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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Gefühl, dass ich selbst was
tun muss, statt nur dazusitzen und zu warten. Verstehst du das?«
    Paul nickte zögernd. »Du willst das wirklich
durchziehen?« Sein Blick schien bis in ihr Innerstes
vorzudringen, als wollte er nicht nur einfach eine Antwort hören, sondern sie
fühlen. Einen Augenblick lang verspürte Kassandra das Bedürfnis, sich an Paul
zu lehnen, von ihm beschützt zu werden – und gleichzeitig absurderweise auch das Bedürfnis, ihn zu beschützen. »Kassandra?« Seine Stimme
riss sie aus ihren Gedanken.
    »Ja. Ich muss.«
    Paul sah sie unvermindert intensiv an. »Gut«, sagte er dann. »Ihr
habt meine Unterstützung, wann immer ihr sie braucht.«
    In diesem Moment kam Jonas in einem schwarzen Abendanzug herein und
zuppelte an seinem Ärmel herum. »Ich muss gewachsen sein, seit ich den das
letzte Mal anhatte.«
    Kassandra zwang sich, ihre Aufmerksamkeit von Paul auf Jonas zu lenken. »Lass mich mal.« Sie brachte seine Manschetten in Form,
rückte seine Krawatte gerade und trat zurück. »So sollte es gehen.«
    »Und was ist mit mir?« Auffordernd lächelnd streckte Paul ihr die
Arme entgegen und schaffte es damit mühelos, die eben noch bedeckte Stimmung
mit einem Schlag auf heiter zu heben.
    »Du siehst perfekt aus.« Was durchaus der Wahrheit entsprach.
Kassandra hätte Paul vorhin beinah nicht erkannt. Er trug einen blaugrauen
Anzug mit weißem Hemd und grauer Krawatte. Die Farbe des Anzugs passte exakt zu
seinen Augen, die der Krawatte zu seinen Haaren. Soweit Kassandra wusste, war
Paul nicht verheiratet, also hatte er entweder selbst einen unfehlbaren
Geschmack oder eine entsprechende Freundin. Was man von Jonas nicht behaupten
konnte. Der Schnitt seines Anzugs war seit gefühlten zwei Jahrzehnten nicht
mehr in Mode, aber er hatte sich rundweg geweigert, sich neu einzukleiden. »Für
ein paar Bilder?«, hatte er gefragt und Kassandra und Paul
gleichermaßen zum Lachen gebracht.
    Kassandra selbst steckte zu dieser Gelegenheit ausnahmsweise in
einem ihrer wenigen Kleider, schlicht, schwarz, knielang. Dazu trug sie eine silbergraue Kette aus Süßwasserperlen und flache Sandalen.
In der Kunstscheune lag Sand auf dem unebenen Boden, auf ihr einziges Paar
hochhackige Schuhe hatte sie daher verzichtet.
    »Gehen wir?«, fragte sie und hakte sich rechts und links bei den
beiden unter. Dabei dachte sie an Pauls potenzielle Freundin. Falls es die gab,
musste sie sich heute entschlossen haben, ihn allein loszuschicken.
    Entlang der schmalen Straße nach Barnstorf parkte eine
ganze Reihe Autos. Im Garten der Kunstscheune, den einige
Metallskulpturen als Dauerausstellungsstücke schmückten, leuchteten Fackeln.
Eine Menge Gäste tummelten sich dort mit Gläsern in der Hand, das Scheunentor
war noch geschlossen. Davor stand eine Frau in den Dreißigern mit
hochgestecktem Haar, randloser Brille, roter Bluse und ausgewaschenen Jeans,
die sich im Gespräch mit einer etwas jüngeren Blondhaarigen befand. In
Letzterer erkannte Kassandra sofort Tina Bodenstedt.
    Jonas jedoch deutete auf die andere. »Selbst Gerlinde
trägt Jeans, wieso darf ich nicht, was die Galeristin darf?«,
beschwerte er sich.
    »Weil auf deinen Jeans nicht das richtige Label steht«, gab
Kassandra amüsiert zurück.
    »Das sieht doch kein Mensch.«
    »Glaub mir, man sieht es.«
    Jemand sprach Tina Bodenstedt an, was die Galeristin zum Anlass
nahm, zu Kassandra, Jonas und Paul herüberzukommen.
    »Paul, wie schön, dich zu sehen! Du warst schon lange nicht mehr auf
einer unserer Vernissagen.«
    »Ich weiß, und ich hab auch ein angemessen schlechtes Gewissen. Kennst du Kassandra Voß schon? Kassandra Voß, Gerlinde Meerbusch.
Jonas muss ich dir wohl nicht vorstellen«, fügte Paul schmunzelnd hinzu.
    Gerlinde Meerbusch schüttelte lächelnd den Kopf.
»Kaum. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Jonas Zepplin im feinen Zwirn,
wer hätte das gedacht?«
    »Sehr witzig. Ist die andere Hälfte deiner
Doppelausstellung auch schon da?«, lenkte Jonas geschickt vom
Thema ab.
    Gerlinde Meerbusch schaute an ihm vorbei. »Da kommt er gerade.«
    Kassandra, Paul und Jonas wandten sich um und sahen einen Mann das
Grundstück betreten, der wie gemacht schien für einen Helden aus einem der
Romantic Thriller, die Violetta neben ihren Krimis verschlang: Arnold Kesting
war groß, er überragte sogar Paul um ein, zwei Zentimeter, wie Kassandra
bemerkte, als er auf sie alle zutrat, um die Galeristin zu begrüßen. Er hatte
markante klassische Züge, die man

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