Fischland Mord - Küsten-Krimi
zusammenbringen.«
Jonas sah an Kassandra vorbei aus dem Fenster. »Ich hab mich das
eine oder andere Mal gefragt, ob das so ist. Soll ich das nun tragisch oder
komisch finden?«
»Es tut mir leid«, sagte Kassandra leise.
»Nicht deine Schuld. Solche Dinge passieren eben. Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt.« Er lächelte ein bisschen
traurig. »Warum sagst du’s ihm nicht?«
»Wenn Paul sich Hochzeitsglocken für dich und mich in den Kopf
gesetzt hat, dürfte klar sein, dass ich ihn in romantischer Hinsicht nicht die Bohne interessiere. Es ist besser, er weiß nichts.« Kassandra
zögerte zu fragen, was sie unbedingt wissen wollte. »Danke. Ich bin
froh, dass du mein Freund bist. Bleiben willst. Trotzdem. Das
willst du doch, oder?«
Erneut schaute Jonas an ihr vorbei. »Es wäre albern, wenn ich sagen
würde, wir sehen uns besser nicht mehr. Immerhin wohnen wir nebeneinander. Und
wir haben noch diesen Fall zu klären.« Sein Blick traf wieder ihren. »Also
zurück zu Frau Bodenstedt und Herrn Kind.«
»Wenn Dietrich heute Abend kommt, soll er alles Material über Kind
mitbringen, das er hat. Wir müssen nach einer Verbindung zu Tina Bodenstedt
suchen. Wenn wir da nichts finden, können wir uns diese wilde Spekulation
abschminken.«
»Dietrich will kommen?«
Kassandra holte ihr Versäumnis nach und erzählte von Dietrichs
Anruf.
»Wir können uns hier treffen«, schlug Jonas vor.
»Nein, besser bei Paul. Wenn wir alle bei dir
auflaufen, könnte Arnold das mitbekommen.«
Jonas rief Paul an, der bei seiner Suche nach Tina erfolglos
geblieben war, während Kassandra Dietrich benachrichtigte.
»Eigentlich unnötig, dass Dietrich noch die Spurensicherung in die Schule schickt. Arnold hat zugegeben, dass die Bodenstedt da war«,
meinte Jonas anschließend.
»Dietrich muss es beweisen können, vor allem, falls
Menning etwas damit zu tun haben sollte. Wir können ihm nicht an
den Kragen, wenn es Lücken gibt.«
»Meinst du, Dietrich will diese Spuren überhaupt finden?«
»Er will nicht. Aber wenn er sie findet, wird er sie verwenden.«
19
Kassandra saß mit Arnold im Wohnzimmer. Zu ihrem Erstaunen empfand
sie das Zusammensein mit ihm ähnlich entspannend wie damals in
Prerow, und fast bedauerte sie es, als gegen halb neun Dietrich
kam und ihr polternd ins Wohnzimmer folgte. Normalerweise hätte sie gesagt, er
übertreibe, aber tatsächlich benahm er sich exakt so, wie er das früher ihr gegenüber
getan hatte. In der Tür blieb er stehen.
»Herr Kesting! Das verlorene Schaf. Wie schön, dann kann ich gleich
mit Ihnen weitermachen, wenn ich mit Frau Voß fertig bin. Würde es Ihnen
einstweilen was ausmachen, das Zimmer zu verlassen? Nicht das Haus allerdings,
wenn ich bitten darf.«
»Ich würde kaum weit kommen«, sagte Arnold und deutete auf seine
Krücken.
Dietrich lächelte boshaft. »Alles hat seine Vorteile.«
»Charmant.« Arnold humpelte hinaus, Kassandra und Dietrich hörten,
wie er in seinem Zimmer verschwand.
Trotzdem stand Dietrich sicherheitshalber auf und
spähte in den Flur. Kopfschüttelnd kam er zurück. »Nicht mehr zu
sehen.«
»Haben Sie in der Schule was finden können?«, fragte Kassandra.
»Auf den ersten Blick erstaunlich wenig, jedenfalls
dort, wo Kesting gesessen hat. Es sah aus, als sei jemand
zwischenzeitlich noch mal im Keller gewesen und hätte erneut Dinge verändert.
Unter anderem fehlte das Rohr, mit dem die Tür verklemmt war.«
»Arnold könnte das nicht geschafft haben mit seinem
Fuß. Herr Menning also? Er musste das Rohr für Ihre gemeinsame
Besichtigung des Kellers liegen lassen, damit die Geschichte stimmig blieb.
Vielleicht waren daran aber Fingerabdrücke oder sonstige Spuren. Menning hat
deshalb beim zweiten Aufräumen das Rohr mitgenommen, obwohl er bestimmt hoffte,
es würde sich kein Mensch mehr nach da unten verirren – besonders Sie nicht.«
Dietrich schaute sie unwillig an. »Das könnte sonst wer getan haben,
allen voran Tina Bodenstedt. Bitte lassen Sie HK Menning außen vor, bis wir deutlichere Hinweise gefunden haben.«
»Ich dachte, Sie tun das alles, weil es die bereits
gibt«, gab Kassandra bissig zurück.
»Ach, halten Sie den Mund!«, schimpfte Dietrich. Als
er sah, dass Kassandra auffahren wollte, riss er sich zusammen.
»Tut mir leid. Ich stehe ziemlich unter Strom. Mein Kollege von der
Kriminaltechnik war auch nicht gerade
begeistert, er kriegt diese Überstunden nicht bezahlt, sondern
tut mir einen Gefallen, ohne
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