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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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schlägt.
    »Oder es ist gar nicht die Front«, meint Repetti mit erstickter Stimme.
    »Wer kommt denn um diese Uhrzeit zum Friedhof, ein Gespenst vielleicht?«
    »Mach keine Scherze, Divo.«
    »Glaubst du etwa an Gespenster, Repetti?«
    »Allerdings, und wie.«
    »Wie, ausgerechnet du, wo du doch auf dem Friedhof gearbeitet hast?«
    »Gerade deswegen, ich kenn mich aus. Das könnt ihr mir glauben, ich red nicht nur so daher, das könnt ihr …«
    Er unterbricht sich. Jetzt lauschen sie nur noch diesen Schritten, die unter die Haut gehen wie die nächtliche Feuchtigkeit und der Geruch nach Erde: der steinharten Erde der Felder und der lockeren Erde dort, wo die Gräber liegen. Ihre Herzen pochen wie verrückt, als aus der Dunkelheit die Umrisse einer Gestalt auftauchen, die nach vorn gebeugt, ganz in Schwarz und mit einer Kapuze verhüllt ist.
    »Verfluchter Mist«, sagt einer von ihnen. Sie ducken sich tiefer, ein paar Knochen knacken.
    »O mein Gott«, sagt Repetti. »Jesus, Maria und Josef.«
    Die Gestalt kommt näher, ganz langsam, und bleibt stehen. Sie hält etwas Weißes in der Hand, die auch eine Knochenhand sein könnte, denn vielleicht steckt unter dem Umhang ja ein Skelett. Oder der Teufel. Oder einer seiner niederträchtigen Helfershelfer.
    Was immer es ist, die Gestalt hält jetzt inne und bleibt vor dem Friedhofstor stehen. Sie wirft einen Blick hinein und wendet den Wächtern dabei den Rücken zu, verweilt eine Minute reglos und hebt dann ganz langsam die Arme.
    »Was macht er denn?«
    »Er ruft die Toten«, haucht Repetti.
    »Was?«
    »Der Spruch war doch klar. Der Friedhof wird euer Zuhause sein … jetzt öffnet er die Gräber und bereitet sie für uns vor, o mein Gott!«
    »Was redest du da für einen Quatsch.«
    »Doch, so was habe ich schon mal erlebt, ich hab es euch nie erzählt. Eines Nachts stand ich vor einem Grab … Ich hörte einen dumpfen Schlag und ein Knarzen und … o mein Gott …«
    »Das erzählst du uns bitte ein anderes Mal, jetzt gehen wir erst mal nachschauen, wer dieser komische Kauz da ist.«
    »Divo, bist du verrückt? Du weißt nicht, was du riskierst!«
    »Beruhige dich, wir sind zu viert und haben die Stöcke, du wirst schon sehen, wie schnell wir mit deinem Gespenst fertigwerden.« Baldato umklammert seinen Gehstock fester, dessen Griff in Form eines Löwenkopfs ganz aus Metall ist, bestens geeignet, um einem Gespenst den Garaus zu machen.
    Unterdessen hat die dunkle Gestalt die Arme wieder sinken lassen, jetzt lehnt sie dieses Weiße, das sie bei sich trägt, an das Tor. Dieses rätselhafte Ding lässt die Grablichter aufflackern.
    »Heiligstes Herz Jesu«, sagt Repetti. Auch Mazinga brabbelt schon eine Weile vor sich hin, ohne den Apparat an die Kehle zu halten. Wie ein Fisch, der nach Luft schnappt.
    »Also, ich und Baldato, wir gehen da rüber«, sagt Divo, »ihr bewegt euch von der anderen Seite auf ihn zu, so sieht er euch und flüchtet in unsere Richtung. Alles klar?«
    »Und … wenn er nicht flüchtet?«
    »Noch besser, dann umzingeln wir ihn.«
    »Und wenn er uns angreift?«
    »Dann haut ihr ab, und wir holen ihn uns.«
    »Ich bin aber langsam«, sagt Repetti. Mazinga nickt, zeigt auf sich und macht ein Geräusch, als wolle er sagen, dass er auch nicht gerade schnell ist.
    »Keine Sorge, wir sind ja da, und Stöcke haben wir auch. Zuerst hauen wir ihm eins über den Schädel, damit er Ruhe gibt, dann sieht man weiter. Aber jetzt genug geredet, los, los, los …«
    »Jesus, Maria und Josef«, sagt Repetti, macht das Kreuzzeichen und setzt sich dann mit Mazinga in Bewegung. Sie drehen sich ein letztes Mal zu Divo und Baldato um, die aber schon im Dunkeln verschwunden sind. Sie schleichen zu der Stelle, die am weitesten von der dunklen Gestalt entfernt ist.
    Aber in der Stille der Nacht ist es unmöglich, nicht gehört zu werden. Das Gespenst erstarrt, lässt das weiße Ding am Gitter zurück und dreht sich zu den beiden um.
    »So, jetzt! Los!« Divo und Baldato stürmen los und schwenken dabei die Stöcke in der Luft. Die Gestalt rührt sich nicht vom Fleck. Sie wartet, bis die zwei mit den Stöcken ganz nah herangekommen sind, dann reißt sie die Arme hoch und stößt einen markerschütternden Schrei aus.
    »UAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRG!«
    Das Zirpen der Grillen verstummt, zwei dumpfe Schläge durchschneiden die Stille. Ein paar Sekunden lang hört man gar nichts, dann nehmen die Grillen ihren Balzgesang wieder auf, denn das ist ihre Natur, und die

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