desinfektionsmittel übergießen sollte.
    »So, damit wäre die heutige Lehrstunde zu Ende«, grunzte Sinnohd, als er das aschfahle Gesicht von Xedoc sah, das ängstlich hinter der Tür hervorspähte. »Hör mal, falls du wirklich mal ein richtiger Exorzist werden willst, dann mußt du was gegen deine Magenprobleme unternehmen. Ich wäre niemals dort hingekommen, wo ich heute bin, wenn sich mir jedes Mal beim Anblick eines halb verwesten Mädchens gleich der Magen umgedreht hätte. Bilde dir einfach ein, daß es sich nur um schwere Akne handelt, dann ist alles halb so schwer.«
    Emilie saß aufrecht im Bett, und ihr Gesicht wies im Hinblick auf die Umwelt eine bereits sehr viel freundliche Grünschattierung auf.
    »Ach, verehrtester Herr Sinnohd«, raspelte die Frau des Holzfällers Süßholz. »Wie kann ich Ihnen nur jemals dafür danken?«
    »Nennen Sie mich einfach General. Das macht zwölf Taler fünfzig sowie eine Spende für den Fonds zur Erhaltung des Abteidaches, und wir sind quitt.« Sinnohd rang sich zu einem Lächeln durch und streckte erwartungsvoll die Hand vor.
    Doch obwohl er nach außen hin so locker wirkte, fühlte er sich innerlich äußerst unwohl. Er war sich nämlich ganz sicher, daß ihn Besessene noch nie zuvor um eine Unterredung mit dem Papst gebeten hatten. Und während er das Geld einsteckte und die Hütte verließ, machte sich ein unbehagliches Gefühl in seiner Magengegend breit.
    In einer kleine Gasse, nicht weit vom Phlegethon entfernt, murmelte Pfarrer Götz von Öl der Dritte wütend vor sich hin: »Diese dämlichen Exorzisten sind doch nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und viel zu machtbesessen, um noch irgendwas zu merken!«
     
    Einige hundert Meter westlich von der Baustelle des Zentaur-Freizeitparks entfernt, waren im finanziell stimulierten doppelten Arbeitstempo drei riesige scheunenartige Holzkonstruktionen zusammengezimmert worden. In jeder dieser Scheunen hatte man gleich neben massiven Werkbänken gewaltige Schmiedeöfen errichtet, und in einem Schnellkurs waren ganze Trupps von Schmiedegehilfen ausgebildet worden, die man allesamt mit schweren Hämmern ausgerüstet hatte. Ihre Aufgabe war es, unter der Leitung von Schlacke Schmidt riesige Eisenplatten zu schmieden, sie zu Zylindern zusammenzurollen und zu großen Rohren zusammenzunieten.
    In diesem tumultartigen Lärm bemerkte niemand das fieberhafte Kratzen unter den Aschekästen der Schmiedeöfen, niemand sah die hin und wieder darunter auftauchende Stalagmilbe, und niemand hatte die Zeit, sich zu fragen, wer eigentlich dafür sorgte, daß ständig die Schmiedefeuer brannten oder warum niemand daran denken mußte, für regelmäßigen Kohlennachschub zu sorgen.
    In den drei satanischen Fabriken wurde eifrig weitergehämmert.
     
    Nabob riß die Tür zu seiner Höhle auf und schlug sie mit einem schneidenden Schrei und einem Ausstoß schwefelhaltigen Rauchs wieder hinter sich zu. Es wurde immer schlimmer; jeden Tag schienen sich mehr und mehr Leute auf den Straßen zu drängen. Von den Streikposten am Phlegethon bis hierher hatte er anderthalb Stunden gebraucht. Anderthalb Stunden! Dabei dürfte der Weg normalerweise keine zehn Minuten dauern. Und all das hatte er über sich ergehen lassen müssen, nachdem er bereits einen dieser furchtbar anstrengenden Tage im öffentlichen Sündendienst hinter sich gebracht hatte, um die Einwanderungsakten der kürzlich

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