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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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oder wegen der Nachrichten über Dietrich. »Ist das
gut oder schlecht?«
    »Er lebt. Das ist immerhin etwas«, sagte Paul und zog seine Jacke
aus, die er Kassandra kommentarlos überhängte.
    Jonas wandte sich ab, der See zu. »Gibt es noch was, was wir tun
können?«
    Kassandra fühlte Pauls Jacke schwer und warm auf ihren Schultern
liegen. »Wir müssen auf Susanne Boes warten. Falls sie sich bereit erklärt, zur
Polizei zu gehen, haben wir …« Sie stockte.
    »… eine Chance«, vollendete Jonas den Satz.
    »Wirklich?«, fragte Kassandra. Mit einem Mal war die Erinnerung
wieder da an das Problem, das sie am Nachmittag einen kurzen Moment lang nur
erahnt hatte. »Wenn Susanne Boes bei der Rostocker Kripo aussagt, wäre es zwar
unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass sie auf jemanden trifft, der mit
Menning gemeinsame Sache macht. Zumindest würden sich die Beamten aber
natürlich mit der Mordkommission in Anklam in Verbindung setzen und zwangsweise
bei Menning landen, weil der den Fall bearbeitet. Können wir das überhaupt
riskieren, solange wir nicht wissen, wem wir trauen können?«
    »Mir fiele da jemand ein«, sagte Jonas langsam. »Jemand, der so
furchtbar korrekt ist, egal unter welcher Flagge, dass mir die Gefahr der
Korruption sehr gering erscheint.« Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln
aus, als habe er einen unverschämt guten Witz gerissen.
    »Wen meinst du?«, wollte Kassandra ratlos wissen.
    »Heinz«, sagte Paul beinah gleichzeitig. »Jonas, du bist verrückt,
das können wir nicht tun.«
    »Warum nicht? Er ist die Idealbesetzung, er hat …«
    »Blödsinn! Er hat keinerlei Kontakt zur Mordkommission in Anklam«, widersprach
Paul unwillig, »und selbst wenn, wüsste er genauso
wenig wie wir, wer vertrauenswürdig ist. Heinz ist seit zwei
Jahren nicht mehr im Dienst.«
    »Woher willst du wissen, dass er keinen Kontakt hat?«, gab Jonas
zurück. »Jungs Job war für ihn mehr als nur ein Job, auch wenn er nie die große
Karriere gemacht hat. Ich wette, er kennt noch eine Menge Kollegen. Man kann
außerdem von ihm sagen, was man will, er hat eine ganz gute Menschenkenntnis,
wenn er Leute nicht gerade mit Wut im Bauch betrachtet wie die arme Kassandra.«
    »Er ist auf Larsen reingefallen, das zeugt nicht gerade von guter
Menschenkenntnis«, sagte Paul.
    »Das sind sehr viele andere Leute mit ihm. Außerdem weißt du genau,
in welche Zeit das fiel. Er hatte eine Menge Sorgen. Wahrscheinlich war er
froh, dass sich an irgendeiner Ecke mal was Positives aufzutun schien.«
    »Mag sein«, gab Paul zu. »Aber darum geht’s hier letztlich ja gar
nicht. Heinz ist einfach zu lange raus. Ich halte das für ein gefährliches
Vabanquespiel, wir können unmöglich …«
    Jonas ließ ihn nicht ausreden. »Fällt dir was Besseres ein? Wir
kennen niemanden sonst, der mit der Polizei zu tun hat. Jetzt lass doch mal die
alten Geschichten und denk rational! Du bist …«
    Paul machte einen Schritt auf Jonas zu, der sofort abbrach. Trotz
der Dunkelheit konnte Kassandra erkennen, dass sich Pauls Ausdruck verändert
hatte. Ärger spiegelte sich darin wider, und er sprach lauter als zuvor. »Das
hat absolut gar nichts mit irgendwelchen alten Geschichten zu tun! Ich habe
gesagt, weshalb ich Heinz für ungeeignet halte, und dabei bleibe ich.«
    »Erzähl mir bloß nicht, dass du mit Jung keine Probleme mehr hast,
nur weil das eine Ewigkeit her ist. Du kannst nicht vergessen, das ist es
nämlich!«
    Paul blitzte Jonas an. »Du musst schon mir überlassen, was ich
vergesse und was nicht«, sagte er mit kaum unterdrücktem Zorn. »Wenn ich sage,
dass meine Einwände nichts mit damals zu tun haben, kannst du mir glauben oder
es lassen. Es ist mir gleich.«
    »Dann nenn uns eine vernünftige Alternative! Du bist ein sturer
Dickkopf, Paul! Weshalb glaubst du eigentlich, dass du immer recht hast?«
    »Wie bitte? Tu mir einen Gefallen und komm runter, ja?
Du weißt ja nicht mehr, was …«
    »Hört auf!« Kassandra hatte hilflos danebengestanden und zugesehen,
wie der Streit eskalierte, ohne zu wissen, worum es ging. Sie stritten nicht
wirklich über Heinz Jung. Es schien vielmehr, als breche etwas aus ihnen
hervor, was schon längere Zeit geschwelt hatte. Vielleicht war es falsch, dass
sie dazwischenging, vielleicht mussten sie das austragen. Aber
nicht jetzt. Sie befürchtete, dass Dinge gesagt werden könnten,
die nie mehr zurückzunehmen wären.
    Paul fuhr herum, und auch Jonas’ Aufmerksamkeit richtete sich

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