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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Überwachungskamera vom Parkplatz?«, fragte sie ohne Umschweife.
    Â»Bleiben Sie bitte dran.« Dietrich drückte sie weg und ließ sich eine halbe Minute Zeit, bis er wieder in der Leitung war. »Jetzt kann ich reden. Wenn ich Ihre Frage richtig deute, haben Sie Zweifel, dass die Frau auf dem Parkplatz Inga Lange gewesen ist. Wie kommen Sie darauf?«
    Sie erzählte von ihrem Erlebnis mit Violetta und fuhr fort: »Wenn der Parkplatz nicht gerade mit Flutlicht beleuchtet war, dürfte es nachts um Viertel nach zwei ziemlich dunkel gewesen sein, und wenn ich an entsprechende Aufnahmen denke, die man in Fernsehkrimis sieht, sind die schwarz-weiß und grobkörnig und zeigen Gestalten, die sonst wer sein könnten. Nur weil auf dieser Aufzeichnung jemand zu sehen ist, der zu Ingas Wagen ging, aufschloss und etwas herausholte, muss es noch lange nicht Inga gewesen sein.«
    Dietrich schwieg, als riefe er sich ins Gedächtnis, was er auf dem Band gesehen hatte. »Die Frau, die im Hotel eincheckte, war garantiert Inga Lange«, sagte er dann. »Das Foyer war hell erleuchtet, und Frau Langes Gesicht, ihr Tattoo am Hals, sogar ihr Ohrring, den sie auch vorgestern trug, waren deutlich zu erkennen. Die Aufzeichnung vom Parkplatz war zwar nicht grobkörnig, allerdings schwarz-weiß, und es war dunkel, das stimmt. Ihr Gesicht lag im Schatten, aber die Frau trug denselben Mantel wie ein paar Stunden zuvor beim Einchecken, dieselbe Frisur, und ich konnte vor allem einen Teil des Tattoos am Hals sehen.«
    Â»Einzelheiten?«
    Â»Nicht viele«, sagte Dietrich langsam und zögerte etwas. »Aber genug, um mich zu überzeugen.«
    Kassandra seufzte unhörbar. Sie hätte wissen müssen, dass das eine Schnapsidee war. »Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe, Herr Dietrich. Ich hab nach einem Strohhalm gegriffen.«
    Wieder schwieg Dietrich einen kleinen Moment. »Der Strohhalm ist möglicherweise tatsächlich eine nähere Untersuchung wert«, sagte er. »Ich melde mich.«
    Kassandra konnte nichts weiter tun als warten. Sie hätte gern mit Paul gesprochen und sich nach seiner Mutter erkundigt, aber sie wusste, dass er anrufen würde, sobald es etwas Neues gab – und außerdem war sie ganz froh, dass er von ihren eigenmächtigen Recherchen in Sachen Inga nichts mitbekam. Wenn sich alles als Irrtum herausstellte, brauchte er nie davon zu erfahren.
    Am frühen Abend schließlich meldete sich Dietrich. »Kann sein, dass Sie recht haben. Ich hätte aber gern, dass wir uns die Aufzeichnungen gemeinsam ansehen. Treffen wir uns im Haus von Heinz Jung? Ich kann da ohne weitere Erklärungsnöte hinkommen und meine Arbeit machen.«
    Eine Stunde später saß Kassandra wieder in Heinz’ Wohnzimmer. Sie hatte nur dort das Licht eingeschaltet, sodass das Haus von der Straße aus dunkel blieb. Während sie wartete, wanderte ihr Blick zum Bücherregal, doch sie widerstand dem Impuls, »Djamila« aus dem Regal zu nehmen und zu verbergen. Dietrich würde nicht ausgerechnet heute Abend anfangen, Heinz’ Literaturgeschmack zu überprüfen. Kurz darauf hörte sie einen Schlüssel im Schloss und schrak hoch. Sie hatte damit gerechnet, dass er klingelte, aber anscheinend konnte sich die Polizei noch auf andere Weise Zutritt zur Wohnung eines Mordverdächtigen beschaffen.
    Â»Frau Voß? Herr Freese?«, rief Dietrich durch den Flur, und Kassandra wurde bewusst, dass er mit Paul rechnete. Da trat er auch schon ins Wohnzimmer und sah sich suchend um. Kassandra bemerkte dabei zwei Dinge: Dietrichs Haare und Mantel waren feucht, er hatte demnach ein Stück entfernt geparkt und laufen müssen – und er benötigte dafür wie bereits einige Tage zuvor einen Stock.
    Â»Sie hätten sagen sollen, dass Sie Schmerzen haben, ich hätte auch nach Stralsund kommen können«, sagte Kassandra unwillkürlich.
    Dietrichs Brauen zogen sich zusammen, er guckte so finster, wie Violetta ihn beschrieben hatte. »Lassen Sie uns eins klarstellen, ja? Ich benötige weder Hilfe noch Rücksicht. Mein Bein bereitet mir keine nennenswerten Schwierigkeiten, es gibt keinen Grund, warum es Ihnen welche bereiten sollte.«
    Kassandra verkrampfte sich innerlich. Es gab sehr wohl einen Grund, und der bestand darin, dass sie sich dummerweise die Schuld an seinen Verletzungen gab. Sie wusste, dass das ebenso unsinnig

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