First Night - Der Vertrag (German Edition)
Sie enttäuscht?“
Ein wenig in seiner Eitelkeit verletzt, weil er sich eingebildet hatte, dass jeder wusste, wer Thomas Mahler war und wie er aussah, aber andere rseits …
„Es ist ein faszinierender Gedanke, jemandem zu begegnen, der mich einfach ganz normal b ehandelt wie jeden anderen Menschen auch.“
„Sie wird denken, Sie wären ein taubstummer Spastiker und ich wäre Ihr Pfleger“, spöttelte Brockmann.
Während sie auf ihr Essen warteten, kamen vier weitere Gäste, vier junge Mädels, nur wenig jünger als die göttliche Kellnerin und setzten sich kichernd an ein Fenster, das sie fortan nicht mehr aus den Augen ließen. Die Göttin ging zu ihnen hin und unterhielt sich genauso locker und entspannt mit ihnen, wie sie mit Brockmann gesprochen hatte. Die Mädels brachen unisono in Kichern und Kreischen aus und Julia zeigte aus dem Fenster und sagte etwas, woraufhin das hysterische Weibervolk Verzückungslaute von sich gab.
Aha, sie flirtete also mit allen Menschen so, nicht nur mit Brockmann. Th omas lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen in den Stuhl zurück und klebte mit seinen Augen an jeder ihrer geschmeidigen Bewegungen.
„Sie ist sportlich! Sieht man an der Art, wie sie geht“, sagte Brockmann und beantwortete Thomas’ Gedanken damit laut.
„Und sie hat einen Verehrer!“ Brockmann zeigte auf einen kleinen, rundlichen Mann in einem neongrünen Anzugjackett, der soeben hereingekommen war und ihr einen riesigen Blumenstrauß überreichte. Sie wollte ihn gar nicht annehmen, schüttelte den Kopf, winkte ab und nahm ihn dann doch. Der kugelrunde Kerl überreichte ihr daraufhin eine Visitenkarte und sie nickte und während sie die Karte las, nickte sie etwas stärker und dann ging sie dem Mann sogar noch hinterher, obwohl der schon wieder auf dem Weg zur Tür war. Dort sprach sie dann mit ernstem Gesicht mit ihm. Ihr Gesicht wurde immer ernster, todernst, so als würde sie ihm gerade die Abgründe ihres Lebens erzählen und er nickte nur, während sein Gesicht auch immer ernster wurde. Er erweckte den Eindruck, als würde er demnächst in Tränen ausbrechen, aber da ging die Klingel aus der Küche und kündigte an, dass die Spaghetti Diavolo zur Abholung bereitstanden. Sie reichte dem italienischen Maître ihren Blumenstrauß und servierte das Essen.
Es brannten tausend Fragen auf Thomas’ Zunge: Was hatte sie mit dem hässl ichen kleinen Kugelkerl geredet? Warum, zuallererst, hatte er ihr Blumen gebracht? Was stand auf der Visitenkarte? Was war so ernst in ihrem Leben? Aber er musste die Fragen hinunterschlucken und seine Klappe halten. Er bedankte sich für das Essen mit einem Nicken und mit seinem besten Lächeln und sie lächelte zurück. Freundlich, unverbindlich, sonnig, aber auch desinteressiert.
Nicht wie die Frauen, die wussten, wer er war.
Brockmann machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er zeigte auf den dicken bunten Blumenstrauß, den der italienische Chef gerade umständlich in eine Blumenvase bugsierte, und fragte frei heraus:
„Von einem Verehrer?“
„Nur ein Dankesgruß!“
„Für das vorzügliche Dessert?“
Sie hob die Augenbrauen und man sah ihr an, dass ihr bereits ein paar bissige Worte auf den Lippen lagen, aber dann schien sie sich plötzlich anders zu besinnen und sagte:
„Wenn ich es recht bedenke, ja, das war wirklich ein Dankeschön fürs De ssert!“
„Sie finden gleich morgen heraus, wer dieser rollende Medizinball ist und warum er ihr Blumen bringt“, ordnete Thomas an, nachdem Julia wieder von ihrem Tisch verschwunden war. Brockmann, der diese Art von Detektivarbeit wirklich nicht mochte, verdrehte die A ugen.
„Sie tun gerade so, als würde das Mädchen Ihnen gehören.“
„Das tut sie auch, sie weiß es nur noch nicht.“
***
Julia konnte es nicht glauben, als sie den dicken Blumenstrauß ansah. Kürbis und Spargel waren doch nicht solche undankbaren Wichte, wie sie gedacht hatte. Kürbis hatte den Strauß höchstpersönlich vorbeigebracht, sich überschwänglich für ihre Zivilcourage bedankt und davon geschwärmt, wie sie mit einem einzigen Fußtritt so einen großen Kerl außer Gefecht gesetzt hatte und, und, und. Dann hatte er ihr seine Visitenkarte ausgehändigt und ihr beteuert, wenn er jemals im Gegenzug etwas für sie tun könnte, sie brauchte es bloß zu sagen.
Er war schon auf dem Weg zur Tür gewesen, da hatte sie gelesen, was auf der Visitenkarte stand: Raimund Raffke & Peter Schulz, Privatdetektei.
Also
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