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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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stand auf, machte einen Schritt auf Susanne Boes zu und schaute
auf sie hinunter. »Es geht hier um einen gewaltsamen Tod, Frau Boes. Mord. Ich
denke, das ist Ihnen klar.«
    »Ich … Mord?« Susanne Boes sah aus, als schreckte sie innerlich vor
Paul zurück, ihre Hände flogen zu ihrem Hals, hielten sich an ihrer Perlenkette
fest. Dennoch wirkte ihre Überraschung nicht ganz echt. »Davon hat Herr
Dietrich nichts erwähnt.«
    Anscheinend hatte Dietrich Susanne Boes nicht verschrecken wollen.
Paul nahm weniger Rücksicht. »Dann wissen Sie es jetzt«, sagte er kalt. »Wir
raten Ihnen dringend, die Wahrheit zu sagen. In Ihrem eigenen Interesse.« Sein
Ton wurde wieder freundlich, wenn seine Worte auch sarkastisch waren. »Sie
wohnen hier doch ganz nett – möchten Sie das gegen eine Gefängniszelle
tauschen?«
    »Aber ich …«
    »Mord ist kein Kavaliersdelikt. Wenn Sie den Täter decken, kann das
sehr unangenehm für Sie werden, Frau Boes.«
    Kassandra wusste nichts über die rechtlichen Konsequenzen von
Falschaussagen oder Mitwisserschaft, aber Paul hatte erreicht, was er wollte.
Susanne Boes wurde noch nervöser, knetete ihre Finger. Sie log. Das hieß immer
noch nicht sicher, dass Arnold Josef Kind ermordet hatte, aber warum sonst
hätte er Susanne Boes um ein falsches Alibi bitten sollen?
    »Sie haben für Arnold Kesting gelogen, nicht wahr?«, stellte sie
betont ruhig fest. »Warum? Hat er Sie bedroht? Falls das so ist, müssen Sie uns
das sagen. Wenn er für den Mord an Josef Kind festgenommen wird, kann er Ihnen
nicht mehr schaden.« Kassandra kam sich schlecht vor. Obwohl sie und Paul nichts
dergleichen behauptet hatten, glaubte Susanne Boes, dass sie von der Polizei
waren und entsprechend für ihre Sicherheit garantieren konnten. Nur waren sie
eben nicht von der Polizei.
    »Ich … ich …« Susanne Boes fing an zu schluchzen. »Ich habe seit Freitag
keine ruhige Minute mehr. Ich wollte, ich wäre Arnold nie begegnet!« Tränen
rollten über ihre Wangen und verschmierten das sorgfältige Make-up. Sie stand
auf, ging zum Fenster und starrte hinaus auf den Platz und das Rathaus
gegenüber.
    Kassandra wollte etwas sagen, doch Paul hielt sie mit
einer Handbewegung zurück.
    »Arnold rief mich letzten Dienstag an und bat mich, jedem, der
fragt, zu sagen, dass wir diese Nacht zusammen verbracht haben. Er hat
behauptet, es ginge um eine unangenehme Sache, in die er zwar nicht direkt
verwickelt sei, bei der man aber sehr wahrscheinlich an ihn denken würde.
Dummerweise wäre er allein gewesen, entsprechend brauchte er einen Zeugen.«
Susanne Boes verfiel in Schweigen und starrte weiter aus dem Fenster. Eine
Kirchturmuhr schlug zwei Uhr.
    Dienstag, dachte Kassandra. Arnold hatte aus dem Krankenhaus heraus
verflixt schnell reagiert. Er musste sofort begriffen haben, wie dringend er
ein Alibi brauchte, nachdem er von Kassandra erfahren hatte, dass die Polizei
auch wegen Josef Kind mit ihm sprechen wollte. War er erstaunt gewesen, dass
erst Dietrich ihn endlich danach gefragt hatte? Oder hatte er damit gerechnet,
dass Menning das regelte, und Susanne Boes nur für den Fall der Fälle aus dem
Hut gezaubert?
    »Ich weiß, wie sich das anhört«, fuhr Susanne Boes fort. »Schön
dämlich von mir, ihm den Gefallen zu tun. Mir war aber nicht klar, dass ich es
gleich mit der Polizei zu tun bekomme, ich dachte, es ging um eine private
Sache. Erst nachdem Ihr Kollege am Freitag hier
auftauchte, habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, und
herausgefunden, dass in der fraglichen Nacht dieser Kunstexperte ermordet
wurde. Da war es zu spät.«
    »Verzeihung, Frau Boes, bitte erzählen Sie keinen Unsinn«, sagte
Paul, sein Tonfall anfangs höflich, am Ende des Satzes hart. »Ich glaube Ihnen
gern, dass Sie erst nachträglich erfahren haben, warum Kesting dieses Alibi von
Ihnen wollte. Aber als Ihnen klar wurde, worum es ging, wäre die einzig
logische Vorgehensweise gewesen, Herrn Dietrich zu benachrichtigen,
wenn Sie nicht in Schwierigkeiten geraten wollten. Sie haben das
nicht getan – entweder weil Sie von Kesting bedroht wurden, oder weil er Ihnen
für Ihre Lüge etwas geboten hat.«
    Susanne Boes zog den Kopf zwischen ihre Schultern, als wollte sie
sich ganz klein machen. Sie drehte sich um und richtete ihre stockenden Worte
einzig und allein an Kassandra. »Arnold und ich sind uns vorletzten Freitag zum
ersten Mal seit damals begegnet, in Potsdam, bei gemeinsamen Freunden, die ich
lange nicht gesehen hatte. Es war für

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