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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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angeblich an nichts erinnern und hatte wirklich keine Zeit. Diese Woche waren vierzig neue Babys geboren worden und zwei Schwestern waren ausgefallen, also bitte, nicht immer anrufen, sie hatte wirklich alle Hände voll zu tun.
     
    ***
     
    Vittorio hatte normalerweise montags Ruhetag, aber er rief kurz vor sechs an und fragte, ob sie vielleicht spontan kommen könne. Das Event-Restaurant auf der anderen Seite habe heute nämlich Ruhetag und er müsse das ausnutzen. Die Gäste, die dort vor verschlossener Tür standen, kamen dann sehr wahrscheinlich zu ihm herüber. Julia war nach dem Tag wirklich fix und fertig, aber Vittorio war schon so oft großzügig gewesen, wenn Benni krank gewesen war, dass sie ihn jetzt nicht im Stich lassen konnte.
    Leider erwies sich Vittorios ausgetüftelter Schachzug als witzlos. Die Stam mgäste wussten, dass Montag Ruhetag war und kamen gar nicht erst und andere Menschen wagten sich an diesem reichlich regnerischen Februarabend offenbar nicht auf die Straße.
    Benni hatte gemosert, weil sie arbeiten ging. Der Montagabend gehörte immer ihnen beiden. Sie spielten miteinander oder sahen sich einen Film an oder ein Fotoalbum von seiner Mutter und Julia, als sie beide selbst noch Kinder gewesen waren. Marie zehn Jahre älter und immer hübsch und adrett und Julia immer irgendwie schmutzig, mit einem Kratzer im Gesicht oder mit zerzausten Ha aren.
    Das Schlimme war, Julia wusste nicht, wie sie den verlorenen Abend für Benni wiedergutmachen sollte. Sie hatte Vittorio versprochen, die ganze Woche von acht bis elf zu arbeiten. Wenn sie wenigstens Trinkgeld b ekommen würde, dann könnte sie Benni zum Trost das heißersehnte Basecap kaufen, auch wenn natürlich materielle Geschenke nicht die persönliche Zuwendung ersetzten, wie ihr die Betreuerin vom Jugendamt gebetsmühlenartig herunterleierte. Als ob Julia überhaupt die Chance hätte, materielle Geschenke zu machen.
    Auf jeden Fall war das Restaurant an diesem Abend so leer wie seit der letzten Bombenräumung nicht mehr. Ein Touristenpärchen saß in der Mitte des Restaurants. Japaner, die Schwierigkeiten hatten, die Speisekarte zu verstehen und weder Englisch noch Französisch verstanden. Während Julia den beiden mit Händen und Füßen erklärte, was eine Pizza war, mussten noch andere Gäste gekommen sein, denn Vittorio rief irgendwann nach ihr und zeigte auf die Camera ob scura.
    Die Nische hatte anscheinend eine magische Anziehungskraft auf Kerle. Da saßen schon wieder zwei Männer, aber nicht Kürbis und Spargel. Der eine war ein Hüne mit Oberarmen, die dicker waren als ihre Obe rschenkel. Er hatte eine rasierte Glatze, dazu einen kleinen Ohrring und ein eher unauffälliges chinesisches Schriftzeichen am Oberarm tätowiert. Er trug ein eng anliegendes khakifarbenes T-Shirt, das die ganze Pracht seines Brustkorbs zur Geltung brachte und er hatte dabei ein Grinsen auf seinem Gesicht, von dem sie nicht wusste, ob es ihr oder dem anderen Mann neben sich galt.
    Der andere war ein Mann mittleren Alters, mit vollem, braunem Haar, das bis zu seinem Kragen reichte und nach hinten aus dem Gesicht gekämmt war. Er hatte graue Schläfen, perfekt manikürte Fingernägel und einen zyn ischen Zug um die Lippen. Er trug ein Poloshirt, das wie angegossen saß und teuer aussah, auch wenn es kein Markenlogo besaß.
    Vielleicht waren die beiden schwul, obwohl sie nicht so aussahen. Der Glatzkopf starrte außerdem ziemlich intensiv auf ihre Brüste. Der vorne hme Herr starrte nicht auf ihre Brüste. Er gaffte sie an, mit totaler Fassungslosigkeit im Gesicht, als hätte sie eine sprudelnde Platzwunde an der Stirn oder als sei ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Sie legte ganz schnell die Speisekarten vor die beiden und fragte, ob sie schon etwas zu trinken bringen könnte.
    Der Glatzkopf bestellte Ginger Ale und für den anderen einen Barolo, den teuersten Rotwein auf der Speisekarte, und dann schlugen sie die Speisekarten auf. Der Glatzkopf vertiefte sich sofort in die Speiseka rte, während der Herr mit den grauen Schläfen den Blick einfach nicht von ihr abwandte. Auch als sie schon zurück zur Theke gegangen war, um die Getränkebestellung weiterzugeben, klebten seine Augen noch an ihr.
     
    ***
     
    „Das kann sie unmöglich sein!“, japste Thomas atemlos. Atemlos, weil ihr Anblick ihm schlicht die Luft aus der Lunge gesaugt hatte.
    Die Putze, seine Putze, sah aus wie eine griechische Göttin. Nicht mehr und nicht w eniger.
    „Doch , das ist sie.

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