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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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eine Übergangsphase oder so.
    In Liedern zum Beispiel geht man auch nicht direkt von der Strophe zum Refrain über. Das würde keinen Sinn machen, man braucht eine Überleitung, die einen mitnimmt und rüberträgt, bevor der Refrain einsetzt und dann freien Lauf hat. Diese Überleitung heißt bridge , denn es ist eine Brücke, die von der normalen Welt der Strophen zum Paradies des Refrains führt, wo die Musik lauter und voller ist und einem nicht mehr aus dem Kopf geht.
    Und jetzt, während sich Tiziana zum Herd runterbeugt, um den kalten Reis aufzuwärmen, wo ist jetzt diese Brücke? Ich sehe sie nicht, ich höre sie nicht – muss ich annehmen, dass es gar keine gibt? So geniale Gruppen wie Black Sabbath oder Motörhead kümmern sich einen Dreck um Überleitungen, sie setzen sich über alle Regeln hinweg und machen irre Songs, die ohne Brücke und ohne Überleitungen auskommen. Also gehe auch ich direkt meinen Weg, ja, ich bin der Frontmann von Metal Devastation, und nichts kann mich aufhalten! Yeah, yeah, yeah!
    Deshalb stürze ich mich jetzt auf Tiziana vor dem Herd, und obwohl ich nur eine Hand habe, greife ich nach allem, was es zu greifen gibt. Ich fasse an ihre Brüste, drücke mich an ihren Rücken und reibe mich an ihrem Hintern, ich zieh ihr den Rock hoch, lasse meine Jeans runter und beiße sie fest in den Nacken. Sie schnellt hoch und zuckt zusammen, versucht, mich zu stoppen, und schreit, aber eine Sekunde später ist sie wie verwandelt. Sie hat Feuer gefangen, umfasst meine Hüften, schmiegt sich an mich und sagt Ja, oh ja, genau so und nimmt meine Hand und bewegt sie über ihren ganzen Körper und den Busen und die Schenkel und dann dorthin, wo es warm und feucht ist, und Tiziana stöhnt und windet sich und sagt O mein Gott, was bist du nur für einer, du machst mich völlig verrückt, diese armseligen Nullen in meinem Alter sind doch alles impotente Schwuchteln, o mein Gott, oh ja, ich bekomme ganz weiche Knie, oh ja, ja, ja …
    Aber so ist es nicht. Ich mache gar nichts, wir setzen uns und essen den kalten Reis.
    Weil alles andere gar nicht so einfach ist. Und weil ich ein Esel bin.
    »Leider ist es nicht besonders viel Reis«, sagt sie.
    »Wie bitte? Nein, nein, es ist genau richtig. Und er schmeckt gut.«
    »Ja, aber es ist zu wenig. Tut mir leid, danach überlegen wir uns noch was anderes, hm?«
    Ich schaue nicht hoch, ich trau mich nicht, ich nicke nur und starre auf den Teller. Danach überlegen wir uns noch was anderes , sagt sie. Ja, warum nicht, aber wenn du da auf mich wartest, dann gute Nacht.
    Eine SMS von Giuliano durchschneidet die Stille in der Küche.
     
    Wir sind so weit, und du? Gehen schon mal ins Excalibur. Bist du bei dieser geilen Tussi? (20:58)
    Ich stecke das Handy wieder ein. Ja, ich bin bei dieser geilen Tussi, aber alles, was ich heute Abend auf die Reihe kriege, ist ein halber Teller kalter Reis.
    Ich bin ein Idiot, der Frontmann von Metal Devastation ist ein Trottel, und bei den Frauen traut er sich gar nichts. Ich bin der Schandfleck in einer Tradition von superscharfen Sängern wie Vince Neil und David Coverdale, die sich drei Frauen gleichzeitig in ihre Garderobe kommen ließen, sie ordentlich durchfickten und dann mit einem Tritt in den Hintern und einem T-Shirt von der Band nach Hause schickten.
    Ich dagegen befinde mich hier in einer optimalen Ausgangssituation und kriege absolut gar nichts zustande. Ist ja klar, dass die Stimmung so in den Keller gehen muss. Wir kauen, und das Schweigen wird nur vom Klappern der Gabeln auf unseren Tellern unterbrochen, und dann fängt Tiziana auch noch an, von Sachen zu reden, die alles andere als sexy sind.
    »Also, ich … ähm, ich wollte mich bei dir entschuldigen wegen dieser Sache mit der Hand.«
    »…«
    »Ich meine, das neulich im Büro kam dermaßen unerwartet, dass ich in dem Moment gar nicht … Also, ich war ein bisschen überrascht. Aber dann bist du weggelaufen und …«
    »Ich bin nicht weggelaufen, ich bin gegangen.«
    »Ja, gut, aber ich wollte dir nur sagen, es ist kein Problem. Ich meine, im ersten Moment war es schon irgendwie komisch für mich, aber eine Sekunde später war das Gefühl vorbei. Du hast mir nur gar keine Zeit gelassen …«
    »Ich weiß. Das Problem ist, dass ich einem Haufen Leuten einen Haufen Zeit gelassen habe, und es hat nichts genutzt.«
    »Kann ich mir vorstellen, ja, das tut mir leid. Aber hör mal, darf ich dich fragen, wie das passiert ist? Natürlich nur, wenn es dich nicht

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