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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kam, aber an
diesem Abend machte sie eine Ausnahme. Sobald sie Jonas auf seinem Fahrrad
kommen sah, winkte sie ihm zu – und er fragte gar nicht erst, wieso.
    »Felix war da«, stellte er fest.
    »Wer?«
    »Felix. Der Postbote.«
    » Felix Krull? Ernsthaft?«
    »Seine Eltern haben einen eigenwilligen Humor«, meinte Jonas
lachend. »Und, was ist nun drin in dem ominösen Paket?«
    »Weiß ich nicht, ich hab’s nicht angerührt.«
    »Ah«, machte Jonas. »Ich hab ja schon mal festgestellt, dass du nicht neugierig bist. Dabei ist das doch die Chance, mehr über Kind
zu erfahren.«
    »Es ist vor allem die Chance, drangekriegt zu werden wegen
Unterschlagung von Beweismitteln«, widersprach Kassandra. »Im schlimmsten
Fall würden wir vielleicht sogar wertvolle Spuren vernichten,
wenn wir uns an dem Paket zu schaffen machen. Es muss zur Polizei.«
    Jonas verschränkte die Arme vor der Brust. »Ziehen wir eben Handschuhe über, wenn du keine Spuren vernichten willst. Zur Polizei
bringen können wir es später immer noch.«
    Zweifelnd betrachtete Kassandra das Paket, das zwischen ihnen auf
dem Tisch stand. Natürlich wollte sie wissen, was drin war, und Jonas sah es
ihr an.
    »Du hast bestimmt Erste-Hilfe-Handschuhe.«
    Kassandra dachte nach. »Ich könnte sagen, ich hätte bloß den Namen meiner Pension auf dem Aufkleber gesehen und später erst
gemerkt, dass es für Kind ist …« Sie stand auf und kam mit zwei Paar
Handschuhen zurück, die sie erst überstreiften, nachdem sie den Karton
geöffnet hatten, damit ihre Erklärung glaubwürdig blieb. Zum
Vorschein kamen ein in mehrere Lagen Luftpolster gepackter
sehr alter Kunstband, ein Ausstellungskatalog und das Schreiben
eines Antiquariats aus Rostock.
    Sehr geehrter Herr Thun,
    wie vereinbart schicke ich Ihnen den Kosicki in
Erstauflage von 1912. Ich freue mich, dass es mir geglückt ist, ihn so schnell
zu beschaffen, und bedanke mich noch einmal für die sehr großzügige
Vorauszahlung. Außerdem anbei der Ausstellungskatalog, den Sie versehentlich
liegen ließen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Antiquariat G. Remmert Nachf. Giese
    »Bloß ein Kunstband«, stellte Kassandra enttäuscht fest.
    »Bloß ist gut, das Ding sieht wertvoll aus. Ich frage mich, warum
die vergessen haben, ihren Absender aufs Paket zu schreiben.«
    »War vielleicht eine Aushilfe. Die Hausnummer ist ja
auch falsch. Aber das Ganze bringt uns überhaupt nicht weiter.«
    »Immerhin wissen wir das jetzt. Die Polizei wird’s aber auch nicht weiterbringen.« Jonas griff nach dem Ausstellungskatalog. »Sieh
mal: Kind hat sich anscheinend für die Barnstorfer Kunstscheune interessiert.«
    »Komisch. Wenn er den Katalog hatte, muss er doch dort gewesen sein.
Menning und Dietrich haben sich garantiert da erkundigt, warum konnte sich niemand
an ihn erinnern?«
    »Das ist ein Katalog für eine Ausstellung, die erst morgen eröffnet wird«, sagte Jonas. »Er hat ihn also nicht einfach mitgenommen,
sondern muss auf andere Weise drangekommen sein.«
    Kassandra blätterte durch die Seiten. Die Kunstscheune zeigte in
einer Doppelausstellung Werke der Bildhauerin Tina Bodenstedt und des Malers
Arnold Kesting. Beide Namen sagten weder Kassandra
noch Jonas etwas, aber sie waren auch nicht gerade Kunstexperten. Neben einigen Abbildungen der Werke fanden sich
kurze Biografien und Fotos der Künstler hinten im Katalog.
    »Das ist aber nicht sehr respektvoll.« Kassandra deutete auf das
Foto von Arnold Kesting. Man konnte gerade noch dessen dunkle Haare und dunkle
Augen erkennen. Josef Kind hatte dem Gesicht mit einem schwarzen Kugelschreiber
eine hässliche Brille und einen wirren Vollbart verpasst. Dabei
handelte es sich allerdings nicht um eine dilettantische
Kritzelei. Die Zeichnung war gekonnt, trug sogar karikaturistische Züge. Am
Ende von Kestings Vita prangte ein dickes Fragezeichen.
    Das Foto von Tina Bodenstedt war wesentlich schmeichelhafter
umgestaltet worden. Kind hatte an ihren Zügen nichts verändert, das Bild zeigte
ein schmales Gesicht mit hellen Augen und langen
Haaren, die von einem schlichten Tuch streng nach hinten gebunden
waren, sodass man die helle Farbe nur noch erahnen konnte. Tina Bodenstedts
etwas zu groß geratener Mund lächelte nicht, sie wirkte wie die typische kühle
Blonde. Um das Foto herum hatte Kind einen üppigen Barockrahmen gezeichnet, der
einen starken Kontrast zur Distanziertheit der Künstlerin
bildete. Am Ende ihrer Vita prangte ein von mehreren Fragezeichen
umrandetes dickes

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