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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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auf
Kassandra.
    »Es hat wenig Sinn, diese Nacht noch zu einer Einigung kommen zu wollen«,
sagte sie. »Möglicherweise beruhigt ihr euch ja bis morgen, dann können wir
weiterreden.« Sie wartete auf eine Erwiderung, aber Jonas und Paul blieben
stumm. Sie sahen sich auch nicht an, es war, als stünde eine
Mauer zwischen ihnen. »Einverstanden?«, drängte sie.
    »Meinetwegen«, stimmte Jonas verhalten zu.
    »Gut.« Paul würdigte Jonas keines Blickes, nickte nur Kassandra zu,
bevor er davonging.
    Sie schaute ihm hinterher. Dieses Gefühl, ihn vor etwas schützen zu wollen, war wieder da. Unwillkürlich machte sie einen Schritt in
seine Richtung.
    Jonas hielt sie zurück. »Lass ihn«, meinte er rau. »Paul ist eine
Seele von Mensch. Aber nicht in dieser Stimmung.«
    »In die hast du ihn ja wohl erst gebracht. Wolltest du ihn
absichtlich verletzen?«
    »Ich hab ihn nur daran erinnert, dass es besser ist zu vergessen.«
    »Vielleicht hättest du ihn dann lieber nicht … erinnert.« Kassandra
ließ Jonas stehen und folgte Paul, der den unbeleuchteten Weg hinter den Dünen
eingeschlagen hatte.
    Er hörte sie kommen und drehte sich um. »Was willst du?«, fuhr er
sie an. Kassandra erschrak. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er seine Wut
auf sie übertrug.
    »Deine Jacke.« Sie hielt sie ihm hin.
    Paul erwiderte nichts, nahm auch nicht die Jacke. So standen sie da,
hinter den Dünen krachten unvermindert die Wellen, für eine halbe
Minute sagte niemand ein Wort. »Na los, warum fragst du nicht
endlich?«, forderte Paul sie schließlich fast aggressiv auf.
    Kassandra wusste sofort, dass er die alte Geschichte meinte, auf die
Jonas angespielt hatte. Den Gefallen würde sie ihm nicht tun. »Meinst du, ich
könnte heute wieder bei dir übernachten?«
    Verblüfft starrte Paul sie an. Anspannung und Aggressivität wichen aus seinem Gesicht und seiner Stimme. »Kassandra, Liebes …« Er lachte leise, nahm die Jacke und legte sie wieder um ihre Schultern. »Hab
ich schon erwähnt, dass du unglaublich bist?«
    »Unvergleichlich war das Wort, das du letztes Mal benutzt hast.«
    »Und da ich ja bekanntlich immer recht habe, solltest du nicht
widersprechen.« Er klang nicht mehr wütend, eher amüsiert.
    Wie sich wenig später herausstellte, hatte Paul das
Bett noch nicht wieder neu bezogen, er
bestand darauf, auch die zweite Nacht auf dem Sofa zu schlafen.
Bald war es dunkel im Haus.
    »Willst du wissen, was da ist zwischen Heinz und mir?«, fragte Paul
plötzlich von unten.
    Kassandra setzte sich auf. »Wenn du’s mir sagen möchtest.«
    Paul zögerte nur kurz. »Jonas hat recht, die Geschichte ist uralt, ich hätte sie längst vergessen sollen, aber manche Dinge sind schwer
zu vergessen. Was passiert ist, ist nicht Heinz’ Schuld, sondern
meine.« Er seufzte und verlor sich wohl kurze Zeit in der Vergangenheit.
»Ich war noch sehr jung und sehr verliebt. Sie hätte mir das Wichtigste in
meinem Leben sein müssen. Aber es gab anderes, das wichtiger schien. Vielleicht
wichtiger war. Ich weiß es nicht, damals … war es so.«
    »Karin?« Kassandra hörte, wie Paul sich bewegte, seine Bettdecke
raschelte.
    »Hat Jonas dir das erzählt?«
    »Nein. Ich musste an ein paar Dinge denken, das Gespräch über Heinz
Jungs Frau, du hast ein bisschen seltsam dabei geklungen. Dazu deine Bemerkung
heute, dass Zeit bei der Liebe ihre Bedeutung verliert.«
    »Das … Ja, Karin. Während ich mit anderen Dingen beschäftigt war,
stellte sie fest, dass sie nicht damit klarkam, wie ich mein Leben führte.
Es war nicht, was sie wollte, sie hatte sich was anderes vorgestellt.
Das fand sie bei Heinz.«
    Kassandra konnte sich beim besten Willen nicht denken,
was eine Frau bei Heinz Jung fand und bei Paul vermisste.
Abgesehen vielleicht von … »Was waren das für Dinge, die du so wichtig
fandest?«, fragte sie vorsichtig.
    »Was glaubst du?«
    »Plakate aufhängen oder beschmieren? Volksgenossen beleidigen? Gegen
den Arbeiter- und Bauernstaat hetzen? Subversive Bücher
lesen?« Paul schwieg so lange, dass sie hinzufügte: »Ich nehme
an, das war’s, womit du deinen Vater in Teufels Küche gebracht hast:
politisch-ideologische Diversion. Kann nicht gut angekommen sein,
dass der Sohn eines Professors einer renommierten Hochschule der DDR sich so aufführt.«
    Paul schwieg immer noch. Womöglich hatte sie alles falsch verstanden, aber das waren die Schlüsse, zu denen sie im Laufe der Zeit
gelangt war.
    »Haben sie dich eingebuchtet?«, fragte

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