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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Aufmerksamkeit wieder Bruder Succingo zu. »Unseren kleinen Scherz mußt du uns verzeihen, aber nach achtzehn Monaten intensiver Vorbereitung habe ich mir gedacht, daß es keinen Unterschied mehr macht, wenn man noch ein paar schweißtreibende Minuten dranhängt. Schön zu wissen, euch auf unserer Seite zu haben! Herzlichen Glückwunsch, ihr habt die Aufnahmeprüfung bestanden! Wir heißen dich, Hauptmann Bruder Succingo, und deine wagemutige Mannschaft beim AS herzlich willkommen!«
    »Willkommen beim AS!« quiekte Knalli J’hadd, während er am Daumennagel kaute. »Haben wir’s wirklich geschafft?« Willkommen beim AS – um diese drei kleinen Wörter zu hören, würde jeder Novize sofort den lebenslangen Vorrat an neunzigprozentigem Abendmahlswein hergeben. Hallelujah! Er hätte vor Freude niederknien können. Das klang schon sehr viel besser als ›Gut gemacht, Bruder!‹ und war meilenweit entfernt von ›Herzlichen Glückwunsch zur neu erworbenen Heiligkeit!‹
    Und das lag mit Sicherheit in erster Linie an der AS-Uniform. Man mußte sie sich nur mal ansehen. Dabei handelte es sich nämlich nicht um eine dieser ausladenden, längst aus der Mode gekommenen, purpurroten Roben und erst recht nicht um eins dieser meterlangen, schlichten, keuschweißen Meßgewänder, die aus dünnem, gebleichtem Sackleinen gefertigt wurden. O nein, weit gefehlt sogar. Die AS-Uniform war etwas ganz anderes.
    Hier ist die Rede von einer hochmodischen Tarnsoutane, entworfen von absoluten Spitzendesignern, mit achtundzwanzig Geheimtaschen, heiligem Schultergurtband, Bibelgurt … na, mit sämtlichen Sonderausstattungen eben. Für den Abteisicherheitsdienst wurden keine Kosten gescheut.
    So jedenfalls lautete das Gesetz, und das schon seit fünfhundertunddrei Jahren. Und man verdankte es im Grunde einer rein zufälligen Begegnung, in die zwei Königshäuser, ein abgelegener Wasserfall, einige hyperaktive Hormone und ein wilder Eber verwickelt gewesen waren – wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Es ist eine altbekannte Tatsache, daß König Stigg von Rhyngill ein begeisterter Jäger von Keilern gewesen war. Bis zum Jahre 1017, also selbst noch einige Jahrhunderte nach seinem Tod, war der große Festsaal im Kastell Rhyngill mit den ausgestopften Köpfen von einigen der sechshundertundzweiundzwanzig Biestern geschmückt, die er während der vielen Jahre seiner Herrschaft zur Strecke gebracht hatte. Doch obwohl er so viele Eber gejagt und erlegt hatte, war ihm nie der sagenumwobene brüllende Keiler des südlichen Talpa Gebirges zu Gesicht gekommen. Wie es hieß, präge sich einem allein der Anblick dieses Ungetüms derart ins Gedächtnis ein, daß man mit geradezu verstandeslähmender Zwanghaftigkeit bei jeder Unterhaltung oder Diskussion immer wieder zu diesem einen Thema zurückkehren müsse.
    Als König Stigg eines Tages der Fährte des brüllenden Ebers folgte und dabei weit vom Weg abkam, passierte es, daß er einen von einem hohen Felsen herabstürzenden, wunderschönen Wasserfall zu sehen bekam, der verführerisch auf den nackten Körper von Natis niederprasselte, jener jungen Prinzessin der blockfreien Stämme von Talpa. Sämtliche Gedanken an den Eber waren plötzlich vergessen, denn irgend etwas hatte seine Lenden in Wallungen gebracht, und obwohl sich die Prinzessin mit Händen und Füßen wehrte, schleppte er sie mit sich, um sie zu seiner Frau zu machen.
    Dank eines unverhofften Geistesblitzes rang sich Stigg zu der Vermutung durch, daß die Chancen auf einen friedlichen Verlauf der Hochzeitsfeier ziemlich gering waren, und da seit der ersten Begegnung das Zucken zwischen den Lenden nicht nachgelassen hatte, beschloß er, sie anständig zu gürten. Zu guter Letzt wurden die vierundzwanzig größten und häßlichsten Mönche, die zu jener Zeit in der Abtei Synnia dienten, mit speziellen Messern ausgerüstet. Sie erhielten den Befehl, durch das Seitenschiff zu patrouillieren und das Brautgefolge genau zu beobachten, um beim leisesten Verdacht, daß einer der Begleiter der Braut Schwierigkeiten bereiten könnte, sofort einzugreifen.
    Diese Aktion erwies sich als ein durchschlagender Erfolg. Fast jedenfalls. Nach einer angespannten und sehr kurzen Zeremonie, drei Vergiftungen und einem gewaltsamen Zwischenfall, in den ein Beil und zwei Brautjungfern verwickelt waren, schleifte der König seine Frau zum ehelichen Bett. Seine Lenden waren glücklicherweise unversehrt geblieben.
    Am nächsten Morgen war König Stigg

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