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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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kein Wort verstanden hab. Danach haben sie die Kamele gesattelt und sind davongaloppiert. Na ja, ich hab mir gedacht, sie wollten die Frohe Botschaft gleich ihren Freunden verkünden und … Ach, du meine Güte! Jetzt fällt mir ein, daß sie alle riesige Fangnetze an die Sättel ihrer Kamele geknüpft hatten.«
    »Die Netze hatten die passende Größe für Schafe«, fügte Alea hilfreich hinzu und zog den am ganzen Körper zitternden Bruder Ovine, seines Zeichen klösterlicher Schafhirte, sanft durch die Menge.
    Die Schäfer wurden immer unruhiger und kochten innerlich vor Wut.
    »Hab keine Angst, Bruder Schimpf, schließlich sind nur ein paar hundert Schafe verlorengegangen«, verkündete Papst Uri, während er die letzte Stufe zur Kanzel erklomm und die Arme auf Missionsweite ausbreitete. »Das ist doch ein geringer Wollpreis, der für die Lehre gezahlt wurde, die unbedingt gelehrt werden mußte!« klagte er lauthals an und zeigte vorwurfsvoll auf die immer noch lynchbereite Horde von Schäfern. »Ihr, die ihr so schnell andere Leute niedermacht, um euch im Namen der Gerechtigkeit zu rächen, ihr seid es, die die Schafe verloren haben!«
    »Ojemine!« murmelte Bruder Ovine.
    »Aber wir«, fuhr Papst Uri unbeirrt fort, »wir, die Geistlichen, die Jünger des Vertrauens, die schimmernden Staubkörnchen in den Augen Gottes, wir lassen, während wir hier sprechen, unsere Herde draußen auf den Feldern fröhlich weiden.«
    »Ojemine, ojemine!« murmelte Bruder Ovine erneut, und auf seine frühzeitig vergrößerte Tonsur traten erste Schweißperlen.
    »Und findet ihr das etwa nicht aufschlußreich?« donnerte Papst Uris Stimme von der Kanzel herab. »Klingt das nicht wieder einmal nach einem der mysteriösen Wege, von denen man schon soviel gehört hat, die Gott durch seine Taten und seine Wahrhaftigkeit beschriften hat …?«
    Pfarrer Gotthelf Schimpf las Papst Uri jedes Wort von dessen geiferndem Mund ab und war tief beeindruckt. In Gedanken zog er vor ihm die Kapuze, denn das war schon eine großartige Strafpredigt, die man da zu hören bekam.
    »Nehmt euch diese Lektion zu Herzen, und prägt sie euch ein«, wetterte Papst Uri inbrünstig. »Ihr, die ihr die Schafe verloren habt, solltet euch nicht grämen, weil ihr nicht wißt, wo ihr sie wiederfindet. Laßt sie in Ruhe, und sie werden mit Freude heimkehren! Und nun öffnet das Gesangsbuch auf Seite dreiundfünfzig …«
    »Ähem«, räusperte sich eine neunjährige Kehle.
    »… und wir singen nun zwei Strophen …«
    »Ähem …!«
    »Bringt diesem Mädchen ein Glas Wasser …«
    »ÄHEM! Ich glaube, daß euch jemand etwas sagen möchte!« rief Alea in die Menge.
    »Beichten werden nur donnerstags abgenommen«, erwiderte der Papst.
    »Nun ja, aber ich glaube nicht, daß ihr so lange warten möchtet, nicht wahr, Bruder Ovine?«
    Demütig schüttelte der kalt schwitzende Haufen Elend, der von dem klösterlichen Schafhirten übriggeblieben war, den Kopf.
    »Eure Heiligkeit …«, stammelte er und umklammerte den Hirtenstab aus Eibenholz so fest, daß seine Knöchel weiß wurden. »Eure Heiligkeit … die … die Schafe sind weg!«
    Pfarrer Schimpf schluckte laut vernehmbar, machte eine schnelle Drehung und rannte – ohne Vertrauen auf himmlischen Beistand, aber in der Hoffnung auf irdische Freiheit – auf den weit entfernten Kreuzgang zu.
    »Holt ihn zurück!« schrie Papst Uri und schwang sich aus der Kanzel heraus. Dann griff er sich einen schweren Messingkerzenhalter und sprintete dem flüchtenden Missionar hinterher, besessen von dem Gedanken, den Verräter in Stücke zu zerreißen und auf dessen Eingeweiden herumzutrampeln.
    Alea grinste in sich hinein, während Papst Uri knapp eine Sekunde vor der restlichen Horde im Kreuzgang verschwand.
     
    Im feuerroten Dunkel seiner Höhle, die nur durch das flackernde Glühen einer Lavalampe beleuchtet wurde, warf Nabob den Kopf zurück und lachte laut und ausgiebig. Alles lief prächtig. Absolut hervorragend sogar. Nur noch ein kleiner Vorstoß, und er hatte die Wahl so gut wie sicher in der Tasche.
    Wie könnte ihm der Herr der Finsternis d’Abaloh noch verweigern, Oberleichenbestatter zu werden, wenn dieser erst einmal dieses schimmernde Telepenetranzgeschenk zwischen den gewundenen Hörnern sitzen hätte? Noch nie zuvor hatten der Unterwelt solch teuflische Möglichkeiten zur Verfügung gestanden, und Nabob wußte das.
    Er lachte hämisch in sich hinein, als er daran dachte, was er als Nichtfachmann – jedenfalls

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