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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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daß bereits die ersten Opfer zu beklagen waren. Mehrere Schräge Vögel, drei Dutzend Seeschwalben und ein Schwarm verwirrter Felsmeisen sowie etliche Finken hatten einen Hitzschlag erlitten, als sie zu nahe an den Rauchschwaden vorbeigeflogen waren.
    Nachdem Frau Grün, heftig schwitzend und schnaufend, die fünf Kilometer zum Zentaur-Vergnügungspark hinaufgestürmt war und ihre Regenbogenkrieger zum Gipfel geführt hatte, blieb sie plötzlich stehen und riß entsetzt den Mund auf.
    »Was ist denn los?« keuchte Fichte, ihr zweiter Kommandant.
    Frau Grün rang nach Luft, zeigte verzweifelt zum Himmel, und alle Augenpaare beobachteten, wie ein einsamer Vogel unkontrolliert auf die sich ausbreitende Wolkendecke aus fluoridierten chthonischen Kohlenwasserstoffen zusteuerte.
    »Lärche, Ackerwinde, Liguster, folgt mir!« schrie Fichte und schnappte sich rasch eine Decke von seinem Rucksack herunter. In Sekundenschnelle schritten vier der treuergebensten Anhänger zur Tat und rannten in Richtung des herabtrudelnden Körpers des letzten Hitzschlagopfers. Etwa dreißig Meter weiter oben flatterte der kreischende Vogel schlaff, wischte sich die fiebernde Stirn mit der Rückseite eines Flügels ab und fiel schließlich vor lauter Hitze in Ohnmacht.
    Frau Grün kreischte, als der Vogel plötzlich die aerodynamische Beschleunigung eines Federkissens annahm – gefüllt mit Ziegelsteinen.
    »Schneller!« befahl sie mit erstickter Stimme. »Los!« Ihre vier Mitstreiter verteilten sich, zogen die Decke auseinander und bewegten sich unter der herabstürzenden Seeschwalbe wie Feuerwehrmänner, die einen Selbstmörder mit einem Sprungtuch auffangen wollten, verzweifelt hin und her.
    Kurz darauf griff Fichte den heruntergefallenen Vogel auf. Ligusters Zeigefinger schoß aufgeregt gen Himmel, als ein Finkenschwarm von dem erstickenden Rauch eingehüllt wurde und sich mit einem Flügelschlag dem unvermeidlichen Untergang näherte.
    Gurrend und schnatternd wiegte Frau Grün die äußerst seltene Seeschwalbe in den Händen. Sie rang mit offenem Schnabel nach Luft und wurde mit rollenden Augen von einer weiteren Hitzewallung ergriffen. Während Frau Grün dem Vogel mit ihrer Kampfpudelmütze Luft zufächelte, beschloß sie, dieser ökologischen Katastrophe sofort ein Ende zu bereiten. Irgendwie.
    Um den nachfolgenden Hagelschauer aus Finken zu verhindern, war es allerdings schon zu spät. Mit einem entsetzten Schrei setzte sie die Seeschwalbe vorsichtig auf einem Stein ab und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die herabstürzenden rosafarbenen und grünen Vögel.
    »Steht nicht so tatenlos herum!« fuhr sie ihre Anhänger an, während sie drei der Vögel nur wenige Zentimeter vor dem Aufprall mit der Mütze auffing. Mit ausgestreckten Armen hielt sie verzweifelt nach weiteren Vögeln Ausschau und kreischte jedes Mal erleichtert auf, wenn es ihr gelang, einen ihrer ohnmächtigen gefiederten Freunde mit der hohlen Hand aufzufangen. Und um sie herum taten es ihr alle anderen gleich.
    Innerhalb weniger Minuten lag ein Haufen mit fünfhundert keuchenden Finken, Schrägen Vögeln und Seeschwalben auf dem Boden, die allesamt mit ihren winzig kleinen Zungen mühsam nach der sich rasch erhitzenden Luft schnappten.
     
    Nur wenige Meter entfernt fielen am Ufer des Sees Hellarwyl jede Menge ungeduldig nagende Schneidezähne über ein Dutzend Fichten her. Holzsplitter stoben in alle Richtungen, während sich mehr und mehr Biber der emsigen Menge anschlossen, ganze Wäldchen fällten und die Stämme fieberhaft zu ihren Dämmen schleiften. Es ging wie in einem hyperaktiven Bienenstock zu. Paddelförmige Schwänze klatschten unaufhörlich wasserundurchlässigen Schlamm auf das sich stetig ausdehnende Flachwasser. Sämtliche Bäche wurden in Tümpel umgeleitet. Im selben Tempo, in dem sich die schwarz-rote Wolkenbank erbarmungslos über dem Zentaur-Vergnügungspark ausdehnte, breitete sich die Biberkolonie über die gesamte Uferseite aus.
    Und je größer und dichter die Wolke wurde, desto mehr stieg auch die Hitze an – eine trockene, schwefelige Hitze, die die Umgebungstemperatur mit beängstigender Geschwindigkeit nach oben trieb. Immer mehr Laub und sonstiger natürlicher Abfall der sich stetig ausweitenden Biberdämme sank in die von den Bibern angelegten künstlichen Weiher, woraufhin Algen und Bakterien darüber herfielen.
    In den sich allmählich aufwärmenden Tümpeln des rasch faulenden Wassers bildeten sich erste Methanblasen, stiegen sprudelnd

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