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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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fuchtelte sie aufgeregt und verzweifelt mit den Händen, rief Firkins Namen, flehte ihn an, umzukehren und wieder zurückzukommen. Tatsächlich aber konnte sie nur hilflos zusehen, wie Firkin vorsichtig mit dem Fuß stampfte und die Festigkeit des Baumstamms prüfte. Sie war unfähig zu handeln, steckte in der Zwangsjacke der Vergangenheit, klebte wie eine Fliege im zähen honiggelben Sirup der Unausweichlichkeit. Mußte tatenlos mit ansehen, wie Firkin mit seinem Stampfen seinen Vernichter rief, der so sicher kommen würde wie jemand, der unter Strafandrohung vor Gericht geladen war.
    »Siehst du? Alles bestens.« Firkin sprang wieder auf die Uferböschung.
    »Gibt es denn keinen anderen Weg über den Fluß?« hörte Courgette sich fragen. Flehend starrte sie auf die Karte und spürte ihre Schultern resigniert zucken.
    »Es ist wirklich nicht schwer, da rüberzugehen«, sagte Hogshead. Er schwitzte beinahe, sosehr strengte er sich an, etwas anderes zu sagen und Firkin zu warnen. »Du darfst nur nicht dran denken, daß es sich um einen Baum handelt. Stell dir einfach vor, es wäre ein Weg oder so was.« Er schwieg und verzog das Gesicht zu einer erbärmlichen Grimasse.
    »Ich will über den Baum«, sagte Dawn und meinte genau das Gegenteil. Sie verabscheute sich, weil sie zuließ, daß ihr dieser lächerliche Spruch wieder über die Lippen kam. Und plötzlich flammten blendendhell die Scheinwerfer der nachträglichen Einsicht über ihr auf, sie stand in ihrer Vorstellung vor einem eigens für sie ausgewählten Publikum, das in unbändiges Lachen ausbrach, als sie – sie und ihr Publikum – wie durch das Auge einer versteckten Kamera noch einmal sahen, wie sie sich verhalten hatte.
    »Also gut. Dann sind wir uns ja einig«, sagte Firkin. »Ich geh als erster und gucke nach, wo die schwierigen Stellen sind.«
    Nein! schrie Courgette stumm. Und auch ihr Gesicht blieb unbewegt und verriet nichts von der Angst und den Qualen, die sie litt.
    Einen halben Kilometer stromab war der Flußnydd bereits gestartet. Firkin tappte langsam und sehr vorsichtig auf seinem Weg über den Fluß voran. Hogshead, Courgette und Dawn sahen – entsprechend ihren in der Vergangenheit festgelegten Rollen – hilflos zu, wie sich Firkin auf ein frühes Bad vorbereitete. Auf sein letztes.
    Als Firkin in der Flußmitte angekommen war, wandte er sich um und rief seinen Zuschauern aufmunternd zu. »Seht ihr: Kein Problem! Ich bin schwerer als du, Courgette, und mich trägt der Stamm. Du brauchst also keine Angst zu haben. Alles völlig sicher …«
    »Los!« flüsterte eine geisterhafte, in einen schwarzen Umhang gehüllte und kaum erkennbare Gestalt neben Courgette. Plötzlich war sie befreit von den Einschränkungen der Vergangenheit, die sie festgehalten hatten wie Fliegenpapier, plötzlich konnte sie sich lösen vom klebrigen Sirup der Geschichte – sie rannte los.
    Firkin verzog das Gesicht und grinste gequält, als er sah, wie Hogshead auf sein Rufen reagierte. Käsebleich stand er am Ufer und zeigte auf eine Stelle im Fluß, die genau hinter ihm lag.
    »Hinter dir!« schrie Hogshead.
    »Hinter dir!« schrie Firkin. »Paß auf!« Courgette spurtete auf Hogshead zu, brüllte, schrie so laut wie möglich und schwang einen riesigen Knüppel hoch über dem Kopf. Das offene rote Haar flatterte und wehte, als zause es ein wütender Wind – ein Anblick, der vermutlich genau ihrer Stimmung entsprach. Sie sauste an Hogshead vorbei, sprang auf den Baumstamm und kreischte wie eine Amazone, die Blutrache üben wollte.
    Ein stinkender kalter Lufthauch blies Firkin von hinten durchs Haar. Er drehte sich um und war plötzlich außerordentlich beunruhigt. Ein Alptraum, registrierte sein Verstand, dann Zähne, dann ein ganzer Haufen Zähne, dann »Aaaaaarrhhh!«.
    »Lauf! Lauf schon! LOS!« brüllte Courgette. Wie einen Dreschflegel schwang sie den Ast über dem Kopf und ließ ihn zischend durch die Luft sausen. Firkin glotzte verstört – er wußte nicht so recht, wer gefährlicher aussah: Courgette oder die widerliche Kreatur, die lässig wassertretend vor ihm stand und ihn wie ein Lunchpaket taxierte.
    Firkin rannte davon, rannte zur Seite – der Hals des Flußnydd stieß nach unten, und der eineinhalb Meter lange Kopf bog mit einer sichelnden Bewegung nach innen.
    »Hau ab, du Scheusal! Laß ihn in Ruhe!« schrie Courgette. Sie schlug ihm den Ast über den Hinterkopf, duckte sich und flitzte unter ihm hindurch, hechtete auf Firkins wild zappelnde

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