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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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hatte nicht damit gerechnet, daß sich das Mienenspiel ihrer Gesichter so dramatisch ändern würde. Während der letzten Minuten hatte er die Nachbilder der Gesichter von Firkin und Hogshead vor sich gesehen, hatte sich konzentriert und sie genau studiert. Er suchte nach einer Erklärung, warum sich im Moment des Verschwindens diese Gesichter vor Entsetzen verzerrt hatten. Schock, ja: das hätte ihn nicht verwundert – schließlich erlebt man es nicht alle Tage, daß man um vierzehn Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen wird. Aber dieses Entsetzen, dieser tödliche Schrecken … Er hatte ein ungutes Gefühl.
    Als Courgette den Ausdruck auf Praxx’ Gesicht bemerkte, begann sich alles in ihrem Kopf zu drehen. Katastrophenbilder kamen ihr in den Sinn, düstere Untergangsstimmung legte sich auf ihr Gemüt, schwer und drückend wie die Rauchwolken, die über dem verglimmenden Scheiterhaufen einer Feuerbestattung hingen. Sie hielt es nicht mehr aus.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte sie.
    »Äh, äh, nein, nein … alles in Ordnung.« Praxx war ein erbärmlicher Lügner.
    »Warum dann dieser düstere Blick?« bedrängte sie ihn. »Was haben Sie getan?«
    »Ich … nichts. Ich … äh.« Er blickte von der Kreidezeichnung auf und sah sie an: »Als ich die Zauberformel sprach … ist da irgend etwas Außergewöhnliches geschehen?«
    »Ha! Was wollen Sie zuerst hören? Funken. Krach. Licht. Firkin und Hogshead lösen sich in Luft auf. Aber sonst … Absolut nichts Außergewöhnliches! Keine Spur!«
    Praxx suchte Apathos, doch der war verschwunden.
    »Hat es irgend etwas gegeben, wo du dir gedacht hast: Das hätte nicht passieren dürfen… Lichtschwankungen oder dergleichen?«
    Courgettes Augen verengten sich, sie blickte ihn argwöhnisch an: »Ja. Warum?«
    »Nun ja, mir hat ihr Gesichtsausdruck nicht gefallen, kurz bevor sie verschwunden sind … Und wenn es einen Energieabfall im Deja-Moi-Feld gegeben hat …« Praxx zuckte lahm die Achseln.
    »Was dann? Was ist dann mit ihnen?« schrie Courgette.
    »Ich glaube nicht unbedingt, daß sie dort, wo sie sich jetzt aufhalten, in Todesgefahr sind. Es hängt eben davon ab, welcher Aspekt des Felds betroffen wurde.« Praxx rieb sich das Kinn, grübelte und murmelte vor sich hin: »… wenn allerdings ein Thaumatromdefekt Deja-Moi-Dichteschwankungen verursacht, dann …«, sinnierte der Thaumaturgische Physiker halblaut, »… wenn eine Zeitspule oder eine Schicksalsröhre durchgebrannt ist … oder der Thaumostat durchgeschmolzen …«
    »Dann?« wollte Courgette wissen.
    »Äh? Oh, ah ja! Wir sollten zuallerst einmal das Thaumatron überprüfen, ehe wir vorschnell irgendwelche Schlüsse ziehen«, erklärte Praxx eilig, lächelte schwach und eilte hastig aus dem kahlen Raum. Mit wehenden Rockschößen rannte er in die Halle, in der das Thaumatron stand.
     
    Firkin wälzte sich stöhnend zur Seite. Sein Kopf pochte und hämmerte. Ein tiefes Wummern dröhnte durch seinen Schädel, so laut, als stiefelte keuchend und schnaufend eine Blaskapelle durch eine Höhle, rumorte mit Kesselpauken und Schnarrtrommeln, mit gewaltigen Tuben und schmetternden Posaunen. Er schloß die Augen. Der Boden kam in Bewegung, drehte sich wirbelnd. Undeutlich erinnerte er sich, woher seine Kopfschmerzen kamen. Licht, Pergamente, dann … Blackout.
    Am Ende einer rasenden Fahrt, auf der sie rückwärts durch die Zeit gezerrt worden waren, hatten sich Hogshead und er von einer Sekunde auf die andere aus dem Nichts materialisiert, hatten einen Augenblick lang zitternd einen Meter über dem Boden gehangen, hatten geschrien, waren auf einen Tisch geknallt und dann ohnmächtig geworden. Er war sich sicher, daß es zu dem Zeitpunkt hell gewesen war.
    Jetzt war das gemütliche dicke Federbett der Nacht über das Laken der Dunkelheit gebreitet, selbst in einer Tiefe von achthundert Faden unter dem Wasserspiegel des Pathetischen Ozean waren üblicherweise mehr Photonen zu finden als die wenigen, die den Schauplatz hier beleuchteten.
    Wie lange lagen sie schon hier?
    Hogshead grunzte. Er kämpfte mit dem übermächtigen Verlangen, die Augen fest geschlossen zu halten. Erfolglos.
    Als der letzte Tubaspieler durch Firkins Kopf spurtete, spazierte ein undeutliches Gefühl der Dringlichkeit eine kleine Bühne hinauf, nahm sich eine konisch geformte Gerätschaft, hielt sie an den Mund und brüllte: »Juhu! Firkin! Hier ist dein Weckruf für 1025!«
    Firkin stöhnte.
    »Willst du etwa noch einmal drei Tage

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