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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Männern? Und wie viele soll man sich bitte darunter vorstellen, zwei, drei, fünfzig? Eine ganze Busladung voller Männer, die sie in sämtliche Restaurants der Umgebung ausgeführt haben? Und unter den Dutzenden war bestimmt einer, der es übertreiben musste und sie zu einer Platte mit frittiertem Fisch nach Santa Margherita oder zu Austern nach Monte Carlo eingeladen hat. Wer wird da glauben, dass Tiziana bei so einem nicht schwach geworden ist, zumindest ein klein wenig, zum Ausklang des Abends.
    Ich weiß, es ist absurd, bis vor ein paar Tagen wusste ich noch nicht mal, dass es Tiziana gibt, und auch sie wusste nichts von mir, und doch bringt mich ihre Bemerkung über die Männer völlig durcheinander und lässt mir keine Ruhe mehr. Ich stelle mir diese Männer vor, gepflegt und steinreich, galante Verführer, und sehe im Vergleich dazu mich mit dem T-Shirt von Social Distortion auf dem Parkplatz vor der Rosticceria Il Fagiano …
    »Das sind Leute, für die ist kalter Reis ungenießbar«, sagt sie.
    »Ach, die haben keine Ahnung. Für mich ist es eins der besten Gerichte überhaupt, besonders wenn der Reis mit in Öl eingelegten Pilzen zubereitet ist. Macht deine Freundin ihn auch so?«
    Tiziana schaut mich an, nickt zweimal, dann schweift ihr Blick ab, über meine Schulter hinweg in die Ferne. Vielleicht verliert sich ihr Blick aber auch im Leeren, weil sie gedanklich mit irgendetwas beschäftigt ist. So ähnlich wie die Sanduhr am Computer, die dir zu verstehen gibt Warte mal kurz, ich bin gerade überlastet , weil der Computer dabei ist zu laden.
    Dann wendet sich Tiziana wieder mir zu, beißt sich auf die Lippen und streicht sich die Haarsträhne hinters Ohr.
    »Fiorenzo, wollen wir zu mir nach Hause gehen und den kalten Reis essen?«
    Ich schwör’s, das hat sie gesagt.

THE DEVIL’S NIGHTMARE
    Als wir Tizianas Wohnung betreten, sagt sie dasselbe wie ich, als sie in den Laden kam: »Entschuldige diesen Ort hier. Und entschuldige den Geruch.«
    »Aber ich bitte dich, es riecht nach Kanal. Ich mag das, es erinnert mich ans Angeln.«
    Ich lächle, schaue mich um, und vielleicht schaffe ich es sogar, Interesse für die Möbel, die Vorhänge und die Beleuchtung zu heucheln. Aber das Einzige, was wirklich zählt, ist, dass Tizianas Mitbewohnerin nicht da ist. Wir sind allein, es ist fast neun Uhr, und bald ist es dunkel. Wir sind keine Freunde, keine Verwandten und keine Arbeitskollegen. Wir sind ein Mann und eine Frau, und es gibt nur einen einzigen Grund, hier zu sein, soviel steht fest.
    »Also, der kalte Reis.« Tiziana stürzt zum Kühlschrank und bückt sich zu den unteren Fächern. Ich betrachte sie von hinten, so genau es geht. Ihr Körper zeichnet sich unter dem geblümten Kleid deutlich ab, und ich starre sie an, bis sie mit der Schüssel in der Hand wieder hochkommt. Sie stellt sie auf den Tisch und nimmt zwei Teller aus der Spüle.
    »Er ist richtig kalt«, sagt sie. »Wir warten besser einen Moment, bevor wir anfangen.«
    »Gut, aber kalter Reis muss kalt sein, oder?«
    »Ja, aber so ist er zu kalt. Eiskalt.«
    »Das könnte eine neue Kreation sein, Eisreis«, sage ich. Was für ein Blödsinn. Eisreis, was soll das denn sein? Es ist nicht mal besonders witzig, ich hab’s einfach so dahingesagt.
    »Was meinst du, soll ich ihn kurz in den Ofen tun?«
    »Ich weiß nicht, ich würde ihn auch so essen.«
    Aber Tiziana hat den Backofen schon eingeschaltet, sie öffnet die Tür und stellt die Schüssel mit dem Reis hinein.
    Dabei bückt sie sich wieder, ihr Rücken und ihr Po zeichnen sich unter dem Kleid ab, ich bin nur einen Schritt entfernt, und wenn ich den Arm ausstrecke, kann ich sie berühren. Je länger ich sie anschaue, desto eindringlicher sagen mir ihre verschiedenen Körperteile: Hey, was ist denn jetzt, wir sind hier, also, schaffst du’s oder schaffst du’s nicht?
    Und ich würde am liebsten antworten Ja, hier bin ich, ich komme , würde die Augen schließen, mich auf sie stürzen und mein Möglichstes tun. Aber ich weiß nicht, wie, ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.
    Denn es ist alles andere als einfach. Wie stellt man es an, vom normalen Leben zum Sex überzugehen? Wie werden aus zwei am Tisch sitzenden, angekleideten und gepflegten Menschen, die ganz normale Sachen machen (Reis essen, plaudern), zwei nackte Körper, die schwitzen und sich aneinander reiben, vögeln und ordinäre Dinge sagen und einander vollspritzen? Dazwischen muss doch noch etwas kommen, was weiß ich,

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