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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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ja?«
    »Ja.«
    »…«
    »… und dein Blog? Hast du weitergeschrieben …«
    »O nein, den Blog hab ich gelöscht. War eh nur Quatsch.«
    »Ah. Okay. Ja, stimmt schon, es gibt jede Menge Blogs.«
    »Tja.«
    »Und fast alle sind Mist.«
    »Allerdings.«
    »Das heißt, nein, ich meinte nicht deinen. Ich hab ihn ja gar nicht gelesen. Entschuldige bitte, nachher schau ich gleich mal rein.«
    »Ich hab ihn gelöscht.«
    »Ach so, hast du ja grade gesagt.«
    »Ja eben.«
    Auch dieses Thema hat sich also schnell erschöpft. Wieder Schweigen.
    Dann kommt mir etwas in den Sinn, ein Trick meiner Mutter, um eine peinliche Situation zu überbrücken. Einmal kam sie ohne anzuklopfen in mein Zimmer, ich hätte sie aber ohnehin nicht gehört, weil ich die Stereoanlage voll aufgedreht hatte. Es lief eine Platte von Megadeth, und ich stellte mir vor, auf einem riesigen Festival vor einer Million Zuschauern aufzutreten. Ich stand auf dem Bett und tat so, als hätte ich ein Mikrofon in der Hand, bewegte den Mund, als würde ich singen, heizte dem Publikum ein und warf den Kopf hin und her, und so erwischte sie mich. Ich bin sofort vom Bett runtergesprungen, habe die Lautstärke ganz zurückgedreht und sie völlig verschwitzt angestarrt. Meiner Mutter war das Ganze noch viel peinlicher als mir. Und dann sagte sie plötzlich: »So, und jetzt sagt jeder von uns etwas furchtbar Peinliches, okay?«
    »Hä?«
    »Etwas Peinliches, was dir mal passiert ist. Erst du, dann ich.«
    »Nein, Mama, ich bitte dich, geh.«
    »Los, stell dich nicht so an. Raus mit der Peinlichkeit.«
    »Nein, da hab ich null Bock drauf, lass das bitte.«
    »Sag’s einfach und fertig!«
    »Okay, na gut, aber dann gehst du. Ich habe Angst vor Wespen. Zufrieden?«
    »Was soll daran peinlich sein?«
    »Na, stell dir vor, da kommt eine Wespe, und ich renne weg, und die anderen sehen das.«
    »Stimmt, ein bisschen peinlich ist das schon.«
    »Genau. Und kannst du jetzt bitte gehen, Mama?«
    »Und was mir Peinliches passiert ist, willst du nicht hören?«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Also, passiert ist, dass ich mir gestern Abend in die Hose gemacht habe.«
    »…«
    »Beim Abendessen mit Papas Mannschaft. Teresa hat von einer Freundin erzählt, und wir haben angefangen zu lachen, weil es einfach zu komisch war, und ich sagte noch Hör auf, sonst mach ich mir noch in die Hose , aber sie hat nicht aufgehört, und da habe ich mir tatsächlich in die Hose gepinkelt.«
    »Dort im Restaurant? Und dann?«
    »Ich bin ein Weilchen so sitzen geblieben und hab gehofft, dass es keiner merkt. Ich wusste ja nicht, was ich machen soll. Aber dann hab ich gespürt, dass der Stuhl nass war, also hab ich mir von Papa den Pulli geben lassen. Und Papa hat auch noch rumgenervt und gefragt Wozu brauchst du den denn, wenn du ihn gar nicht anziehst, sag doch, was hast du damit vor? Ich hab ihn mir um die Hüfte gebunden und gesagt, ich geh aufs Klo, bin dann aber schnell nach Hause gelaufen.«
    »Ach, deshalb warst du früher zurück.«
    »Na klar, gezwungenermaßen, ich hatte ja in die Hose gemacht.«
    Das war tatsächlich ziemlich peinlich. Ich muss zugeben, dass meine Verlegenheit wegen meinem gespielten Konzertauftritt so ziemlich verflogen war.
    Vielleicht funktioniert dieser Trick auch hier mit Tiziana. Etwas Besseres fällt mir ohnehin nicht ein.
    »Tiziana, sag mir was Peinliches.«
    »Hm?«
    »Erzähl mir etwas, das dir mal so richtig peinlich war. Dann erzähl ich dir was von mir.«
    »Wie meinst du, was …«
    »Na los, das hier ist doch eine peinliche Situation, oder?«
    »Hm, ja, irgendwie schon.«
    »Eben. Und deshalb erzählst du mir was Peinliches von dir und ich dir was von mir. Du wirst sehen, das hilft.«
    »Das kann ich mir gar nicht …«
    »Los, komm schon.«
    »Jetzt so auf Anhieb fällt mir gar nichts ein.«
    »O Mann, komm schon, irgendwas Peinliches, was du mal gemacht hast.«
    »Und das, von dem wir beide wissen, gilt nicht, oder?«
    »Natürlich gilt das nicht, das kenn ich ja schon. Los.«
    »Na gut. Dann sag ich was anderes. Ich habe ausgespuckt.«
    »Was?«
    »Heute Morgen. Ich war auf dem Weg ins Büro und musste gähnen, und da ist mir was in den Mund geflogen. Ich weiß nicht, ob es Staub war oder ein Insekt. Es ist mir aber in den Hals gerutscht, und ich musste husten. Irgendwann hab ich dann ausgespuckt. Aber so ’ne richtig eklige Schleimspucke wie bei alten Leuten, weißt du, wo du erst mal was hochholst und es dann auf den Boden spuckst. Und da ich

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