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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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auf der Brust … Den Ersten, der uns sieht, wird der Schlag treffen, aber wenn er’s überlebt, wird er es im ganzen Dorf rumerzählen, und dann wird sich der Name Metal Devastation tief in die Köpfe einbrennen.
    Und wenn selbst die Verkleidung nichts bewirkt, dann weiß ich’s auch nicht. Dann müssen wir wohl auf den Weltseniorentag warten und in der Kirche auf den Altar zustürmen und vor der versammelten Gemeinde rufen Tod den Alten! Da würde ich aber lieber drauf verzichten. Ganz abgesehen davon, dass es bis zum Weltseniorentag noch eine Weile hin ist.
    Außerdem würde Tiziana es sofort erfahren, denn sie arbeitet in der Jugendinfo und lebt mitten unter den Alten. Sie hat ja jetzt schon keine Lust, mit einem einhändigen jugendlichen Penner zusammen zu sein, der es im Bett gerade mal auf eine Sekunde bringt. Einer geheimen Sekte anzugehören, die sich die Ausrottung der Rentner zum Ziel gesetzt hat, würde mich bei ihr auch nicht in ein besseres Licht rücken. Obwohl sie die Alten noch weniger erträgt als ich … ach, keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, wann ich Tiziana wiedersehen werde, sofern ich sie überhaupt wiedersehe.
    Eigentlich könnte es schon morgen sein, denn ich habe einen Plan. Ich weiß nur nicht, ob es ihr recht ist, mich zu sehen. Mein Plan ist perfekt. Wir von Metal Devastation können zwar auch ohne Gitarristen so spielen, dass rundherum alles einstürzt, trotzdem hängen wir morgen Anzeigen aus, um einen zu finden. In den Bars, den Geschäften, an den Bushaltestellen und auch in unserem Gymnasium, wo wir nach dem Festival zum allgemeinen Gespött geworden sind, aber das ist uns scheißegal. Die können uns alle mal.
    Und eine Anzeige wollen wir auch in der Jugendinfo aushängen … Entschuldige Tiziana, ich bin gar nicht wegen dir hier, wir müssen nicht miteinander reden, lass mir nur eine Sekunde Zeit, um diesen Zettel hier aufzuhängen, und ich bin wieder weg, okay? Apropos, wie geht’s dir denn so, was hast du heute gemacht, hast du heute Abend schon was vor?
    Ein perfekter Plan.
    Und eine perfekte Anzeige:
     
    ERFOLGREICHE HEAVY-METAL-BAND SUCHT GITARRISTEN, MIN. 18, MAX. 21 JAHRE ALT, BEREITSCHAFT ZU KONZERTREISEN, AUCH INTERNATIONAL, TECHNISCH VERSIERT, VOR ALLEM ABER ENTSCHLOSSEN UND GUT DRAUF.
    KEINE LOSER UND KEINE SCHÖNLINGE.
    Aber für heute Abend reicht es auch so, zu dritt. Wir hauen rein und schwitzen und werden immer härter, und was da draußen los ist, geht uns völlig am Arsch vorbei.
    Heute Nacht können die Alten ruhig schlafen.

DIE NACHT DER LANGEN STÖCKE
    Es ist dunkel. Mehr als dunkel, tiefschwarze Finsternis, eine mondlose Nacht mit ein paar matten Sternen, die so schwach leuchten wie die flackernden Lichter auf den Gräbern hinter dem Friedhofstor. Der Nebel streicht über den Boden und durch das dürre Gestrüpp, breitet sich vom Friedhof her langsam aus und trägt den Geruch vertrockneter Blumen bis hierher zu der Weide, dem einzigen Baum weit und breit, hinter dem man sich verstecken kann.
    Dieser Nebel, der zwischen den Grabsteinen mit den Fotos der Verstorbenen hindurchwabert, gibt den vier Wächtern schon ein mulmiges Gefühl, und eine Weile lauschen sie den Geräuschen im Gras, die weiß Gott woher kommen. Nach einer halben Stunde des Schweigens und Schauderns tut der mitgebrachte Wein seine Wirkung, und jetzt sind sie einigermaßen gelöst.
    »Was soll das heißen, das ist jetzt Mode. Nackt sind sie, Herrgott noch mal, nackt . Und wenn es morgen Mode wird, dass die Männer ihren Pimmel offen tragen wie in Afrika, macht ihr das mit?« Während Baldato spricht, schütteln die anderen den Kopf. »Das ist richtig nuttenhaft. Und wenn es Mode ist, mit nacktem Arsch rumzulaufen, dann ist es eben Mode, eine Nutte zu sein.«
    Sich nachts auf die Lauer zu legen wird sie Kraft kosten, aber dafür fühlen sie sich voller Tatendrang: wie junge Partisanen, die im richtigen Moment aus dem Hinterhalt hervorstürmen.
    Alles hatte damit begonnen, dass Repettis Sohn an diesem Morgen aufwachte und beschloss, auf Wildschweinjagd zu gehen. Er ist Friedhofswärter in Muglione, aber manchmal juckt es ihn morgens geradezu in den Fingern, schießen zu gehen, sonst kann er für nichts garantieren. Dass die Jagdsaison beendet ist, hat nichts zu sagen, und dass er den Friedhof aufschließen muss, ist ihm auch egal. Er ruft seinen Vater an und zieht los. Der alte Repetti übernimmt dann das Aufschließen, wie in den vierzig Jahren, bevor er diese Aufgabe seinem Sohn

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