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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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mich.
    »Du hast ein sehr schönes Kleid an«, sage ich.
    »Danke. Sehr schön ist vielleicht übertrieben, ich hab’s auf dem Markt gekauft, für fünfzehn Euro, aber es ist nicht schlecht. Dein T-Shirt gefällt mir übrigens auch.«
    Ich bedanke mich. Vor meiner Verabredung bin ich noch schnell nach Hause, in mein ehemaliges Zuhause, um mir was Ordentliches anzuziehen. Diesmal war mein Vater da, und er kochte gerade das Abendessen, das hatte ich noch nie erlebt. In meinem Zimmer lag der kleine Champion auf dem Bett und schrieb. Dass er wieder einen Aufsatz fertig hat, sagte er, und ich darauf nur: Mir doch egal. Dann meinte er, ich hätte recht mit meiner Bemerkung über die Rennfahrerei, und als ich ihn fragte, was er meint, schüttelte er nur den Kopf und wiederholte, dass ich recht hätte. Ich hab mir das T-Shirt mit dem Logo von Social Distortion übergezogen und bin hierhergekommen. Zu dieser grauenhaften Rosticceria.
    »Entschuldige den Treffpunkt«, sage ich. »War doof von mir, ich wollte heute Abend in der Rosticceria essen, und als wir uns dann verabredet haben, ist mir auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.«
    »Bist du ein Fan von solchen Lokalen?«
    »Nein, das heißt, ja. Weißt du, zu Hause habe ich keinen Herd, und die ewigen Sandwiches schlagen mir langsam auf den Magen.«
    »Was soll das heißen, du hast keinen Herd, wie kocht denn deine Mutter?«
    »Ich habe keine …«
    »O Gott, verzeih mir! Aber deine Mutter … Also, du … Sag mir bitte, dass du allein lebst.«
    »Es stimmt, ich lebe tatsächlich allein.«
    »Uff …« Tiziana lächelt und scheint wieder zu atmen. »Gott sei Dank. Einen Augenblick dachte ich schon, deine Mutter wäre gestorben und meine Bemerkung wäre total daneben gewesen …«
    »Ja. Also, es stimmt, sie ist tot. Aber abgesehen davon lebe ich allein.«
    Tiziana ist wie erstarrt. »O nein, ich bin so was von doof. Bitte verzeih mir, entschuldige, ich …«
    »Aber nein, ich bitte dich. Außerdem kann ich eigentlich ganz gut kochen, ich brauche keine …«
    »Ja, verstehe, entschuldige trotzdem.«
    »Keine Ursache. Ist doch nicht deine Schuld. Das Problem ist einfach, dass ich zu Hause keine Kochgelegenheit habe und deshalb in der Rosticceria essen wollte.«
    »Verstehe.« Tiziana streicht sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und versucht, sie hinters Ohr zu klemmen. Wie gern würde ich ihr sagen, dass das nicht nötig ist, denn diese Strähne im Gesicht steht ihr ausgesprochen gut. Aber ich glaube, es wäre eine große Dummheit, sie darauf aufmerksam zu machen. Wenn ich einen Film sehe, in dem jemand so was zu einer Frau sagt, kommt mir erst das Kotzen, und dann wechsle ich den Kanal. Ich werde also den Teufel tun, ihr das zu sagen.
    »Dann wirst du also heute Abend hier essen«, stellt sie fest.
    »Ich … Ja, vielleicht. Und du?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht zu Hause.«
    »Ach so, ja. Ich weiß auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, Tiziana, habe ich nicht genau verstanden, ob wir zusammen was essen wollten oder nicht.«
    Ich habe es ausgesprochen. Was hätte ich machen sollen, Mensch, so absurd ist das doch gar nicht. Wenn zwei Menschen sich um acht Uhr abends verabreden, kann man doch leicht auf den Gedanken kommen, dass sie zusammen was essen, oder?
    Sie hätte es auch nicht so genau verstanden, gibt Tiziana zu, und deshalb hat sie ihre Mitbewohnerin gebeten, ihr einen Teller kalten Reis übrig zu lassen.
    Ich sage: »Kalter Reis schmeckt gut.« Es ist eines meiner Lieblingsgerichte. Und ihr geht es genauso. Wir lästern ein wenig über die Feinschmecker, die jetzt sofort Pfui Teufel! rufen würden, Leute, die von einer Weinprobe zur nächsten rennen.
    »Die sind doch arm dran«, sage ich. »Mit all ihren Verkostungen und Degustationen und aufwändigen Gourmetgerichten … Das Leben ist doch so schon kompliziert genug, da soll doch wenigstens unser Essen einfach bleiben, nicht? Irgendwann werden sie uns noch beibringen wollen, wie man aufs Klo zu gehen hat.«
    Tiziana lacht. Immer wenn ich befürchte, ich habe zu viel gesagt, lacht sie.
    »Seh ich genauso. Ich bin mit Männern ausgegangen, die haben mich so genervt mit ihren Trüffeln und ihrem besonderen Öl von einem bestimmten Hügel und ihrem Barrique-Wein mit einem Abgang von … Mamma mia, nicht zum Aushalten.«
    Das sagt Tiziana, und ich zwinge mich zu lachen und füge hinzu: »Was für Blödmänner«, aber in mir verkrampft sich alles. Tiziana ist mit Männern ausgegangen. Mit

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