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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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es Kassandra heraus, gleichzeitig erschrak sie.
Sie hätte weniger Wein trinken sollen.
    »Du warst auf einer von Sven Larsens Partys? Ich nehme an, ich
sollte lieber nicht fragen, wie du da hingekommen bist.« Eine ganze Reihe von
Emotionen spiegelte sich auf Jonas’ Gesicht wider.
    Kassandra erinnerte sich sehr deutlich an die Gerichtsverhandlungen,
bei denen die Partys genauso zur Sprache gekommen waren wie die stets
anwesenden Damen mit besonderen Talenten für Svens
»Geschäftsfreunde«. Sie erriet Jonas’ Gedanken. »Ich war keine
Professionelle. Ich war was viel Schlimmeres.«
    Jonas betrachtete sie stirnrunzelnd, dann stand er auf und knipste
die Deckenbeleuchtung an. Wieder betrachtete er sie gründlich. Kassandra ließ
es über sich ergehen. Sie und Jonas waren einander bei ihrem ersten Besuch in
Wustrow begegnet, nur kurz, aber sie hatte es nicht vergessen. Aus diesem Grund
hatte sie bisher jede nähere Bekanntschaft mit ihm vermieden. Ursprünglich
hatte sie sich sogar gefragt, ob es klug war, ausgerechnet das Haus neben
seinem zu kaufen – nicht ahnend, dass Jung das viel größere Problem darstellen
würde. Aber das Haus hatte gewonnen.
    Damals war Sven mit seinem Mercedes C-Klasse Coupé durch Wustrows
enge Straßen gefahren. Als er anhielt und die Tür öffnete, übersah
er einen Radfahrer, der zwar noch ausweichen konnte, aber ins
Trudeln geriet und am Kotflügel des Wagens entlangschrammte. Sven hatte den
Fahrradfahrer zusammengestaucht, der aber ruhig geblieben war und
nur ab und zu zu Kassandra rübergeguckt hatte, die peinlich
berührt danebenstand und am liebsten im Erdboden versunken wäre.
    »Kassandra Larsen«, sagte Jonas und starrte sie immer noch ungläubig
an.
    Kassandra hatte gehofft, den Namen nie mehr zu hören, vor allem
nicht hier.
    »Ich hätte dich nie wiedererkannt, wenn du das nicht
erwähnt hättest.«
    »Ja. Dumm von mir, oder?«
    »Wenn Jung das rauskriegt«, flüsterte Jonas und riss gespielt
entsetzt die Augen auf. »Du bist deines Lebens nicht mehr sicher!«
    »Ich kann das nicht so lustig finden wie du. Eine
Leiche reicht mir«, fauchte Kassandra. »Würdest du bitte für dich
behalten, was du gerade erfahren hast?«
    »Deshalb also«, sagte Jonas, ohne auf ihre Bitte zu reagieren.
»Deshalb hältst du dich aus allem raus und redest mit niemandem mehr als nötig.
Du hast Angst, dass du erkannt und in Stücke gerissen wirst. Aber warum bist du
ausgerechnet hierher gekommen?«
    Kassandra leerte ihr Glas in großen Schlucken und goss
sich nach.
    Ihr wurde schwindelig. Und ihr kamen die Tränen. Sie
merkte gar nicht, dass Jonas zu ihr rüberkam. Erst als er neben
ihr saß und ihr die Tränen wegwischte, schaute sie auf. Mit
zitternden Fingern wollte sie das Glas zurück auf den Tisch
stellen, wobei sie etwas Wein verschüttete. Jonas nahm es ihr aus der Hand.
    »Warum?«, wiederholte er.
    »Weil mich meine Vergangenheit nicht zwingen sollte, woanders als da zu sein, wo ich den Rest meines Lebens verbringen will.
Im Land zwischen den Wassern.« Kassandra schloss die Augen und begann zu
erzählen – von ihrer Vergangenheit mit Sven und davon, dass die Polizei,
speziell Dietrich, sie genau deshalb im Mordfall Ferdinand Thun auf dem Kieker
hatte. Danach schwiegen beide eine lange Zeit.
    Kassandras Wohnzimmeruhr schlug halb drei, als sie die Augen wieder
öffnete und Jonas ansah. Seinem Gesichtsausdruck konnte sie nicht entnehmen,
was er dachte.
    »Wo ist dein Büro?«, wollte er wissen.
    »Was?« Kassandra meinte, sich verhört zu haben.
    »Dein Büro. Wir müssen Thuns Anmeldezettel finden, irgendwo wird er
sein, vielleicht zwischen Papiere gerutscht. Wir brauchen etwas, um deine
Glaubwürdigkeit zu untermauern, oder du hast nie Ruhe vor diesem Dietrich.«
    »Sonst fällt dir nichts ein zu dem, was ich gerade
gebeichtet habe?«
    »Doch, sogar eine ganze Menge«, sagte Jonas mokant. »Aber wir
sollten uns erst mal dem Dringlichsten widmen, alles andere wird sich finden. Wo ist nun dein Büro? Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Kassandra ging ohne große Hoffnung voran, und sie
behielt recht. Sie suchten überall, sogar in den Ordnern in den
Regalen – nichts.
    »Zwei Möglichkeiten«, resümierte Jonas. »Entweder hat
der Mörder den Zettel an sich genommen in der Nacht, in der
er Thun herbrachte. Oder Thun hat es selbst getan.«
    »Oder ich hab ihn verbaselt.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Nein. Aber ich mag nicht daran denken, dass der Täter im Haus rumspaziert sein

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