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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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geblieben ist, hättest du doch nach Assisi fahren können.«
    »Na klar, so auf den letzten Drücker. Dir hätten sie sicher einen Platz freigehalten, meiner Tiziana mit dem Kopf in den Wolken.«
    »Hast du denn gefragt, ob noch ein Platz frei gewesen wäre?«
    »Nein, hab ich nicht. Es wäre sowieso keiner mehr frei gewesen. Und außerdem, wie hätte das denn ausgesehen, wenn ich plötzlich doch mitgewollt hätte, wo ich schon abgesagt hatte. Was hätten die von mir gedacht?«
    Du antwortest nicht, du sagst überhaupt nichts mehr. Deine Mutter dreht dir den Rücken zu, sie räumt immer noch die Schublade ein. Du stehst auf, nimmst deine Tasche und gehst aus der Küche. Wahrscheinlich denkt sie, du willst ins Wohnzimmer oder ins Bad, aber du verschwindest. Du verlässt das Haus, durchquerst den Garten, steigst in dein Auto, lässt den Motor an und fährst. Ohne dich zu verabschieden, ohne ein Wort.
    Mit jemandem zu reden, der dich für dumm und unfähig und wohl auch für nicht ganz normal hält, hat auch etwas Positives: Du brauchst dich gar nicht erst zu bemühen, einen guten Eindruck zu hinterlassen.

SCHÖNLINGE UNERWÜNSCHT
    Uaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh!
    Das Schlagzeug beendet das Stück mit beiden Bassdrums und einem höllischen Trommelwirbel, dazu volle Power Bassgitarre und obendrüber mein Schrei, wild und entfesselt. Was für ein Finale, ich bin selber ganz beeindruckt. Wir sind einfach eine super Band, die ein Stück gleich bei der ersten Probe mit wahnsinniger Wucht durchzieht.
    Anfangs hieß der Song Cannibal Apocalypse , jetzt haben wir ihn in Killer of Old People umbenannt. Immer mit der Absicht, den Verdacht auf uns zu lenken, obwohl ich nicht den Eindruck habe, dass uns das gelingt. Nirgends eine Zeile oder auch nur ein Wort über den Igel bei der Post, nichts zu der Puppe vor dem Friedhof. Stört sich denn wirklich niemand daran? Alle reden von diesen Alten, die eine Bürgerwehr gegen die Anti-Senioren-Gang gebildet haben, wenn aber diese Gang in Erscheinung tritt, schert sich keiner drum.
    Keiner außer dem kleinen Champion, und der interessiert sich schon fast zu sehr für diese Geschichte. Er hat mich so mit Fragen gelöchert, dass mir der Verdacht kam, er will uns bei der Polizei verpfeifen. Wenn er das tut, hab ich ihm gedroht, schlag ich ihn zum Krüppel. Aber er meinte, es würde ihm nie im Leben einfallen, so was zu machen. Umso besser für dich, habe ich gesagt, umso besser. Mag sein, dass ich mich gerade nicht so fit fühle wie sonst, mag sein, dass mich die Geschichte mit Tiziana ziemlich mitnimmt, jedenfalls glaub ich ihm diesmal.
    Die Geschichte mit der Anti-Senioren-Gang ist interessant, und deshalb ist es unverständlich, warum der »Tirreno« und die »Nazione« sie nicht aufgreifen. Die Zeitungen sind voll mit Berichten über Dorffeste, mit Kolumnen über die toskanische Küche und mit giftigen Artikeln über Mirko und meinen Vater. Kleiner Champion, das sagt sich so leicht, heißt es darin, aber im entscheidenden Moment hat uns dieser Champion vor aller Welt blamiert. Kein Wort über die Gang.
    Aber vielleicht sind wir einfach nur zu ungeduldig. Die Puppe von gestern Nacht kann ja heute noch gar nicht in der Zeitung stehen, womöglich ist sie morgen auf der ersten Seite, wir müssen also abwarten. Es ist nur eine Frage der Zeit, und wenn wir hier in Muglione etwas im Überfluss haben, dann ist es Zeit.
    Heute Abend bleiben wir brav in der Garage und spielen, obwohl wir am Friedhofstor geschrieben haben, dass heute die Nacht des Massakers sein wird. Es hat keinen Sinn, sich zu viel auf einmal vorzunehmen, warten wir’s einfach mal ab.
    Wir sitzen ja nicht tatenlos rum. Giuliano hat sich von Stefano Geld geben lassen, ist nach Florenz gefahren und hat in einem Laden für historische Kostüme drei phantastische Umhänge für Metal Devastation besorgt: schwarz, aus glänzendem Satin mit Kapuze und einem roten Beil auf der Brust. Ab heute spielen wir nur noch so. Genau, wir sind jetzt eine dieser supergeilen kostümierten Bands, eine geniale Idee, ich weiß gar nicht, warum wir da nicht schon früher draufgekommen sind.
    Außerdem wollen wir ab morgen Nacht mit diesen Umhängen durch den Ort ziehen. Ich hab mich probehalber im Klospiegel des Ladens betrachtet und bin selber ganz erschrocken. Man stelle sich vor, was wir erst bei Nacht und Nebel und im gelben Schein der Straßenlaternen für einen Eindruck machen werden: drei Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen mit einem Beil

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