Fischland Mord - Küsten-Krimi
dich nicht belogen. Er hatte eine Scheißangst vor dir!«
»Er hatte bestimmt auch Angst vor Tina. Trotzdem hat er ihr offensichtlich nicht gesagt, was sie hören wollte, sonst wäre er entweder
tot, oder sie hätte ihn laufen lassen, je nachdem.«
»Du kannst ihn ja noch mal ein bisschen …
nachdrücklicher fragen, um sicherzugehen!«, gab Kassandra wütend
zurück. »Was ist bloß in dich gefahren?«
»Was willst du?«, fragte Paul ebenso ungehalten. »Er hat immerhin eine Menge zugegeben, auch wenn mich nicht alles ganz überzeugt hat. Die Beschreibung von dem Kerl, mit dem die Bodenstedt
zusammen war, ist ein bisschen dürftig.«
»Na, dann geh doch zurück und …«
»Kassandra.« Paul stand plötzlich ganz dicht vor ihr.
»Glaubst du, ich hätte das getan? Glaubst du das?«
Obwohl sie erschrocken über sein Verhalten gewesen war, kam es ihr
jetzt vollkommen irreal vor. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Nein, aber du
warst sehr überzeugend.«
»Natürlich. Man lernt so einiges von der Stasi.« Für einen
Sekundenbruchteil huschte ein Lächeln über Pauls Gesicht. »Trotzdem wissen wir
immer noch zu wenig über Arnold, und ich lege Wert darauf, dass ihm eins klar
ist, solange er sich bei dir rumtreibt: Wenn er
sich irgendwas leistet, was er sich nicht leisten sollte, kriegt
er’s mit mir zu tun.« Bevor Kassandra etwas erwidern konnte, fuhr er fort: »Ich hab inzwischen mit Gerlinde gesprochen. Sie weiß nichts
von der Bodenstedt, nur dass sie sich wie Arnold irgendwo in der
Gegend eingemietet hat und entspannen wollte. Ich versuch’s über
die Ferienwohnungsvermittlungen. Leider hab ich nicht zu allen so
guten Kontakt, dass ich mit Auskünften rechnen kann. Aber zu
etlichen.« Er steckte den Stick ein, den er noch in der Hand gehalten hatte.
»Und du passt auf dich auf.«
Nachdem Paul gegangen war, klopfte Kassandra vorsichtig an Arnolds
Tür.
»Ist der Irre weg?«
»Ja, ist er. Möchtest du einen Tee oder was anderes?«
Arnold öffnete die Tür. Er sah mitgenommen aus, was vermutlich an
Pauls Behandlung und dem gebrochenen Fuß gleichermaßen lag.
»Tee wäre großartig. Vielleicht könnte ich mich auf die Terrasse
setzen? Ich brauche dringend frische Luft.«
Nachdem er sich einigermaßen bequem hingesetzt und Kassandra
einen Becher Tee vor ihn gestellt hatte, fragte er: »Wie kannst du mit so
jemandem befreundet sein?«
»Paul mag’s nicht, wenn er angelogen wird«, erwiderte Kassandra.
»Ich übrigens auch nicht. Du hast uns angelogen.«
»Reiner Selbstschutz, bitte glaub mir das.« Er seufzte. »Wo steckt
eigentlich der Dritte aus eurem Triumvirat der Mördersucher?«
»Meinen Sie mich?«, ließ sich von links eine Stimme vernehmen.
Kassandra schaute überrascht hoch. »Was machst du mitten am Tag zu
Hause? Ich dachte, du wärst mit dem Boot draußen.«
Jonas deutete auf seinen Fuß, der in einem dickeren
Verband steckte als am Vorabend. »Ich hätte gleich einen Tag
pausieren sollen. Jetzt bin ich außer Gefecht gesetzt.«
»Was haben Sie denn gemacht?«, fragte Arnold.
»Er ist auf seinem Zeesboot ausgerutscht«, erklärte Kassandra. Arnold wusste zwar durch Pauls Bemerkung, dass sie wiederum von
Tina Bodenstedts Verwicklung in seine Entführung wussten, aber er
musste nicht erfahren, dass es dazu nur durch Zufall gekommen
war.
Jonas ließ sich nichts anmerken und nickte. »Tut höllisch
weh. Leider werde ich ja nicht so gut umsorgt wie Sie. Was machen
Sie überhaupt hier? Sollten Sie nicht im Krankenhaus liegen?«
Arnold verdrehte die Augen. »Die Frage hab ich heute
schon mal gehört.«
»Komm doch rüber, Jonas«, schlug Kassandra vor. »Ihr
könnt euch über kaputte Füße und andere Dinge austauschen.« Sie
sah, dass Arnold nicht gerade begeistert war, aber Jonas griff den Vorschlag
sofort auf und saß kurz darauf bei ihnen.
»Hätte nicht gedacht, dass ein verstauchter Fuß so schlimm ist«, beklagte er sich. »Zu allem Überfluss hatten die heute früh in der Apotheke
das Schmerzmittel nicht, das der Arzt mir verschrieben hat, ich muss also
nachher noch mal los.«
»Gib mir den Abholschein, das kann ich für dich
machen«, bot sich Kassandra an. »Ich muss sowieso ein paar
Einkäufe erledigen, schließlich hab ich jetzt einen Gast mehr.«
»Ist Jung dafür verantwortlich, dass das Zimmer noch
immer frei war?«, erkundigte sich Jonas.
»Es war für diese und nächste Woche ohnehin nicht
gebucht. Falls jemand vor der Tür stand und Jung denjenigen
vergrault hat,
Weitere Kostenlose Bücher