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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sprünge.
    In Dietrichs Zögern hinein klingelte sein Handy. Er meldete sich und
hörte eine Weile zu, bis er sagte: »Ja, alles klar, ich bin unterwegs.«
Er beendete das Gespräch und reichte Paul endlich die Mappe. »Ich muss weg, leider. Dienstlich. Kann ich mich drauf verlassen,
dass diese Unterlagen Ihr Haus nicht verlassen?«
    »Hundertprozentig.«
    »Gut. Wir hören voneinander.«
    Nachdem Dietrich fort war, zog Kassandra den Lebenslauf von Tina Bodenstedt aus einem der Kataloge hervor und griff nach der
Kind-Akte. »Ich müsste die Daten von der Bodenstedt allmählich auswendig
können, aber ich hab lieber alles mitgebracht, damit ich nichts übersehe.«
    Obwohl ihr klar gewesen war, dass die Akte über Kind
sehr umfangreich sein würde, überraschte es sie doch, was der
Mann alles gemacht hatte. Das hätten sie dem Internet allein nie entnehmen
können, publicityscheu, wie er gewesen war. Kassandra widmete sich
hauptsächlich dem Zeitraum um Tinas Geburtsjahr. Während sie suchte, hörte sie
Paul sagen: »Wäre interessant, Kinds Daten mit denen von Menning zu vergleichen,
aber die wird Dietrich unter keinen Umständen rausrücken. Kann
ich sogar nachvollziehen.« Kassandra bekam nur nebenbei mit, dass
Jonas etwas erwiderte. Sie hatte was gefunden.
    »Hört mal«, unterbrach sie Jonas’ und Pauls Unterhaltung. »Die Eltern
von Tina sind beide Lehrer in Kiel. Waren sie schon, bevor Tina
geboren wurde. Ich nehme an, das wird überhaupt nur erwähnt, weil
ihre Mutter Kunstlehrerin ist.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und
zeigte auf die Kind-Akte. »1982 hatte Josef Kind für
ein Semester einen Lehrauftrag an der Schleswig-Holsteinischen
Akademie für Bildende Kunst. Die ist ebenfalls in Kiel. 1983 wurde Tina
geboren.«
    »Das, zusammen mit der Tatsache, dass beide Grünen Star haben, legt
die Vermutung nahe, dass Frau Bodenstedt senior ihrem Gatten nicht in
bedingungsloser Treue zugetan war«, meinte Jonas süffisant.
    »Es würde außerdem erklären, warum Kind auf Tinas
Ausstellungseröffnung war«, fügte Paul hinzu. »Vaterstolz.« Er griff nach dem
Telefon und hatte gleich darauf Dietrich in der Leitung. Paul stellte den
Lautsprecher an, damit Kassandra und Jonas mithören konnten.
    »Faszinierend. Falls Frau Bodenstedt auf ihrer Visitenkarte keine
zweifelsfrei identifizierbare DNS hinterlassen
haben sollte, dürften wir zumindest im Keller Spuren von ihr gefunden haben
– vorausgesetzt, dass Kesting Ihnen die Wahrheit erzählt hat. Ich
werde alles mit Kinds DNS abgleichen lassen, dann
wissen wir vielleicht mehr. Danke für den Hinweis.«
    »Keine Ursache. Wiedersehen, Herr Dietrich.« Paul
legte das Telefon zur Seite. »Wenn Kind Tina nicht erpresst hat –
wie hängt sie sonst mit drin?«
    Ein paar Minuten sagte niemand etwas. Kassandra ging in Gedanken
noch mal die Geschehnisse der vergangenen zweieinhalb Wochen
durch. »Als Mona mir erzählt hat, dass Degenhard vor Violetta was
mit Tina hatte, habe ich mich gefragt, ob er deswegen auch schon erpresst
worden war – und Tina gleich mit. Vielleicht lag ich damit gar nicht
grundverkehrt, nur dass die Rollen anders verteilt waren. Kind hat nicht
Degenhard und Tina, sondern Kind und Tina haben Degenhard erpresst.«
    Paul nickte. »Ein Team. Klingt logisch. Das bedeutet
allerdings konsequenterweise, dass uns Arnold schon wieder von vorn bis hinten
Lügen aufgetischt hat. Seine Geschichte basiert immerhin darauf, dass Tina
geglaubt haben soll, er wisse, was Kind gegen sie in der Hand hatte.« Er sah
Kassandra an. »Es gefällt mir immer weniger, dass Arnold bei dir wohnt. Jonas,
hab ein Auge auf sie, ja?«
    »Mach ich. Aber wär’s nicht vorstellbar, dass er in was reingeraten
ist, was er gar nicht durchblickt? Dass er was weiß, von dem er nicht mal weiß,
dass er es weiß? Oder dass er nur nicht durchschauen konnte, was Tina in dem
Keller in Wirklichkeit versucht hat, aus ihm herauszukitzeln – nämlich ob er
beim Rumspionieren über ihre Erpressungen gestolpert ist?«
    »Möglich. Aber ich glaub’s nicht. Kesting hat schon mehrfach
gelogen«, widersprach Paul. »Nicht zuletzt, als er behauptet hat, er und Tina
wären nie zusammen gewesen. Sein Bild und Tinas Plastik sagen das Gegenteil. Dann
weiß er auch, dass Kind ihr Vater war. Es sei denn, sie hat’s ihm
nicht gesagt – aber wenn ich die Plastik richtig deute, war sie
schwer in ihn verliebt. Da vertraut man sich doch.«
    »Und wenn sie’s selbst nicht wusste?«, fragte
Kassandra.

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