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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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für den Laden, so Sachen wie … für den …«
    »Ach Mensch, komm! Das hier ist viel zu wichtig, das muss sofort über die Bühne.«
    »Na gut, ich werd mich beeilen. Ich denk, nach dem Abendessen bin ich dabei. Ich ruf euch an, sobald ich kann, dann geht’s ab.«
    »In Ordnung«, sagt Giuliano. »Wir kaufen inzwischen das Spray.«
    »Schwarz oder rot?«, fragt Stefanino.
    »Rot. Schwarz wäre zwar typischer für die Nazis, aber Rot steht für Blut«, sagt Giuliano.
    »Apropos Blut«, sage ich. »Wäre es nicht besser, echtes zu verwenden?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber Stefanos Familie ist steinreich, wenn wir ihn massakrieren, machen die uns vor Gericht zur Schnecke.«
    Doch Stefano zu opfern ist gar nicht nötig: Dieser Laden trieft vor Blut.

KALTER REIS
    Tiziana, soll ich dir sagen, wie die Dinge stehen?
    Der Alte kam in den Laden und hat euch unterbrochen mit dieser Geschichte von Angelteig und Blut, und weißt du was? Er hat dir damit einen großen Gefallen getan. Nicht, weil er dir den Vorwand geliefert hat, wieder zu gehen. Nein, er hat euch einen Grund geliefert, euch heute Abend zu treffen.
    Du warst in diesem übel riechenden Laden bei diesem Jungen, der jünger ist als Raffaellas kleiner Bruder, und obwohl du es dir nicht erklären kannst, hast du gehofft, ihn wiederzusehen. Und heute Abend siehst du ihn. Und das macht dich glücklich. Ob du es weißt oder nicht.
    Aber natürlich weißt du es. Nur dass du dich dagegen sträubst und dich heute Abend noch öfter als sonst für eine BLÖDE KUH halten wirst. Und jetzt stehst du auch noch vor dieser widerlichen Rosticceria, die sich Il Fagiano nennt, und wartest auf ihn und bist schon dreimal von irgendwelchen prolligen Typen angesprochen worden, ob sie dir behilflich sein können, ob du auf jemanden wartest, ob du Italienerin bist.
    Männer sind nun mal bekloppt, und hier scheinen sich die beklopptesten rumzutreiben. Aber du kannst wirklich nicht erwarten, dass man dich in Ruhe lässt, so, wie du hier rumläufst. Schuld daran ist Raffaella, die dir geraten hat, das geblümte Kleid anzuziehen, das dir supergut steht, und die hochhackigen Sandaletten. Du hast dich im Spiegel betrachtet und dich albern gefunden, die Hüften viel zu breit, und hast dich gehasst wegen deiner Arme.
    Andererseits hast du geahnt, dass du so schlecht nicht aussiehst. Viel zu gut jedenfalls für einen Ort, der von Typen belagert wird, die in ihren frisierten Karren sitzen und von Fenster zu Fenster miteinander quatschen und zwischendurch lospreschen, dass die Reifen nur so quietschen, sich dann um die eigene Achse drehen und unter Applaus zurückkehren. Die Füße tun dir auch schon weh in diesen engen Sandaletten. Du gehst zu dem Mäuerchen am Ende des Platzes, legst ein Papiertaschentuch auf den rauen, unebenen Beton, setzt dich und wartest.
    Ich sehe sie dort auf dem Mäuerchen sitzen, und mir ist sofort klar, dass es für eine Verabredung keinen unpassenderen Ort geben kann als die Rosticceria Il Fagiano. Das heißt, gewusst habe ich es schon vorher, aber jetzt ist es sonnenklar.
    Ich bin schon ganz in ihrer Nähe, als mir das Dröhnen eines Ford Focus fast die Eingeweide zerreißt. Das Auto hat hinten einen Mordsspoiler, an den Seiten schießen aufgesprühte Flammen hoch, und quer über der Windschutzscheibe steht KÄMPFEN BIS ZUM SIEG. Ich sehe das alles aus den Augenwinkeln, versuche aber, mich ganz auf Tiziana zu konzentrieren, die da vorn sitzt und mit dieser ganzen Szenerie nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.
    Ich gehe auf sie zu, und ja, den rechten Arm habe ich in die Tasche meiner Jeans gesteckt. Dafür gibt es allerdings einen Grund. Wenn ich sehr angespannt bin oder bei sehr feuchter Luft tut mir die Hand weh. In den Fingern spüre ich einen stechenden Schmerz, und die Handfläche juckt. Ja genau, die Hand, die ich nicht mehr habe.
    Das kommt vor, man nennt das Phantomschmerz. Damals im Krankenhaus habe ich eine alte Frau kennengelernt, die als Kind einen Minensplitter in den Fuß bekommen hat. Im Alter musste ihr wegen Durchblutungsstörungen das ganze Bein amputiert werden, trotzdem konnte sie nachts oft nicht schlafen, weil ihr der Splitter große Schmerzen verursachte. Das hat sie mir selbst erzählt, ich schwör’s. Wir sind schon eigenartig gebaut.
    »Ciao«, sage ich.
    »Ciao«, sagt sie.
    Tiziana riecht verdammt gut und trägt ein wunderschönes Kleid. Ihr zu sagen, dass sie gut riecht, ist wahrscheinlich doof, also behalte ich es für

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