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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Aha! Deshalb hatte er während der achtzehn Monate härtester Ausbildung beim Abteisicherheitsdienst und der anschließenden Tätigkeit als Moralapostel nie ein Anzeichen illegalen Seelenhandels gefunden. Alles war nur ein Teil von etwas Größerem, von etwas weit über die Grenzen des AS Hinausgehenden! J’hadd grinste in sich hinein, und die Brust schwoll ihm vor Stolz. Ich wußte es, denn seit dem ersten Tag meiner Entlassung aus dem GURU hatte ich das Gefühl, daß mich Hauptkommissar Scheitel – Gott schütze ihn! – auf schnellstem Weg zum Keuschheitsinspektor machen wollte. Warum sonst hellte sich damals seine Miene so auf, als ich ihn fragte, ob ich nun ein richtiger Meßdiener sei, weil ich tagelang sämtliche Tuchvorräte mit einer Elle ausmessen mußte. Und warum vor allem hätte er sich sonst unaufhörlich darüber freuen sollen, daß ich wochenlang jede einzelne Schublade im Lagerraum durchsucht hatte, um einen linkshändigen Schraubenzieher zu finden? Du meine Güte! Welch unglaublichen Eindruck muß ich auf ihn gemacht haben! Und jetzt stecke ich hier mittendrin in einer streng geheimen Unterwanderungsoperation … unglaublich! Gut, aber was nun?
    Plötzlich wurde er in seinen Gedanken durch eine purpurrotgekleidete Gestalt gestört, die geschäftig in Richtung der Menschenmenge eilte. »Na, na! Was geht hier eigentlich vor?« schrie Papst Uri wütend, trat dabei auf den Saum seiner altertümlichen Robe [3] , geriet ins Straucheln und fiel fluchend auf die Nase, wobei seine Bischofsmütze auf den Boden purzelte.
    Hundertundsieben verschiedene Antworten platzten aus hundertundsieben verschiedenen Mündern heraus, als sich die AS-Mönche und Succingo in das allgemeine Palaver einmischten.
    »Pssst! Ruhe jetzt! Ruhe!« schrie der Papst, und während er sich wieder aufrappelte, nahm sein Gesicht eine Farbe an, die seiner päpstlichen Robe sehr ähnelte. »Succingo, ich verlange eine Erklärung!« befahl er.
    »Also, Eure Heiligkeit, es scheint, als hätte es etwas mit vermißten Schafen zu tun«, begann der Mönchshauptmann, bevor er von Südrhyngills größtem Schäfer unterbrochen wurde, der sich zur Spitze der lynchenden Horde vorkämpfte und sich müßig mit einem kleinen Baumstamm in die Handfläche schlug.
    »Der da war’s!« knurrte der Schäfer, dem es irgendwie gelang, mit der Stimme die natürliche Frequenz des langen Querschiffs zu treffen, so daß es in der Abtei entsprechend dröhnte. »Er hat die Nomaden dazu gebracht, meene Herde zu stehl’n!«
    »Und meene auch!« bekräftigte ein anderer.
    »Meene auch!«
    J’hadd zog ein kleines Gesangbuch aus der Soutanentasche und machte sich aufgeregt Notizen.
    »Meene sind auch alle verschwund’n!« schrie ein anderer und wippte ungehalten mit den Füßen.
    »Ich hab nichts damit zu tun!« beteuerte Schimpf seine Unschuld hinter der schmalen Verteidigungslinie aus AS-Schutzheiligen hervor. »Ich weiß wirklich nichts davon.«
    »Lügner!« knurrte ein Schäfer. »Du steckst bis zum Hals mit drin!«
    »Seid ruhig!« rief Papst Uri.
    »Ich hab doch nur gepredigt!« jammerte Schimpf. »Ich habe ihnen die Frohe Botschaft verkündet!«
    »Welche frohe Botschaft? Wo man die besten Schafe im Talpa Gebirge findet?« ereiferte sich der Schäfer Neame und schwankte wütend einen Schritt vorwärts. Aufgeregt stimmten ihm die anderen zu.
    Fast unbemerkt spazierte ein neunjähriges Mädchen im roten Nachthemd zwanglos den Gang entlang und bürstete sich die Blätter aus dem Haar. Hinter Alea trottete verängstigt ein Mönch hinterher, der einen Hirtenstab trug.
    »Haltet den Mund!« rief der Papst den Schäfern zu und knallte so lange mit einem goldenen Kollektenteller auf eine Kirchenbank, bis er endlich zumindest mit einem Quentchen andächtiger Stille belohnt wurde. »Gehe ich in Anbetracht eures entsetzlich lauten Aufruhrs recht in der Annahme, daß ihr Bruder Schimpf beschuldigt, die d’vanouinischen Nomaden angestachelt zu haben, eure Schafe zu klauen?«
    »Ganz genau!« bestätigte der kräftig gebaute Schäfer unter den zustimmenden Rufen seiner Mitstreiter.
    Papst Uri hob besänftigend die Hände, um erneut für Ruhe zu sorgen. »Und hast du das getan, Bruder Schimpf?«
    »Nein! Ich hab nur meinen ganz normalen Sermon abgelassen, und sie nahmen die Frohe Botschaft mit fester Überzeugung an. Sie waren sogar derart begeistert darüber, daß sie daraufhin ein paar Landkarten herausgeholt und kurz miteinander diskutierten haben, wovon ich allerdings

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