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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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verdrehte die Augen.
    Kassandra lachte spontan auf. »Ich wusste immer, dass Sie ein Macho sind.«
    Â»Was Sie nicht sagen.« Dietrich funkelte sie spöttisch an. »Dann heben Sie mal das Glas auf, damit wir mit unserem Programm weitermachen können.«
    Nachdem Kassandra das Glas in die Spüle gestellt und die Fliesen trocken gewischt hatte, widmeten sie sich endlich wieder dem Film auf dem Laptop, den Dietrich an die Stelle hatte zurücklaufen lassen, an der Inga – oder die Frau, die Inga zu sein vorgab – den Parkplatz betrat. Zielstrebig ging sie auf einen Wagen zu, der ein paar Meter von einer Laterne entfernt im Halbschatten stand. Sie trug denselben Mantel und dieselbe Frisur, und als sie näher kam, sah Kassandra etwas Dunkles in ihrem Nacken, ihr Gesicht blieb jedoch im Schatten. Aus dem Film wurde ein relativ klares Standbild, und sie versuchte, jede Einzelheit zu erkennen.
    Â»Sagen Sie mir, was Sie sehen.« Dietrich definierte den Bereich um Kopf und Schulter der Gestalt auf dem Bildschirm, zog den Ausschnitt größer und schärfte ihn.
    Â»Den Schlangenkopf und den Apfel mit dem Dolch von Ingas Tattoo. Nicht gestochen scharf, aber man erkennt einigermaßen, was es sein soll«, sagte Kassandra.
    Â»Das dachte ich auch, und so was sieht man ja nicht gerade häufig am Nacken einer Frau. Nach Ihrem Anruf ist mir klar geworden, dass man gerade deshalb automatisch glaubt, das Original zu sehen, obwohl es möglicherweise eine Fälschung ist. Ich habe einen Bodypainter gefragt, wie leicht es ist, ein Motiv wie dieses für das Bild einer Überwachungskamera aufzumalen und hinterher wieder zu entfernen.«
    Â»Und?«
    Â»Bei genauer Betrachtung wird sich ein Bodypainting-Motiv immer von einem Tattoo unterscheiden, aber für diesen Zweck wäre es absolut ausreichend. Je nachdem, welche Farbe man benutzt, kann das Kunstwerk ein paar Wochen halten oder nur ein paar Stunden.« Dietrich ließ den Film in dem vergrößerten Ausschnitt weiterlaufen. »Sie macht das sehr geschickt, hält ihr Gesicht ständig im Schatten und lässt das bisschen Licht, das da ist, auf das Tattoo und den Ohrring fallen.«
    Â»Das heißt, sie muss das geprobt haben«, stellte Kassandra fest.
    Â»Mit Sicherheit. Oder wir irren uns und machen uns hier lächerlich.«
    Kassandra verneinte das entschieden.
    Â»Wieso sind Sie so sicher? Können Sie durch die Bewegungen der Frau erkennen, dass das nicht Inga Lange ist?«
    Â»Nein, ich fürchte, dazu brauchen wir Paul. Ich habe für so was nicht den richtigen Blick, ich hab ja auch Violetta für Inga gehalten, und die hat sich nicht mal bemüht, jemanden nachzuahmen. Mir ist was anderes eingefallen: Inga war sicher, dass sie aus dem Schneider ist, als sie das Hotel erwähnte, dabei hätte ihr genau wie uns klar sein müssen, dass sie in dieser Nacht prinzipiell bequem nach Wustrow und wieder zurück nach Schwerin hätte fahren können. Schließlich hat sie nie behauptet, dass jemand ihren ununterbrochenen Aufenthalt im Hotel bestätigen kann.«
    Dietrich nickte. »Stimmt.«
    Konzentriert schauten beide den Film zu Ende, in dem »Inga« etwas aus dem Auto holte und ebenso zügig, wie sie gekommen war, den Parkplatz wieder verließ. Zuletzt zeigte Dietrich Kassandra die Sequenz, in der Inga – diesmal wieder ganz eindeutig Inga – am Morgen auscheckte. Danach sahen sie sich an und dachten beide dasselbe.
    Â»Wenn es nicht Inga war, wer dann?«, fragte Kassandra.
    Â»Die erste Möglichkeit, die mir einfiele, wird Ihnen nicht besonders gefallen«, sagte Dietrich.
    Â»Mona? Nein. Die war an dem Abend auf der jährlichen Feier der Goldschmiede-Vereinigung.«
    Â»Woher wissen Sie, dass sie da war?«
    Â»Weil sie’s gesagt hat.« Dann verstand sie und deutete auf das Laptop. »Können Sie damit online gehen?«
    Dietrich wählte sich ins Internet ein und ließ Kassandra ans Notebook, um die Website von »Kolbert Colliers« aufzurufen. Sie klickte auf »Ereignisse« und darunter auf »Treffen der Deutschen Goldschmiede-Vereinigung, 16. November 2011, Heidelberg«. Mona hatte Fotos der großen Abendveranstaltung eingestellt, auf der es zumindest an den sehr zahlreichen Teilnehmerinnen so funkelte und glitzerte, dass Jonas sich mit Grausen abgewandt hätte. Nach einigem Suchen entdeckte Kassandra ihre

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